Zum Inhalt springen

ADB:Borcke, Heinrich Adrian Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Borcke, Adrian Heinrich Graf von“ von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Borcke,_Heinrich_Adrian_Graf_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Bording, Jakob
Band 3 (1876), S. 157–158 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Adrian von Borcke in der Wikipedia
Heinrich Adrian von Borcke in Wikidata
GND-Nummer 116248130
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|157|158|Borcke, Adrian Heinrich Graf von|Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld|ADB:Borcke, Heinrich Adrian Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116248130}}    

Borcke: Adrian Heinrich Graf v. B., geb. 4. April 1715 zu Stettin, † 17. April 1788 zu Stargard[1] (seinem pommerschen Landsitz); Oberhofmeister des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II. Ebenso wie sein Vater – der von Friedrich II. 1740 gegrafte, 73jährig 1741 verstorbene preuß. Feldmarschall und Staatsminister – war er ein durch Universitätsstudien vielseitig hochgebildeter Offizier. Als König Friedrich II. dem ältesten Sohn des designirten Thronfolgers nach Ablauf des sechsten Lebensjahres einen soldatischen Jugendführer gab, wählte er den im Cürassierregiment „v. Stille“ als Major dienenden B. Die desfallsig für B. vom König entworfene, vom Vater des jungen Prinzen ohne die ihm freigestellten Abänderungen oder Zusätze dankbar angenommene „Instruction“ d. d. Potsdam 24. Sept. 1751, eines der schönsten Documente zur Charakteristik des „großen Königs“, ist vollständig abgedruckt in dessen Oeuvres T. IX. – B. entsprach bestens seinen Verpflichtungen; 1752 wurde er Ehrenmitglied der Berliner Akademie, 1755 Oberstlieutenant. Bei Kriegsausbruch 1756 schlug der König in ehrender Form Borcke’s Bitte ab, zum Regiment zurückkehren zu dürfen. Ein zweites königl. Handbillet übertrug B. die Aufsicht auch über den jüngeren Bruder seines Zöglings (den Prinzen Heinrich, † 1767), weil dessen „grand gouverneur“ für den Felddienst beansprucht worden. Prinz August Wilhelm, Vater der beiden Borcke’schen Eleven, starb am 12. Juni 1758; um so wichtiger wurde deren Erziehung dem König wie B. Den 10. Decbr. 1758, Torgau passirend, sprach der König B. und die beiden jungen Prinzen. Er ließ B. an der Beförderung in der Armee participiren (22. April 1759 Oberst, 1761 Generalmajor), citirte ihn und seine zwei Prinzen 1760 ins Winterquartier Leipzig zu einem längeren Besuch (8. Decbr. 1760 bis 12. Jan 1761); schließlich berief er im März 1762 den kürzlich confirmirten ältesten Neffen nebst B. ins Hauptquartier Breslau und behielt beide bis zur eigenen Rückkehr nach Berlin (1763) an seiner Seite. Eines Tags aber im J. 1764 erfuhr der König, B. habe dem „Prinzen von Preußen“ den Grundsatz empfohlen: Ein Staat kann durch Erhaltung des [158] Friedens glücklicher gemacht werden, als durch Führung des siegreichsten Krieges. Friedrichs Gedanken über Unvermeidlichkeit der Kriegsplage sind uns bekannt (Tome IX, 143: „Vous déclamez contre la guerre etc.“, sowie T. XIV., 254). Wir wollen daher der Fama gern glauben, wenn sie hierin den Grund für Borcke’s plötzliche Entlassung von seinem Gouverneurposten fand. – B. mußte abreisen auf seine Güter. Er empfing ungeschmälert seine bisherige Besoldung (3000 Thlr. jährlich), war aber übrigens (wie Blücher, als verabschiedeter Rittmeister) dem König ein militärisch Todter. Als Landedelmann dagegen in nationalökonomischer Beziehung erwarb er sich des Königs Beachtung und Beifall. Demgemäß befahl ihn der König 1771 zu sich zur Tafel während der pommerschen Truppenschau, empfing ihn sehr gnädig und forderte ihn auf, diesen „Besuch“ (in Stargard) jedes Mal zu wiederholen. B. zeichnete sich aus durch ein sehr feines Benehmen und kaustischen Witz; er hatte im Umgang viel Aehnlichkeit mit dem ihm nahverwandten Maupertuis. 1781 begleitete B. den Monarchen von Stargard aus nach Potsdam und blieb, anläßlich des in Pommern einzuführenden landwirthschaftlichen Creditsystems, während sechs Tagen als Gast in Sans-Souci. – König Friedrich Wilhelm II. ertheilte im Decbr. 1786 seinem vormaligen Mentor ein um 11½ Jahr vordatirtes Generallieutenantspatent und den Hausordensstern „in Folge derjenigen Dankbarkeit, welche Ich beständig haben werde für den Eifer, womit Sie die Stelle bekleidet haben, die Ihnen bei Meiner Person anvertraut war“. Im nächsten Jahr, gelegentlich der Stargarder Truppenschau, folgte noch die Beförderung zum General der Cavallerie. – B. hat landwirthschaftlich gediegene und staatswirthschaftlich freimüthige Schriften verfaßt (S. Gallus, Gesch. d. Mark Brandenburg V, 116). Ueber v. Borcke’s Thätigkeit und Tüchtigkeit als Grundherr, sowie über die Stargarder[2] Bibliothek berichten Joh. Bernoulli’s „Reisen durch Brandenburg, Pommern etc.“, Leipzig 1779, Bd. 1.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 157. Z. 25 v. o. l.: Stargord; [Bd. 4, S. 794]
  2. S. 158. Z. 25 v. o.: Stargorder. [Bd. 4, S. 794]