ADB:Bischoff, Johann Jakob
Chelius, und war mit diesem auf den Schlachtfeldern und in den Lazarethen im dänischen Kriege thätig. Am 31. August 1864 wurde er auf Grund seiner Schrift „über die Amputation im Tibio-Tarsalgelenke“ in Basel promovirt. Nachher besuchte er noch Berlin und Prag, war vom Mai 1865 bis März 1867 unter Professor Socin als Assistenzarzt der chirurgischen Klinik und der mit ihr verbundenen kleinen geburtshülflichen Abtheilung angestellt und habilitirte sich im Frühjahr 1866 auf Socin’s Veranlassung als Privatdocent für Geburtshülfe. Um sich in diesem Fache und in der Gynäkologie noch weiter auszubilden, reiste er zunächst nach Prag (Seyfert, Säxinger), Wien (Braun, Rokitansky), Großbritannien (Spencer Wells, Baker Brown, Burns, Keith, Simpson) und Paris (Depaul, Pajot). 1868 wurde er Vorstand der geburtshülflichen Abtheilung des Basler Spitals, bald darauf Extraordinarius, 1872 Ordinarius und war als solcher 1873 und 1883 Decan der medicinischen Facultät. Seine Spitalthätigkeit dauerte von 1868 bis Ende 1886. Er war nicht ganz frei von hereditärer psychopathischer Belastung, hatte 1882 das Unglück auf der Jagd durch einen Schrotschuß aus großer Nähe schwer verletzt zu werden und kam dadurch an den regelmäßigen Gebrauch narkotischer Mittel, die er auch nicht mehr los wurde. Anfang 1887 gab er wegen zunehmender Schwäche seine Stellungen auf und starb am 26. October 1892 plötzlich an Herzparalyse. Im Sommer 1868 mit Frl. Luise Burkhardt verheirathet, hinterließ er einen Sohn, der sich auch der Medicin widmete.
Bischoff: Johann Jacob B. wurde am 1. August 1841 in Heidelberg geboren; sein Vater war ein Basler. Seine Schulzeit verlebte B. in Heidelberg. Die Universität besuchte er zuerst in Basel; ging später nach Heidelberg, wurde Privatassistent vonB. war litterarisch im ganzen wenig productiv. Er hielt aber in der Basler medicinischen Gesellschaft, deren Mitglied er seit 1865, deren Präsident er 1871 war, häufig anregende Vorträge: es sind deren in 18 Jahren 31 verzeichnet. Seine Publicationen bezogen sich auf: das Eindringen der Uterussonde in die Tuben 1872, auf die Prophylaxe des Puerperalfiebers 1875, einen Fall von perniciöser Anämie in der Schwangerschaft 1879, einen günstig verlaufenen Fall von intraarterieller Infusion einer alkalischen Kochsalzlösung bei drohendem Verblutungstode 1881 und eine Notiz über die Castration 1884. – Er hatte eine neue Methode zur Beseitigung des Gebärmuttervorfalls und der Dammdefecte angegeben, war ein sehr gewissenhafter vorzüglicher Operateur, hatte eine [563] sehr ausgedehnte Privatpraxis und hat als Hebammenlehrer durch seine Curse und die jährlichen Nachprüfungen das Niveau des schweizerischen Hebammenstandes bedeutend zu heben gewußt. Eins seiner Hauptverdienste aber bleibt es, schon 1868 auf seine in England gewonnenen Erfahrungen hin das Lister’sche Verfahren, das erst 1871 publicirt wurde, von der Chirurgie auf das allerdings schwierigere Gebiet der Geburtshülfe übertragen zu haben. Seine Collegen bewunderten in ihm seinen scharfen Verstand, sein gründliches und vielseitiges Wissen, seinen Muth im Handeln, die Sicherheit seiner operativen Technik, aber noch mehr sein ideales, nobles Wesen, seine Gewissenhaftigkeit, sein Wohlwollen, seine Freude daran, Gutes zu thun und seinen Mitmenschen zu dienen.
- Dr. Oeri, Nekrolog, vorgetr. am 17. Nov. 1892 (s. Correspondenzbl. f. Schweiz. Aerzte, Jahrg. XXII, 1892) und briefl. Mittheilungen von Prof. Dr. E. Bumm-Basel.