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ADB:Boßhardt, Kaspar

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Artikel „Boßhardt, Kaspar“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 138–139, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bo%C3%9Fhardt,_Kaspar&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 07:26 Uhr UTC)
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Boßhardt: Kaspar B., Historienmaler, geboren am 1. April 1823 zu Pfäffikon (Zürich), erhielt als Kind wohlhabender Eltern eine gute Schulbildung und durch einen deutschen Lehrer die erste Anregung zum Zeichnen, wozu der anfänglich widerstrebende Vater endlich die Einwilligung gab; so ging der junge B. 1838 nach Zürich zu Ludwig Vogel und erwärmte sich an dessen glühender Vorliebe zur Behandlung der Schweizer-Geschichte. Hatte er unter diesem Meister die charakteristische Zeichnung und Composition gepflegt, so gewann mit Boßhardt’s Uebersiedlung zu Anfang der vierziger Jahre nach Düsseldorf das coloristische Element die ergänzende Pflege, insbesondere durch Schadow, Schirmer und Lessing, welcher gerade damals mit seinen Hussitenbildern begann. Unter diesen früheren und neuesten Eindrücken reifte Boßhardt’s Bild aus der Schweizer-Geschichte „Waldmann’s Todesgang“, welches der Maler auf dem Rückweg in die Heimath 1845 nach München brachte, wo es ihm so gut gefiel, daß er sich, nachdem die Regierung von Zürich seine erste Leistung angekauft hatte, in der Isarstadt bleibend niederließ. Obwol er in der Folge seine Stoffe mit großer Vorliebe seiner vaterländischen Historie entnahm (z. B. Nikolaus von der Flüe auf der Tagsatzung zu Stanz), verarbeitete er wol auch seine mehr der Düsseldorfer Romantik angehörenden Stoffe: wie „Columbus vor der Königin Isabella“, „Thomas Morus“ und „Sickingen’s Tod“ (1854). Dann warf er sich wieder mit richtiger Einsicht auf die geschichtlichen Stoffe seiner Heimath, wofür ihm selbe große Sympathien entgegenbrachte, während sein ehrliches Streben auch im „deutschen Ausland“ die verdiente Anerkennung erhielt. Dazu verhalf ihm „Hans von Hallwyl, die Seinen vor der Schlacht bei Murten zum Kampfe anfeuernd“ (1854) und der wackere Bürgermeister „Wengi von Solothurn“, welcher sich vor die Kanone stellt, um den Bürgerkrieg abzuwenden. Diese etwas schwerfällige Composition wurde durch Albert’s Photographie, durch einen Holzschnitt in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ (XXXVII. Bd., S. 464) und den ganz vorzüglichen Stich von H. Merz sehr populär. Da B., ebenso wie der Zürcher Ludwig Vogel, mit scrupulöser Gewissenhaftigkeit, sowol im Studium der Kostüme, Waffen und Localeigenthümlichkeiten, als auch mit der Gruppirung, die er recht eigentlich wissenschaftlich aufzubauen [139] liebte, zu Werke ging, so rückten seine Arbeiten verhältnißmäßig langsam vorwärts. Mit der muthigen „Bündnerin im Schwabenkrieg“ behandelte B. (1871) die bekannte Anekdote, wie durch die Geistesgegenwart einer Engadinerin das Dorf Schleins, in welches eine feindliche Streife gedrungen war, der Plünderung und Zerstörung entging. Ueber dem Bestreben, Alles wohl zu erwägen und an seinen gehörigen Platz zu bringen, jede Farbe, jedes Beiwerk sprechen und zum wirklichen Ausdruck gelangen zu lassen, verfiel B. einer rhetorischen Speculation, welche erkältend auf den Beschauer wirkt. Seine Darstellung erhielt, trotz der satten Färbung und der bis ins kleinste gehenden Vollendung, etwas Trockenes, Nüchternes, es war Alles mehr mühsam ausgeklügelt, statt primitiv empfunden. B. schuf einen ganzen Bildercyklus aus der Schweizergeschichte: die „Gefangennahme des Chorherrn Felix Hämmerlin“, „Ulrich von Hutten’s letzte Tage“, „Begegnung der St. Galler Studenten mit Luther“, „Hans Waldmann’s Abschied von seinen Mitgefangenen“. – B. sprach sehr gern von seinen „bedütenden Ufträgen“. Doch blieb ihm immer noch Zeit für verschiedene Genrebilder, z. B. „Der Liebling“ (1874, ein hübsches Mädchen beschäftigt sich mit einem Gimpel), eine „Sennerin“ (1875), „Politiker im Kloster“ (1876), ein alchymistisches „Stillleben“; dann trat er nicht mehr in die Oeffentlichkeit und verklauste sich in der einsiedlerischen Stille seines Ateliers. B. starb zu München am 10. Februar 1887.

Vgl. Beilage 182 d. Allgem. Zeitung v. 3. Juli 1887. – Kunstvereinsbericht f. 1887, S. 68. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895. I, 122. – Müller-Singer, 1895. I, 195.