ADB:Behrisch, Ernst Wolfgang

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Behrisch, Ernst Wolfgang“ von Wilhelm Hosäus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 289–290, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Behrisch,_Ernst_Wolfgang&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Beich, Franz
Band 2 (1875), S. 289–290 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Wolfgang Behrisch in der Wikipedia
Ernst Wolfgang Behrisch in Wikidata
GND-Nummer 116111631
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|289|290|Behrisch, Ernst Wolfgang|Wilhelm Hosäus|ADB:Behrisch, Ernst Wolfgang}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116111631}}    

Behrisch: Ernst Wolfgang B., geb. 1738, † 21. October 1809, Sohn des kursächsischen Hofraths Wolfg. Albr. B. in Dresden. Nach Vollendung seiner Studien erhielt er durch Gellert eine Hofmeisterstelle im gräflich Lindenau’schen Hause, wurde in dieser Stellung in Leipzig mit Goethe bekannt (vgl. Goedeke, Goethe’s Leben und Schriften S. 23 f.), und ging, als er, vielleicht nicht ohne Beziehung auf seinen Umgang mit Goethe, seines Hofmeisterdienstes entlassen war, 1767 wieder auf Empfehlung Gellert’s nach Dessau. Bis zum Jahre 1773 war er hier Erzieher des jungen Grafen Waldersee, seit 1773 (einem Br. an Wieland zufolge) Erzieher des am 27. December 1769 geborenen Erbprinzen Friedrich von Anhalt-Dessau. Er blieb unverheirathet und lebte später in Dessau mit dem Titel eines Hofraths von fürstlicher Pension. Lebhaft, geistreich, voll Witz und Laune, wohlwollend, vor allem ein Freund der Jugend, der er sich gern belehrend und erziehend annahm, dabei nicht frei von mancherlei auffallenden Eigenthümlichkeiten – so lebt er noch jetzt nach der Erinnerung der Zeitgenossen. Schon in Leipzig erkannte er Goethe’s hohen Genius (man hat seine damalige Stellung zu Goethe mit der spätern Merck’s verglichen), er hielt ihn aber von unzeitiger Veröffentlichung noch unreifer Dichtungen ab, indem er ihn dafür häufig mit kalligraphisch meisterhaften Abschriften seiner Erstlingsgedichte erfreute. Goethe widmete ihm zum Abschiede (1767) drei Oden und erwähnt ihn später in freundschaftlicher Weise in „Dichtung und Wahrheit“, wie in den „Gesprächen mit Eckermann“ (II. S. 175–178). Eine längere Reihe von Briefen Goethe’s an B., welche nach dem Tode Behrisch’s durch Vermittlung des geh. Rathes A. von Rode an Goethe zurückgelangte und wahrscheinlich von ihm später vernichtet worden ist, bezeugte das von beiden Seiten bis zuletzt treu bewahrte Verhältniß. Sonst ist von B. noch zu bemerken, daß er zuerst den Fürsten L. Fr. Franz von Anhalt-Dessau auf Basedow, den nachmaligen Gründer des Philanthropins in Dessau aufmerksam machte und eine Zeit lang mit Hofrath Dr. med. Kretschmar an der Spitze der Verwaltung der in Dessau gegründeten „Buchhandlung der Gelehrten“ stand. – Wiewol B. viel schrieb und dichtete, hatte er doch eine unüberwindliche Abneigung gegen das Druckenlassen. [290] Erschienen sind von ihm: „Bathmendi“ (ein Operntext, comp. von Frh. v. Lichtenstein), einige Gelegenheitsgedichte und ein Beitrag zu Herrn aus dem Winckell’s Handbuch für Jäger („Teutsch-franz. Wörterbuch der Jägersprache, welches die bei der Hirschjagd gebräuchlichsten Ausdrücke enthält“). Außerdem rühren von ihm noch mehrere Inschriften für Statuen in den bekannten Dessauer Gartenanlagen, Grabschriften u. dgl. her. Das Zuverlässigste über ihn enthält ein Aufsatz des Professors Dr. K. Elze in Prutz’ Deutsch. Mus. 1857, 2. Heft, S. 51 ff. – Der von Meusel im G. T. erwähnte Heinrich Wolfgang B. (1744–1825) war ein jüngerer Bruder des vorigen, ein gleichfalls begabter Mensch, der aber die Eigenthümlichkeiten des Hofrathes B. bis zur Caricatur steigerte und in Sittenlosigkeit und Tollheit verkam. Ein sehr lebendiges Charakterbild auch von ihm gibt K. Elze (im Anschluß an eine Autobiographie dieses jüngern B.) in Prutz, Deutsch. Mus. 1861, Nr. 52. S. 913 ff.