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ADB:Breymann, Adolf

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Artikel „Breymann, Adolf“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 231–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breymann,_Adolf&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 07:00 Uhr UTC)
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Breymann: Adolf August Wilhelm B., Bildhauer, † 1878, wurde am 16. Juni 1839 zu Mahlum im Herzogthum Braunschweig als Sohn des Pastors Karl Ant. Ferdinand Chr. B. († am 13. Nov. 1866) geboren; seine Mutter Luise war die Tochter des Consistorialassessors und Superintendenten Hoffmann zu Nette bei Bockenem. Er erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater und befreundeten Predigern der Nachbarschaft; auch die älteste Schwester Henriette, die spätere Gattin des bekannten Parlamentariers Karl Schrader, die demnächst auf dem Gebiete der weiblichen Erziehung rühmlich hervorgetreten ist (s. diese), übte einen äußerst anregenden Einfluß auf ihn aus. Sie erkannte zuerst die bildnerische Anlage des Knaben, der in der lieblichen [232] Umgebung seines Heimathortes aufwachsend, früh Sinn und Liebe für die Natur gewann und nach der Ungebundenheit des Landlebens in den Zwang der Schule schlecht sich finden konnte. Er wurde, da der Vater im Herbst 1851 nach Watzum versetzt wurde, zu Anfang des folgenden Jahres auf das Gymnasium zu Wolfenbüttel gebracht. Seine Fortschritte hier waren mäßig. Die Familie sah bald ein, daß er für einen gelehrten Beruf, wie der Vater ursprünglich wünschte, nicht recht geschaffen sei, daß seine Anlagen ihn mehr für eine praktische oder künstlerische Thätigkeit befähigten. Man dachte an die Architektur, in der ein Vetter, Baurath B. in Stuttgart, Hervorragendes geleistet. Aber die mangelhaften Kenntnisse in der Mathematik standen hier hindernd im Wege. Um zunächst einmal den Versuch in einer praktischen Lebensaufgabe zu machen, wurde B. zu Ostern 1857 in die Werkstatt des Hofbildhauers Strümpell in Braunschweig gebracht, die er aber schon nach einem halben Jahre mit der des Professors Georg Howaldt vertauschte. Hier blieb er 1–2 Jahre und lebenslang hat er dem würdigen selbwachsenen Manne treue Anhänglichkeit bewahrt. Doch die wahre Erfüllung seines Sehnens sollte B. erst in Dresden finden. Nachdem er sich hier ein halbes Jahr lang durch Zeichenunterricht bei Professor Schurig in erfolgreichster Weise vorbereitet hatte, ward er am 1. November 1859 Schüler der Akademie, wo er sich nun mit hingebendem Eifer und eisernem Fleiße künstlerischen und kunstgeschichtlichen Studien und der praktischen Ausbildung in der Bildhauerei widmete. Zu Ostern 1861 kam er in Joh. Schilling’s Werkstatt. Dieser fand großes Gefallen an dem strebsamen Schüler, der ihm bald näher trat, seiner Schule Ehre machte und die dankbare Verehrung, die er für den Meister hegte, in der Folge, wo er konnte, durch rastlose Hülfe bethätigte. Außer zu ihm trat B. auch zu Hähnel, Schnorr von Karolsfeld, Ludwig Richter in Beziehung, und ein schöner Kreis gleichstrebender Genossen, von denen hier nur sein Freund J. Kuntz genannt sei, machte ihm den Aufenthalt in Dresden zu einem so angenehmen, daß er auch später alle Anerbietungen, sich an anderen Orten niederzulassen, entschieden zurückwies. Die erste Arbeit, die er selbständig schuf, war ein Basrelief „Der verlorene Sohn“. Dann machte er sich an eine Statue des Adam, deren Ausführung ihn niemals befriedigte, bald darauf (1866) an das Hauptwerk seines Lebens, das Standbild Heinrich’s des Löwen, zu dem er mehrere Entwürfe fertigte, bis er die Form fand, die von Kennern auf der Wiener Weltausstellung unter den Sculpturen als die bedeutendste Leistung bezeichnet wurde und seit 1874 den schönen Brunnen des Hagenmarktes zu Braunschweig krönt, für den B. die Wasserspeier und sitzenden Löwen gleichfalls modellirte, während der Aufbau des Ganzen vom Stadtbaurath Ludwig Winter in Braunschweig herrührt. 1868 schuf er die lebenswahre Büste des Bibliothekars Dr. Bethmann, die für die Wolfenbüttler Bibliothek in Marmor ausgeführt wurde. Im Herbste des folgenden Jahres trat er mit J. Kuntz die längst erwünschte Reise nach Italien an, die nahezu zwei Jahre währte und auf der besonders Florenz, Rom und Neapel besucht wurden. Die unmittelbare Frucht dieser Reise sind zwei Büsten von Kindern der römischen Campagna, die mehrmals in Marmor ausgeführt wurden, und die Statuette einer italienischen Spinnerin, die in Bronce gegossen ist. Von dem anstrengenden Studium der Reise erholte er sich den folgenden Winter in „Neu Watzum“ bei Wolfenbüttel, wo die Geschwister eine große Erziehungsanstalt für junge Mädchen begründet hatten, bei der Mutter, die hier am 2. October 1876 gestorben ist. Im Frühjahr 1872 begab sich B. wieder nach Dresden, um bald darauf nach London zu reisen, wo ihm für das Grabdenkmal des Prinzgemahls Albert ein Auftrag, [233] die Anfertigung zweier Engel, zu Theil geworden war. Dann schuf er in dieser Zeit für die Stadt Göttingen ein Siegesdenkmal, einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, und machte sich an das Werk, ein großes Denkmal zu entwerfen und auszuführen, das das Braunschweiger Land den siegreichen Kriegern und gefallenen Söhnen der Jahre 1870–71 errichten wollte. Die Vollendung dieser Arbeit sollte er nicht mehr erleben. B. hat die Figur der Germania auf dem Sockel, die Kriegergruppe auf der Vorderseite und die Kriegstrophaen auf den Seitentheilen selbst noch fertig gestellt; die Darstellung auf der Rückseite, „Die Heimkehr des Siegers“, hat nachher Professor Dietz entworfen. Mit Eifer hatte B. noch im Sommer 1878 bei schwindenden Kräften an diesem Werke gearbeitet. Ein unheilbares Magenleiden hatte ihn befallen. Um ihm, dem Unverheiratheten, die sorgsamste Pflege zu verschaffen, hatten ihn die Geschwister nach Wolfenbüttel geholt, wo er am Sonntagmorgen des 1. September 1878 sanft entschafen ist. Mit ihm schied zu früh ein Künstler, der nach seinen Leistungen noch zu großen Hoffnungen berechtigte, der, von ernstem rastlosem Streben beseelt, sich niemals genug that in seiner Arbeit, der eine hohe ideale Auffassung hegte von der Kunst, der er sich gewidmet hatte, und der im Leben mit den reichen Gaben seines künstlerischen Talentes ebenso treffliche Eigenschaften des Charakters in schöner Harmonie in sich vereinigte.

Vgl. Erinnerung an A. Breymann, Lebensskizze (von Ludw. Schrader) im Braunschweiger Tagebl. vom 2. Oct. 1878, Nr. 231. – B. Anz. vom 5. Sept. 1878, Nr. 208. – Nachrichten aus der Familie.