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ADB:Bonstetten, Albert Freiherr von

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Artikel „Bonstetten, Albert von“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 133–135, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bonstetten,_Albert_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 12:03 Uhr UTC)
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Band 3 (1876), S. 133–135 (Quelle).
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Bonstetten: Albrecht v. B., Decan in Einsiedeln, † 1509. Die schweizerische Familie v. B., deren längst verschwundene Stammburg beim gleichnamigen [134] Dorfe unweit Zürich lag, erscheint schon frühe unter den Geschlechtern der „Freien“, die einst im Zürichgau saßen und hat sich – eine seltene Ausnahme unter denselben – bis auf unsere Tage erhalten. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrh. standen Bonstetten unter den Beamten und Vertrauten der Könige Rudolf und Albrecht von Habsburg; im fünfzehnten siedelte sich ein Zweig der Familie in Bern an, wo sie fortan zu denjenigen Geschlechtern unter dem Patriciat zählten, die übungsgemäß eines gewissen Vorranges genossen. Unter allen Bonstetten aber zeichneten sich vorzüglich zwei Männer aus, beide, bemerkenswerther Weise, auf dem friedlichen Felde der Litteratur, während der Staats- und Kriegsdienst die übrigen ausschließlich beschäftigte.

Albrecht v. B., geboren um 1445, war der zweite Sohn des Freiherrn Caspar, Herrn zu Uster und Werdegg in den zürcherischen Landvogteien Greifensee und Grüningen und der Freiin Luise von Hohensax im sanctgallischen Rheinthal, die ihrem Gemahl Hohensax und Gams zubrachte. Während der älteste Sohn aus dieser Ehe, Hans v. B., die im J. 1606 erloschene zürcherische Linie des Hauses gründete, der dritte, Andreas, zubenannt Roll, durch seine Ehe mit Johanna von Bubenberg nach Bern gezogen und Stammvater des dortigen noch blühenden Zweiges des Geschlechtes wurde, ward Albrecht dem geistlichen Stande und zum Eintritt ins Kloster Einsiedeln bestimmt, dem sein mütterlicher Oheim, Gerold von Hohensax, als Abt vorstand. Nachdem er den letztem auf einer Reise nach Rom begleitet, wo er noch Papst Pius II. sah und bewunderte, zählte er schon 1465 zu den Capitelsherren von Einsiedeln, deren es freilich damals – da das Stift nur Männern aus dem hohen Adel zugänglich und dieser in den schweizerischen Landschaften fast völlig verschwunden war – neben dem Abte nur noch vier gab. Allein von wirklichem Eintritt ins klösterliche Leben war für B. einstweilen noch nicht die Rede. Sein jugendliches Alter, sein gesellschaftlicher Rang, sein innerer Trieb vor allem, führten ihn zunächst auf die Bahn gelehrter Studien an den hohen Schulen der Zeit, wo er sich mit Eifer den erwachenden Bestrebungen des Humanismus anschloß und dem Studium der schönen Wissenschaften und des canonischen Rechtes oblag. 1465 hielt er sich zu diesen Zwecken in Freiburg im Breisgau, dann bis 1468 in Basel auf, und wandte sich endlich, nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Einsiedeln, wo ihm 1470 die Würde eines Decans, obwol er die Priesterweihe noch nicht besaß, übertragen wurde, nach Pavia. Vier Jahre brachte er nun in Italien, meist in Pavia zu, kehrte 1474 nach Einsiedeln zurück, u. a. eine Handschrift der Werke des Petrarca in das Kloster mitheimbringend, empfing die Priesterweihe, widmete sich fortan dem Stifte, an dessen Spitze 1480 nach seines Oheims Tode Konrad von Hohenrechberg trat, und wurde nun durch sein Leben und Wirken, insbesondere durch seine litterarische Thätigkeit zur wahren Zierde Einsiedelns und der Eidgenossenschaft. Theils in brieflichem Verkehr mit zahlreichen gelehrten Freunden, u. a. mit Niklaus von Wyle und Freiherrn Wernher von Zimmern, theils in Geschäften des Klosters, theils in schriftstellerischen Arbeiten entfaltete und verwendete B. reichlich die Früchte seiner Studien. Seine Schriften, nach Sitte der Zeit fürstlichen Häuptern oder städtischen Obrigkeiten gewidmet, erwarben ihm Ansehen, Ruhm und mannigfache Auszeichnungen, Ehren und Geschenke. Papst Innocenz VIII. ertheilte ihm besondere geistliche Vorrechte; Kaiser Friedrich III. ernannte ihn 1482 zum kaiserlichen Pfalzgrafen und Hofcaplan; König Matthias von Ungarn setzte ihm eine Pension aus; auch bei Kaiser Maximilian, bei den Königen Ludwig XI. und Karl VIII. von Frankreich, bei den Herzogen von Oesterreich und von Mailand, dem Dogen Moncenigo in Venedig, dem Grafen Eberhard von Wirtemberg genoß B. Gunst. Bern, dem er durch seinen Bruder Roll nahestand, nahm sich seiner mit Empfehlungen [135] bei auswärtigen Höfen an. In solchen Ehren beschloß B. seine Laufbahn fünf und dreißig Jahre nach seiner Heimkehr nach Einsiedeln. Er starb am 16. Februar 1509 im Alter von ungefähr 64 Jahren. – Bonstetten’s Schriften sind größtentheils erhalten geblieben und auch gedruckt. Die erhaltenen sind folgende: 1. „Beschreibung der Kriege Herzog Karls des Kühnen von Burgund“; 1477 lateinisch (Prelia Karoli) und in deutscher Uebersetzung verfaßt, den Besiegern Karls gewidmet; 1480 mit einem Nachtrage: „De provisione vacantis ducatus Burgundiae“ und andern Beigaben an Papst Sixtus IV. übersandt. Abgedruckt im: Archiv f. schweizer. Geschichte. Bd. 13. Zürich 1862. – 2. „Superioris Germaniae confoederationis urbium terrarumque situs etc.“ (gewöhnlich: „Descriptio Helvetiae“ genannt), eine Beschreibung der Eidgenossenschaft (älteste bekannte), im J. 1478 verfaßt. Abgedruckt in den Mittheilungen der Antiq. Gesellschaft in Zürich. Bd. 3. Zürich 1846 u. 1847. – 3. „Historia fratris Nicolai de rupe, heremitae underwaldensis etc.“, 1479 verfaßt; Beschreibung eines Besuches von B. bei Niklaus von Flüe; 1485 in deutscher Uebersetzung dem Rathe von Nürnberg zugesandt. Abgedruckt im Geschichtsfreund der fünf Orte. Bd. 18. Einsiedeln 1862. – 4. „Poëma de justitiae et ceterarum virtutum exilio 1479 ad Nicolaum de Wile datum“. (In Prosa.) Handschrift in der königl. Bibl. zu Stuttgart, 4°, Nr. 47, Blatt 92–101. – 5. „Leben der heiligen Idda“. Aus einem ältern deutschen Leben der Heiligen 1481 in Latein bearbeitet; 1486 in deutscher Uebersetzung der Aebtissin von Magdenau, Anna Schenk von Landegg, zugeeignet. Abgedruckt in Lirer’s Schwäbische Chronik. (Hain. 10, 116. 10, 118.) – 6. „Historia austriaca“, 1491 geschrieben. Handschriftlich in Wien, in der Vaticana und in Dresden. Theilweise (fehlerhaft) abgedruckt in Mariani Fidler Austria sacra. – 7. „Von der löbl. Stiftung des Hochw. Gotzhuses Ainsiedeln unser lieben Frowen.“ Gedr. von Hans Reger zu Ulm 1494. 4°. – In dems. Jahr erschien, wahrscheinlich auch von B. verfaßt, wenigstens durch seine Bitte an den Rath von Nürnberg veranlaßt, daselbst im Drucke: „Legende St. Menrads des h. Marterers und der Capelle zu Ainsiedeln, mit vertütschten Ablaßbriefen“, Nürnberg bei Hans Maier (ohne Jahrzahl), 4°. – Auch eine „Vita Meinradi“ gedr. bei Furter in Basel 1496, 8°, scheint von B. herzurühren. – 8. „Legende von St. Gerold“, 1504 geschrieben. Abgedr. in „Historia vom Leben und Sterben des h. Einsiedlers und Märtyrers St. Meinrad“ (von Ulrich Wittwyler), Freiburg 1577 u. 1587. Verloren sind von Bonstetten’s Schriften: 9. Die Beschreibung seiner Reise nach Rom im J. 1465 mit Abt Gerold. (Auszug in: Documenta Archivii Einsiedlensis) – 10. Eine ausführliche Geschichte von Einsiedeln, von welcher Nr. 7 Auszug zu sein scheint. – 11. „De conflictu in Sem pach“, 1479 verfaßt. Vielleicht identisch mit Nr. 2. – 12. „De emulo litterarum“, an den Kanzler Hug des Stiftes St. Gallen gerichtet. Von B. zum Druck befördert wurde 1495 das Werk: „Liber Alexandri Magni de situ Indiae ad Aristotelem“.

Ueber Bonstetten’s Leben und Schriften vergl. P. Gall. Morel, Albrecht v. B., im Geschichtsfreund der fünf Orte, Bd. 3. u. Bd. 18. Einsiedeln 1846 u. 1862. – Anzeiger für schw. Gesch. 1870, Nr. 2, S. 33. – Handschriftl. Notizen in der Bibl. von Mülinen in Bern. – (Irrig ist bei P. G. Morel, nach dem Vorgange von J. v. Müller und aller spätern, Albrecht v. B. als ein Sohn von Andreas B. gen. Roll und Großsohn des Freiherrn Caspar, statt als Bruder des ersteren und Sohn des letztern bezeichnet).