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ADB:Beyer, Hartmann

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Artikel „Beyer, Hartmann“ von Georg Eduard Steitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 597–598, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beyer,_Hartmann&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:53 Uhr UTC)
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Beyer: Hartmann B., Theologe und Mathematiker, geb. zu Frankfurt a. M. 30. Sept. 1516, starb daselbst 11. Aug. 1577. Durch Micyllus humanistisch gebildet, 1534 in Wittenberg immatriculirt, 1539 Magister, dann Privatlehrer der Mathematik daselbst (Schrift: „Quaestiones de sphaera“), wurde er 1546 als Prädicant in [598] seine Vaterstadt berufen. Hier hatte von 1525—1536 die Zwingli’sche Richtung geherrscht und im folgenden Jahrzehnt mit dem Lutherthum gerungen. Durch B. wurde der Sieg des letzteren entschieden. Er war die Seele des Widerstandes gegen das vom Rathe angenommene Interim, und als der letztere die durch das Interim gebotenen, aber während der Belagerung von 1552 abgekommenen Wochenfeste wieder zu halten befahl, trieb B. 1553 die Opposition bis zur Amtsentsetzung. Der Rath sah sich indessen genöthigt, diese nach wenigen Tagen zurückzunehmen (in dieser Zeit tröstete der starke Mann seine sterbende Frau mit freudigem Glaubensmuthe) und die bestrittenen Feiertage konnten erst 1576 eingeführt werden. Sein Streit mit dem katholisirenden Rationalisten Theobald Thamer (1552), den der Erzbischof von Mainz als zweiten Prediger an die katholische Bartholomäikirche gesetzt hatte, veranlaßte den Gegner zur schärfern Entwicklung seiner Grundsätze, in Folge dessen seine Stellung unhaltbar wurde und er selbst zur römischen Kirche übertrat. Im J. 1554, als eben Joachim Westphal von Hamburg aus den Abendmahlstreit erneuert hatte, führte Valerandus Polanus eine Schaar wallonischer Reformirter nach Frankfurt, denen bald englische und im folgenden Jahre, von Laski geführt, holländische Flüchtlinge folgten, sämmtlich aus England vertrieben. Man räumte ihnen eine Kirche ein, aber sobald ihre Richtung erkannt wurde, eröffneten gegen sie die lutherischen Prädicanten, vornehmlich B. und Matthias Ritter, den Kampf. Er wurde erleichtert durch Uneinigkeiten, die im Schoße der fremden Gemeinden selbst entstanden und die Calvin schriftlich und durch persönliches Erscheinen (1556) vergebens zu schlichten bemüht war. In der englischen Gemeinde wurde Cranmer’s Liturgie durch John Knox bekämpft, in Folge dessen der spätere schottische Reformator auf das Betreiben seiner Gegner Wittingham und Cox 1555 aus der Stadt verwiesen wurde. Dieser Streit setzte sich, als 1558 die Engländer in ihr Vaterland zurückgekehrt waren, in größeren Dimensionen in England fort und führte zur Trennung der anglicanischen und presbyterianischen Kirche. Am 22. April 1561 wurde in Frankfurt der reformirte Gottesdienst durch Rathsschluß aufgehoben; die meisten Glieder der fremden Gemeinden zogen sich nach der Pfalz und der Grafschaft Hanau: der lutherische Charakter der Reichsstadt war damit unwiderruflich festgestellt und behauptete sich bis zum J. 1806 — eine Wendung, die vorzugsweise der Energie Beyer’s, des Freundes von Westphal, Brentz, Jakob Andreä und Heßhus zuzuschreiben ist. Auch in der Gemeinde war seine Wirksamkeit bedeutend; wortkarg im Leben, entfaltete er in seinen Predigten, deren Handschriften noch in 49 Bänden auf der Stadtbibliothek aufbewahrt werden, eine hohe Kraft und Schönheit der Sprache; furchtlos bekämpfte er die Laster und die Irrlehren; den Rath schonte er so wenig, daß dieser ihn oft wegen aufrührerischer Reden verwarnen ließ. Einige antirömische Schriften hat er unter dem Namen Cephalus und Epitimius herausgegeben. Sein Sohn war der Mathematiker und Naturforscher Joh. Hartmann B., der 1625 als Arzt in Frankfurt starb.

Steitz, Der lutherische Prädicant Hartmann Beyer, Frankf. 1552.