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ADB:Buchner, Augustus

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Artikel „Buchner, August“ von Hermann Palm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 485–487, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Buchner,_Augustus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 03:47 Uhr UTC)
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Buchner: August B., Dichter und classischer Philologe, geb. 2. November 1159[1] zu Dresden, gebildet zu Schulpforta, studirte seit 1610 zu Wittenberg, wurde dort Magister, 1616 Professor der Poesie, 1631 auch der Beredsamkeit, [486] und starb als solcher am 12. Februar 1661. Als Vertreter der classischen Philologie an seiner Universität verfaßte B. eine große Menge lateinischer Gelegenheitsreden und Gedichte, besorgte Ausgaben und Commentare zu verschiedenen Schriftstellern des Alterthums (Plautus; Plinius Briefe, Horatius Ars poetica u. a.), schrieb Lehrbücher des Stils und hatte großen Antheil an der Bearbeitung der neuen Ausgabe von Melanchthon’s lateinischer Grammatik. Bedeutender aber war sein Ruf als deutscher Dichter, ja Morhof nannte ihn den größten Dichter seiner Zeit. Durch die Untersuchungen von Hoffmann von Fallersleben (Weimar’sches Jahrbuch 2. Bd.) ist aber dargethan, daß dieser noch bis in die neueste Zeit in den Lehrbüchern fortlebende Ruhm ein durchaus ungerechtfertigter ist. B. hat während seines Lebens äußerst wenig von deutschen Gedichten veröffentlicht, im Jahre 1630 bekennt er selbst, noch kein deutsches Gedicht herausgegeben zu haben. Außer einigen Gelegenheitsgedichten zu Hochzeiten und Trauerfällen sind nur 4 Blätter in Quart ohne Ort und Jahr unter dem Titel: „Nachtmal des Herrn. Nebenst etlichen andern christlichen Getichten“ vorhanden, die eben so viele religiöse Lieder enthalten und jenen Ruf nicht begründen konnten. Das umfangreichste Dichtwerk Buchner’s hat seine Zeit kaum gekannt: es ist erst neuerdings von Hoffmann nach einer Abschrift im Archiv zu Gotha a. a. O. veröffentlicht worden und besteht in dem Texte einer Oper Orpheus, die, wie die Daphne von Opitz, von H. Schütz componirt und zur Vermählungsfeier des Kurfürsten Joh. Georg II. 1638 in Dresden aufgeführt worden ist. Jener Ruf war vielmehr eine Folge theoretischer Bemühungen Buchner’s um die Dichtkunst und seines Verkehrs mit den Dichtern und Sprachgelehrten seiner Zeit. Obschon er schwerlich schon Collegien über deutsche Dichtkunst gelesen hat, übte er doch durch Mittheilung und Erweiterung der Grundsätze seines Freundes M. Opitz auf seine Schüler, die ihm vielfach ihre Dichtungen zur Beurtheilung vorlegten, entschiedenen Einfluß. Die Bestrebungen der fruchtbringenden Gesellschaft, in die er 1641 unter dem Namen „der Genossene“ aufgenommen wurde, unterstützte er lebhaft sowol durch seinen lateinischen Briefwechsel mit Dietrich v. Werder, Tobias Hübner, Zesen u. A. als auch durch den mit Ludwig v. Anhalt deutschgeführten (vgl. Krause, Erzschrein der fruchtbringenden Gesellschaft S. 215–37). Ums Jahr 1638 schrieb er eine deutsche Reimkunst, die wir nur aus den nach seinem Tode erneuerten Auflagen (die erste ist bisher nicht aufgefunden worden) kennen. Sie enthält eine auf den Opitzischen Regeln beruhende und mit dessen Beispielen ausgestattete Anhäufung locker zusammengestellter Anweisungen über den poetischen Ausdruck, Versbau, Reim etc. und hat nur dadurch Bedeutung, daß sie im 7. Cap. die Möglichkeit und Schönheit des deutschen Daktylus zuerst nachweist, den Opitz noch nicht zugelassen hatte. Ein jener Anweisung beigegebenes Mustergedicht, das schon Schottel in seiner Verskunst abdruckt, in welchem daktylische und anapästische Verse abwechseln, letztere eigentlich daktylische mit einsilbigem Vorschlag – half die widerstrebende Ansicht namentlich der Mitglieder des Palmenordens überwinden, und so kam B. zu dem Namen eines Vaters des Daktylus. Von der ersten Auflage der Poetik Buchner’s ist nicht einmal der Titel festzustellen; ein fehlerhafter Abdruck derselben erschien 1663 unter dem Titel: „A. Buchner, Wegweiser zur teutschen Dichtkunst, herausgegeben von M. Georg Göze etc. Jehna, bei G. Sengewalden“. Im Jahre 1665 erschienen „August Buchner’s Poet aus dessen nachgelassener Bibliothek, herausgegeben von Othone Prätorio.“ Wittenberg, bei Mich. Wenden und ebenda „A. Buchner’s Anleitung zur deutschen Poeterey, wie er selbige kurz vor seinem Ende selbsten überlesen, an unterschiedlichen Orten geändert und verbessert hat, herausgegeben von Othone Prätorio.“ Prätorius war Buchner’s Schwiegersohn und Amtsnachfolger. Von litterargeschichtlicher Bedeutung ist [487] ferner der lateinische Briefwechsel Buchner’s; er erschien zuerst 1679, die siebente Auflage 1720.

Stübel, Curriculum vitae, Anhang zu Buchner’s Orationes. 1705. S. 877; Hoffmann im Weimarischen Jahrbuch Bd. II. A. Buchner, von Dr. Wilhelm Buchner. Hannover 1863.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 485. Z. 2 v. u. l.: 1591 (st. 1159). [Bd. 13, S. 792]