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ADB:Ersch, Johann Samuel

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Artikel „Ersch, Johann Samuel“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 329–331, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ersch,_Johann_Samuel&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 01:43 Uhr UTC)
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Ersch: Johann Samuel E., Bibliothekar, geb. am 23. Juni 1766 zu Großglogau, † am 16. Januar 1828 zu Halle a. d. S., Sohn von Eltern, deren Stand nicht näher bezeichnet wird, fand seinen frühesten Lehrer an einem älteren Bruder, Johann Gottfried († 1824 als Prediger in Wohlau), der ihm während seines ganzen Lebens nahe verbunden und ein einflußreicher Berather blieb. Schon als Schüler des Gymnasiums seiner Vaterstadt zeigte er seine [330] auf Bücher- und Autorenkunde gerichtete besondere Neigung, stiftete mit seinem Schulfreunde G. G. Fülleborn eine gelehrte Gesellschaft und arbeitete mit ihm an der Bunzlauer Monatsschrift. Fast mittellos kam er 1785 nach Halle, um Theologie zu studiren. Da ihn aber von dieser Wissenschaft nur die historisch-kritischen Theile ansprachen, so kehrte er bald zu seinen früheren Lieblingsstudien zurück, indem er anfing, ein Polyhistor zu werden, besonders aber dem litterar-historischen und geographischen Fache seinen Fleiß zuwandte. Als Mitarbeiter von Fabri, einem Universitätsfreunde seines älteren Bruders, hatte er frühzeitig Gelegenheit gefunden, als Schriftsteller in dem letzteren Fache hervorzutreten; größere bibliographische Arbeiten, insbesondere ein allgemeines Repertorium der Litteratur der J. 1785–90, dem später zwei das nächste Decennium umfassende Fortsetzungen folgten, vollendete er, nachdem er mit dem letztgenannten Gelehrten 1786 nach Jena übergesiedelt war. Um Vorarbeiten für sein Buch „La France littéraire“ (1797–1806, 3 Bde. mit 2 Supplem.) zu machen, war er nach Göttingen gekommen. Von da ward er von dem Buchhändler Klopstock, einem Bruder des Dichters, nach Hamburg berufen, lebte hier seit 1795 als Herausgeber der „Neuen Hamburger Zeitung“ und verheirathete sich daselbst. Schon zur Zeit dieses Hamburger Aufenthalts entwickelte sich der ausgebreitete Briefwechsel mit fremden Gelehrten, der in seiner litterarischen Laufbahn Bedeutung gewann. Nachdem er dann zu Ostern 1800, um bei der „Litteraturzeitung“ als Gehilfe thätig zu sein, nach Jena zurückgekehrt, ward er wenige Monate später zum Bibliothekar der Universität ernannt, erhielt auch 1802 den Professortitel und begann Vorlesungen über Geographie und Statistik zu halten. Die Uebersiedlung der „Allgemeinen Litteraturzeitung“ von Jena ward darauf die Veranlassung, daß er 1803 als ordentlicher Professor der Geographie und Statistik und als zweiter Redacteur der „Litteraturzeitung“ nach Halle kam, wo ihm 1808 auch das Amt eines Oberbibliothekars übertragen wurde. – Als akademischer Docent hielt er unter anderen Vorlesungen über neueste Tagesgeschichte, ein sogenanntes Zeitungscollegium. Seine bibliographischen Publicationen, bezüglich deren auf seinen Aufsatz: „Ueber Litteratoren und Recensenten“ im „Allgemeinen Litterarischen Anzeiger“, 1797, Sp. 1 ff. zu verweisen ist, sind mustergiltig durch Sorgfalt, Vollständigkeit und wissenschaftliche Planmäßigkeit, ausgezeichnet insbesondere auch dadurch, daß sie die modernen fremdländischen Litteraturen in den Bereich ihrer Aufgabe gezogen haben. Welche sichere Basis sie den verschiedenartigsten Studien gewährten, bezeichnete Jean Paul mit dem Ausdrucke, E. mache den musivischen Boden zu einem Bibliotheksaal. Ein Riesenwerk, das freilich nach mehr als sechzig Jahren noch immer weit von seiner Vollendung ist, die „Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste“, deren vom Februar 1815 datirte vorläufige Ankündigung von ihm unterzeichnet ist, macht seinen Namen zu einem noch heute viel genannten und ist ein dauerndes Denkmal für seinen Fleiß, seine praktische Tüchtigkeit und seine universelle Bildung, wie das Unternehmen auch das allumfassende seiner persönlichen Beziehungen zu der gleichzeitigen Gelehrtenwelt bezeugt.

Briefe von E. an K. A Böttiger und F. A. Ebert (in der Dresdener Bibliothek). Meusel, Gel. T. Schummel’s Breslauer Almanach für den Anfang d. 19. Jahrh., Th. I., Breslau 1801, S. 159. F. A. Ebert im Conversationslexikon, Bd. II. 2, Lpz. (Brockhaus) 1824, S. 257 f. Derselbe im Dresdener Litteraturblatt, 1828, Nr. 5. 6. (Hallische) Allgemeine Litteratur-Zeitung, 1828, Nr. 35 Sp. 273 ff. Jahrbücher der Geschichte u. Staatskunst, herausgegeben von K. H. L. Pölitz, 1828, Bd. I., Lpz., S. 277 ff. Beilage zur (Augsburger) Allgemeinen Zeitung, 1828, Nr. 59 S. 233 f. und Nr. 60 S. 2Z7 f. Allgemeine Encyklopädie, herausgegeben von E. und [331] Gruber, Sect. 1, Th. 37, S. 371 ff. Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller, Bd. II, Hamburg 1854, S. 200 ff.