ADB:Birkmeyer, Fritz

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Artikel „Birkmeyer, Fritz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 559–560, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Birkmeyer,_Fritz&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 16:19 Uhr UTC)
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Birkmeyer: Fritz B., Historienmaler, geboren 1848 zu Rothenburg an der Tauber, absolvirte die Lateinschule, widmete sich der Glasmalerei 1863 im Atelier des (am 12. December 1885 verstorbenen) Bernhard Mittermaier zu Lauingen, besuchte die Kunstschule zu Nürnberg und arbeitete dann wieder zu München in mehreren Glasmalereianstalten. Im J. 1868 trat B. freiwillig in das 12. bair. Infanterieregiment, machte in demselben den Feldzug 1870/71 mit, erhielt im Treffen von Coulmiers (9. November) fünf Verwundungen, an denen er ein halbes Jahr im Spital lag; militäruntauglich erklärt nahm B. die Glasmalerei wieder auf und zeichnete, namentlich im Atelier des Commerzienraths Franz Xaver Zettler, viele Cartons, sowol figürlichen wie ornamentalen Charakters, wobei ihm sein Geschick, im Stile der späteren Spitzbogenzeit und der Renaissance zu arbeiten, sehr zu statten kam. Dazu gehörte eine „Taufe Christi“, eine „Magdalena zu den Füßen des Heilands“, ein großes Fenster für Wasserburg am Inn, sieben Darstellungen aus der Lebensgeschichte des Apostels Paulus für das Ulmer Münster, für Konstanz u. s. w. Auch ein Porträt des Kaisers Wilhelm I. mit Wappenschildern und Bannerträger (1883). Außerdem lieferte B. Illustrationen zu militärischen Werken und versuchte sich nicht ohne Glück in Oelmalerei. Mit großer Begeisterung erfaßte der vielseitige Künstler die Idee des von Ludwig Stark gedichteten „Rothenburger Festspieles“ (1883), entwarf dazu Scenerien und Kostüme, auch ein Erinnerungsblatt mit der Darstellung des „Meistertrunks des Bürgermeisters“ und die Bilder zu [560] Ludwig Stark’s Dichtung „Der Jungherr von Rothenburg“ (Stuttgart 1891). Damit standen die ernsten Oelbilder „Tilly in Rothenburg“ und „Marodeure aus dem dreißigjährigen Kriege“ (in Nr. 52 „Ueber Land und Meer“ 1889) im Zusammenhang. Seine eigenen Kriegserlebnisse gestaltete B. zu Bildern, unter denen einzelne eine feine Empfindung bewiesen; doch hatte der Maler immer mit einem etwas schwerfälligen Colorit zu kämpfen. Dazu gehören eine „Friedliche Begegnung in der Kriegszeit“ (Nr. 29 „Ueber Land und Meer“ 1890), eine „Requisition“, „Baierische Soldaten vor Paris“ („Hurrah Paris!“), ein „Motiv bei Artenay“, „Reiter und Wegweiser“ (Nr. 13 ebd. 1894), „Auf Vorposten in der Christnacht“ (im „Soldatenfreund“ 1895); der ergreifende „Todesritt“ (ebd.), der „Einzug des Generals von der Tann“ („Voilà le Général de Tann“) in St. Ay a. d. Loire im November 1870 und „General von Hartmann bei Moulin de la Tour“, beide mit zahlreichem, gleichfalls porträttreuem Gefolge. Auch die Natur und Bewegungen des Pferdes hatte B. genau studirt und sich frühzeitig zu eigen gemacht, gehörte doch die Darstellung einer „Revue“ im alten Raupenhelm zu den frühesten Leistungen Birkmeyer’s. Ein „Kriegserlebniß aus Foinard“ reproducirte die „Kunst für Alle“ (vom 15. Januar 1898). Eine sehr charakteristische, friedfertige Scene gestaltete B. aus der „Münchener Wachtparade“. Als Freund heiterer Geselligkeit gastete unser Künstler gerne bei den fröhlichen Waldfesten des Gesangvereines „Germania“ und schuf ein Banner und einen „Bardenschild“, wofür er zum „Edeling“ (Ehrenmitglied) ausgerufen wurde. – Am 3. December 1897 besuchte B. die Generalversammlung der Münchener Künstlergenossenschaft; auf dem Heimwege brach er in der ersten Morgenstunde des 4. December, vom Herzschlag getroffen, zusammen; Wiederbelebungsversuche blieben vergeblich. – Eine Serie von früheren Bildern (darunter „Aelteres Militär“, eine „Revue“, baierische leichte und schwere Reiter, der Einzug König Ludwig’s I. in München bei seiner Rückkehr aus Griechenland 1835), neuere Kriegsscenen mit Turkos, Zuaven und Ulanen, auch originelle Genrescenen (Aussegnung eines todten Soldaten durch den Feldkaplan) brachte der Münchener Kunstverein (März 1898) zu Ausstellung und Verkauf. B. lieferte die Illustrationen zu den heiteren „Unter dem Raupenhelm“ betitelten Erzählungen aus dem Soldatenleben von Heinrich v. Selbitz (Augsburg 1898, in 2 Bänden). Eine große Sammlung von Waffen, Säbeln, musikalischen Instrumenten, Helmen, Tschakos und Mützen, welche B. mit bairischen, preußischen, österreichischen, französischen und türkischen Uniformen zusammengebracht hatte, ein wahrer Atelierschatz für Schlachtenmaler, wurde am 12. Mai 1898 durch F. Haunschild versteigert.

Vgl. Abendbl. 338 d. Allg. Ztg., 7. Dec. 1897. – Bericht d. Münch. Kunstver. f. 1897, S. 71. – Bettelheim, Biogr. Jahrb. Berlin 1898, S. 166. – Birkmeyers Autobiographie in: Das geistige Deutschland, 1898, S. 55. – Bei Herm. Müller-Bohn, Kaiser Friedrich der Gütige, Berlin 1900, S. 384 u. 385 als Doppelblatt der „Einzug des Generals v. d. Tann“ u. S. 390: „Schlacht bei Orléans 4. Dec. 1870, Anmarsch der 2. Baier. Division gegen den linken Flügel des Feindes“.