ADB:Beham, Barthel

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Artikel „Beham, Bartholomäus“ von Alfred Woltmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 277–278, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beham,_Barthel&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 15:08 Uhr UTC)
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Beham: Bartholomäus B., Maler und Kupferstecher, geb. 1502 zu Nürnberg, war Schüler des Albrecht Dürer. Im J. 1524 wurde er mit seinem Bruder Sebald und mit Georg Pencz deistischer und socialistischer Ansichten angeklagt, ins Gefängniß geworfen und aus der Stadt verbannt. Herzog Wilhelm von Baiern beschäftigte ihn nun hauptsächlich und schickte ihn auf seine Kosten nach Italien, wo er sich in der Kupferstecherkunst weiter nach Marcanton ausbildete. Zweifelhaft ist, ob er eine solche Reise schon vor dem Jahre 1530 gemacht, weil seine Arbeiten schon von dieser Zeit an den Einfluß der italienischen Kunst auf das entschiedenste verrathen. Besser verbürgt ist eine spätere Reise über die Alpen; auf dieser starb er 1540 zu Venedig. Als Kupferstecher steht er unter denjenigen Künstlern, die man wegen des kleinen Formates [278] ihrer Stiche als die deutschen Kleinmeister zu bezeichnen pflegt, als einer der geistvollsten und tonangebend da; seinem Bruder H. S. Beham, Pencz, J. Bink und Anderen bahnt er erst den Weg. In der Technik zeigt er unübertroffene Feinheit und zartesten Reiz der Behandlung. In Gruppen und Gestalten aus dem täglichen Leben (Marktbäuerin, Hellebardier zu Pferde u. s. w.) schildert er schlicht humoristisch nach Dürer’s Art das deutsche Volksthum, in Madonnenbildern weiß er das Innig-Gemüthvolle der heimatlichen Auffassung mit der italienischen Grazie zu verbinden, in kleinen Allegorien, Darstellungen von Kindergenien, mehreren friesartigen Kampfscenen nackter Männer und besonders in zahlreichen ornamentalen Erfindungen zeigt er eine glänzende Herrschaft über die Formen der Renaissance, ja er nähert sich manchmal der Raphaelischen Auffassung und bleibt von dem Schwulst und der barocken Ueberfülle frei, in welche damals fast alle deutschen und niederländischen Künstler gleicher Richtung verfallen. Zu seinen größten und bedeutendsten Blättern gehören einige Bildnisse, besonders die von Karl V. und König Ferdinand (1531) und dem Kanzler Leonhard von Eck (1527). Auch als Maler steht er zunächst im Portrait auf der vollen Höhe der Schule, was uns, da seine Bilder bairischer Fürsten und Fürstinnen zu Schleißheim sämmtlich übermalt sind, namentlich durch das 1535 gemalte Brustbild des Pfalzgrafen Otto Heinrich (geb. 1502) in der Augsburger Gallerie bewiesen wird (früher irrig als Heinrich VIII. von England, gemalt von Amberger, katalogisirt). Unter seinen übrigen Gemälden ist nur eins, und zwar durch Namensbezeichnung, beglaubigt: „Das Kreuzeswunder der heiligen Helena“, sonst in der Münchener Pinakothek, jetzt in Schleißheim (1530). Aber nach entschiedener Aehnlichkeit mit diesem Werke läßt sich, nach Waagen’s Vorgang, eine ganze Anzahl von Arbeiten ihm mit Sicherheit zuschreiben. Die schönsten unter diesen Gemälden wurden für Gottfried Werner Grafen von Zimmern, für seine Besitzungen nördlich vom Bodensee, Meßkirch, Wildenstein, Zimmern, gefertigt. In der Pfarrkirche zu Meßkirch ist noch eine große, meisterhafte Anbetung der Könige zu sehen, deren Flügel sich mit den meisten andern, für den Freiherrn von Zimmern gemalten Bildern in der fürstlich Fürstenbergischen Gallerie zu Donaueschingen befinden. Unter den dortigen Arbeiten ist ein Altärchen von 1536, die Madonna in der Glorie von einem Kranze von Heiligen umringt, auf den Flügeln Stifter und Stifterin, sowie Passionsscenen, das schönste. Vortrefflich ist der heilige Bruno in der Einöde, in der Gallerie zu Stuttgart (dort fälschlich Scheuffelin genannt). Handwerksmäßigere Arbeiten der Werkstatt sind dagegen die meisten übrigen Bilder, in den Gallerien zu Berlin, Carlsruhe u. s. w. In den besseren Gemälden ist der Vortrag breit, die Farbe klar und durchsichtig, von einer Fröhlichkeit, die freilich manchmal an das Bunte streift und in welcher gewisse Töne von Strohgelb und rosigem Roth auffallen. Die landschaftliche Umgebung, meist mit saftigem Grün, pflegt mit besonderer Vorliebe behandelt zu sein. In architektonischen Scenerien herrscht eine prächtige, farbenreiche Renaissance. Der Einfluß Italiens tritt auch in der Behandlung des Figürlichen, besonders in den reinen Motiven der Gewandung, zu Tage, aber der deutsche Geist bleibt dennoch in den Charakteren lebendig. Ohne eigentlich religiöses Gefühl, zeigen sie eine Großartigkeit und Energie, in welcher der Einfluß Dürer’s nachklingt.

Joh. Neudorffer, Nachrichten u. s. w.; Sandrart, Teutsche Akademie, 1675, II. Th. 3. Buch und II. Haupttheil, II. Th. S. 79, III. Th. S. 69. A. Woltmann, Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen, Verzeichniß der Gemälde, 1870, Einleitung, S. 13 ff. Baader, Beiträge zur Kunstgesch. Nürnbergs. II. Rosenberg, S. u. B. Behaim. Leipzig 1875.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 278. Z. 1 v. u.: In dem eben erschienenen 1. Bande seiner „Les petits maîtres Allemands“ (München, Rieger 1881) gibt Ed. Aumüller die Beschreibung von 104 Blättern Barth. Beham’s und 596 Blättern Sebald Beham’s. [Bd. 12, S. 794]