ADB:Boldewan, Dietrich
Krabbe, Gesch. der Univ. Rostock S. 195 abgedruckte, aber 1487 gesetzte Document; worauf noch andere Rathsherren flohen. Runge erzwang Ergänzung des Rathes, durch Cooptation wurde B. Rathsherr und sofort Bürgermeister 1489. Er suchte darauf in Verhandlungen mit Städten und Fürsten in Wismar und Schwerin Frieden zu erhalten, auch erreichte Lübeck eine Aussöhnung des alten und neuen Rathes 1490, deshalb behandelte Runge mit seinem Anhange den B. als einen Verräther, ließ neue Gewaltthaten folgen; es wurde schließlich jegliches Eigenthum, ja die Selbständigkeit der Stadt unsicher. Da erhoben sich die Besitzenden und ergriffen am 9. April 1492 neun Rädelsführer, von denen B. noch selbigen Abends den Runge und Krückeberg hinrichten ließ. Sofort übernahm er dann auch die Verhandlung zur Ausgleichung mit Fürsten und Geistlichkeit, die bis zum 14. Mai unter Hülfe der wendischen Städte erreicht wurde. Rostock mußte stark zahlen, der Dom blieb, auch der neue Rath. Dietrich B. kommt noch 1499 als Bürgermeister vor, später 1530 ist Heinrich B. Rathsherr, der 1556 als Bürgermeister stirbt, während sein Sohn Michael B. in den Unruhen, welche die Errichtung der Formula Concordiae wegen der Universität zwischen Herzögen und Rath (1563) begleiteten und zu dem Vertrag von 1566 zwischen Rath und Sechzigern führten, als Aufhetzer der Sechziger am 6. August 1563 in den Thurm geworfen, sofort aber vom Volke befreit wurde. Er wird Schwager der Professoren David Chytraeus und Simon Pauli genannt.
Boldewan: Dietrich B., bald Tiete, bald Tiedtcke genannt, spielte eine Rolle in dem Aufstande gegen die Errichtung des mit der Universität zu verbindenden Domcapitels in Rostock, der am 14. Jan. 1487 gegen die anwesenden Herzöge Magnus und Balthasar, besonders aber gegen den Rath ausbrach, weil namentlich die Bürgermeister Bartold Kerkhave und Arent Hasselbeke wider den Willen der Bürgerschaft den Dom zugelassen hätten. Gleich am ersten Tage wurde der neue Domprobst Thomas Rhode erschlagen; der Aufstand unter Führung von Hans Runge setzte sich den Fürsten nachdrücklich mit den Waffen zur Wehr; es folgte der Bannstrahl und die Belagerung; die Universität wanderte aus nach Wismar und Lübeck; dann folgten Verhandlungen, daraus ein Hader um Bürgervertretung (Sechziger). Dietrich B. verlas eine förmliche Anklage gegen die zwei genannten schon 1487 geflohenen Bürgermeister 1489 (Handschr. der Rostocker Univ. Ms. Mecklenb. O. 55), wahrscheinlich das bei- Krantz, Wandalia und das Ms. Mecklenb. O 55, dann die Auszüge bei Ungnaden, Amoenit.; Krabbe, Geschichte der Univ. Rostock gibt die fernere Litteratur.[1]
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 97. Z. 5 v. u. zuzusetzen: v. Westphalen, Monum. ined. III. p. 1150 ss. [Bd. 3, S. 795]