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ADB:Bessell, Willy

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Artikel „Bessell, Willy“ von Ferdinand Frensdorff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 569–570, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bessell,_Willy&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 22:39 Uhr UTC)
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Bessel: Willy (Wilhelm) B., Historiker, geb. 11. Oct. 1830 zu Wunstorf bei Hannover, † 24. März 1864 zu Hannover. Nachdem er das Lyceum seiner Vaterstadt absolvirt, bezog er Ostern 1850 die Universität Göttingen, um classische Philologie zu studiren, wandte sich jedoch bald der Geschichte zu und schloß sich als einer der ältesten Theilnehmer den von Waitz ins Leben gerufenen und geleiteten historischen Uebungen an. Ostern 1854 verließ er Göttingen, wirkte eine Zeitlang als Lehrer in der französischen Schweiz, später am Gymnasium zu Lüneburg, bis ihn ein Brustleiden im Herbst 1856 zum Aufgeben dieser Thätigkeit zwang. Im Sommer 1859 habilitirte er sich an der Göttinger Universität für die Fächer der alten Geschischte und Geographie, ohne daß ihm seine Gesundheit länger als ein Semester von seiner venia legendi wirklich Gebrauch zu [570] machen gestattet hätte. 1862 hatte sich sein Zustand so weit verschlimmert, daß er einen Aufenthalt in milderen Klimaten suchen mußte, erst in Süditalien, dann in Meran, von wo er im August 1863 in das Vaterhaus zurückkehrte. So kurz dies Leben war, so reich war es an geistiger Thätigkeit. Das Leiden, das ihn, seit er in die Mannesjahre getreten, nicht wieder verlassen hat, vermochte weder die menschliche Heiterkeit seines Wesens zu trüben, noch seinen Eifer und seine Freudigkeit in der Erforschung wissenschaftlicher Probleme zu lähmen. Sein Arbeitsfeld waren die Ausgänge der antiken Welt und ihr Zusammentreffen mit dem Germanenthum. Seine erste Schrift war die von der Göttinger philosophischen Facultät mit dem Preise gekrönte Abhandlung „De rebus Geticis“ (Gött. 1854), welche gegen die Hypothese J. Grimm’s von der Identität der Geten und Gothen gerichtet ist. Demselben Studienkreise gehören die letzten Arbeiten seines Lebens an: der Artikel „Gothen“ bei Ersch und Gruber (I. 75 S. 98–242), die Schrift „Ueber das Leben des Ulfilas und die Bekehrung der Gothen zum Christenthum“ (Gött. 1860) und ein kurzer, in den Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. I. veröffentlichter Aufsatz über einen einzelnen vielgedeuteten Ausdruck des Cassiodor. Dazwischen liegen die kleine Schrift „Ueber die Schlacht am Lokkumer Berge 16 nach Chr. Geb.“ (Gött. 1857), welche mit historischen die von B. so gern gepflegten topographischen und strategischen Forschungen verbindet, und das Buch „Ueber Pytheas von Massilien“ (Gött. 1858), in dem seine besondere Vorliebe für Untersuchungen der von den Alten überlieferten geographischen Nachrichten zum Ausdruck kommt, zugleich aber die Methode, die alle seine Arbeiten charakterisirt, am schärfsten hervortritt: eine Methode, die nicht bei einer Sonderung und Abwägung der Quellen stehen bleibt, sondern in ihre innere Entstehung einzudringen strebt und dazu alle Mittel scharfsinniger Combination und kühner Conjectur verwendet.

Zur Erinnerung an W. Bessel. Gött. 1865 (nicht im Buchhandel).