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ADB:Fabri, Johann Ernst

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Artikel „Fabri, Joh. Ernst“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 499–501, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fabri,_Johann_Ernst&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 17:17 Uhr UTC)
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Band 6 (1877), S. 499–501 (Quelle).
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Fabri: Joh. Ernst F. (der Vorname Ehregott ist irrige Verwechselung mit dem seines Vaters), geb. 15. Juli 1755 zu Oels in Schlesien, † 30. Mai [500] 1825 als Professor der Geographie zu Erlangen, erhielt seine Schulbildung vom Vater (Joh. Ehregott), Prorector des Gymnasiums zu Oels, und ging 1776 nach Halle, Theologie zu studiren. Aber Semler’s Seminar zog ihn hier mehr zu historisch-geographischen und pädagogischen Studien. Schon 1778 schrieb er die kleine Schrift – „De άοιδοΐς“ und las 1781–86 als Privatdocent an der Universität über neuere Geographie nach Gatterer, über alte nach Oberlin, ferner ein sogenanntes Zeitungscollegium und verschiedene Philologica. Sein äußeres Leben verlief nach den Normen damaliger Dürftigkeit deutscher Professoren. Nach mehrjährigen Studien vorzugsweise für geographische Zwecke, in Göttingen unter Beirath von Blumenbach, Gatterer, Schlözer, Kästner, Lichtenberg, Beckmann u. A., in Berlin unter dem damals berühmtesten Geographen Büsching ging er 1786 auf Schütz’ Empfehlung als unbesoldeter, außerordentlicher Professor der Geographie und Statistik nach Jena. Seine Vorlesungen, namentlich das Zeitungscollegium fanden Beifall, und doch vergingen sieben Jahre ohne daß er Gehalt bezogen hätte oder auch nur zum ordentlichen Professor befördert worden wäre. Die ökonomischen Drangsale kamen mit dem Anwuchs der Familie, und so folgte F. 1794 einem Rufe nach Erlangen zur Redaction der dortigen Realzeitung, die er zehn Jahre leitete. Auch hier hielt er akademische Vorlesungen ohne amtliche Besoldung, selbst nachdem er ordentlicher Professor geworden. Der Krieg nahm später vollends alle Aussicht dazu und erst 1815 befahl König Max die monatliche Auszahlung eines festen Gehalts. So hatte F. seit 35 Jahren gelesen, war seit 28 Jahren Professor, erhielt aber erst im 60. Lebensjahre eine feste Besoldung! Und nicht genug; auch die Kränkung der Zurücksetzung kam hinzu, als nach Meusel’s Tod 1821 die besser dotirte Professur der Geschichte nicht ihm, sondern einem Andern zufiel. F. hat diese Kränkung nicht lange überlebt, er starb am 30. Mai 1825. Seine zahlreichen Schriften werden in „Neuer Nekrolog der Deutschen“, dritter Jahrgang, 1825, zweites Heft, S. 1462–64 genannt. Die wichtigsten derselben sind: „Elementargeographie“, Halle 1780–90, 4 Bde., 3. Aufl. 1794–1803; „Handbuch der neuesten Geographie für Akademien und Gymnasien“, Halle 1784–85, 10. Aufl. 1819, 2 Thle.; „Abriß der Geographie für Schulen“, daselbst 1785, 15. Aufl. 1817; „Geographisches Magazin“, Dessau und Leipzig 1783–85, 4 Bde.; „Neues geographisches Magazin“, 1785 bis 87; „Magazin für die Geographie“, Nürnberg 1797, 3 Bde. In Erlangen hatte er nur zwei selbständige Werke verfaßt, 1800 den „Abriß der natürlichen Erdkunde“ und 1808 die „Encyklopädie der historischen Hauptwissenschaften und deren Hülfsdoctrinen etc. zu akademischen Vorlesungen“. Der Geographie ist § 31–88, S. 121–351 gewidmet; der Ethnologie § 89–97, S. 351–371; der Statistik § 98–106, S. 371–392. Der Verfasser gibt, hin und wieder mit historischem Rückblicke, die zu seiner Zeit allgemeiner gültigen Ansichten über die Geographie, die er jedoch noch mehr chrestomathisch als eklektisch zusammengestellt hat. An und für sich war man zu seiner Zeit schon zu einer viel entwickelteren Auffassung der Geographie gekommen, als diejenige es ist, zu der er sich zu erheben strebt. Bei allem seinem Trachten nach philosophischer Behandlung der Begriffe der geograpischen Wissenschaft leistet er dafür sehr wenig, hat aber immer in diesem fleißigen Werke ein schätzbares Material zusammengestellt, namentlich an Definitionen, Inhaltsangaben und Eintheilungen der Geographie etc., wobei er freilich oft wunderliche Namen für einzelne Theile dieser Wissenschaft gebraucht. – Geographie ist ihm im weitern und eigenthümlichen Sinne: 1) objective (d. h. in materieller Beziehung) „diejenige historisch-homochronistische Wissenschaft, in welcher der Zustand und die Beschaffenheit unsers Planeten, der Erde, nach ihren Raumverhältnissen abgehandelt wird“, 2) subjective Erdkunde: „systematische Kenntniß von Inhalten in Betreff des Zustandes [501] und der Beschaffenheit unseres Erdkörpers“. Im engern Sinne „nennt man objectiv schon Inbegriffe, welche den Zustand und die Beschaffenheit eines kleinen oder größern Abschnittes unserer Erde betreffen, Geographie“. Er erörtert nicht wie letzteres zur Chorographie oder Topographie im Verhältniß stehe. Er erklärt aber die Geographie für eine historisch-homochronistische, selbständige Wissenschaft. In der physikalischen Geographie führt er auf: eine (generelle und particulare) Geïstik (von dieser particularen eine nesologische, orologische, planologische, oryktologische, thetische Geographie); dann eine hydroistische, atmosphärische oder meteorologische, pyroistische, elektrische, magnetische, materiologische (davon wieder eine zoologische, phytologische, mineralogische), und endlich eine anthropologische Geographie. Die politische unterscheidet er in: (mathematische, physische, politische) Topologie, (physische, anthropologische, politische) Ethnologie und politische Geographie. Diese Eintheilungen werden aber noch in viele Unterabtheilungen gespalten, gleichwie von einer alten, mittleren und neueren Geographie gesprochen und von erstern beiden Perioden anberaumt werden. Schwach und unzureichend, oft durchaus irrig sind die Grenzen dieser Theile unter sich, oder zu der Geographie überhaupt und zu verwandten Wissenschaften gezogen, – wie denn auch alle seine geographischen Schriften nicht reformatorisch, sondern nach der üblichen Gatterer-Büschingischen Schablone zusammengeschrieben waren. F. verband indeß mit unbestreitbaren Anlagen schöne und mannigfache sprachliche, historische und geographische Kenntnisse.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 3. Jahrgang 1825; Ersch und Gruber, Allgem. Encyklopädie; Memoria Joannis Ernesti Fabri etc. Norimbergae 1826, die sein Sohn, Joh. Wilh. F., Rector des Gymnasiums zu Nürnberg, verfaßt hat.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 501. Z. 25 v. o. hinzuzufügen: Dr. Kropatschek, Geschichtliche Entwickelung des geograph. Unterrichts (Sep.-Abdr. a. d. Verhandl. d. 2. deutschen Geographentages. Berlin, D. Reimer, S. 5). [Bd. 45, S. 667]