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ADB:Burckhardt, Johann Ludwig

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Artikel „Burckhardt, Johann Ludwig“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 573–574, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Burckhardt,_Johann_Ludwig&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:03 Uhr UTC)
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Band 3 (1876), S. 573–574 (Quelle).
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Burckhardt: Johann Ludwig B., Reisender in Syrien und Arabien, geboren zu Lausanne am 24. November 1784 in einer alten Baseler Patricierfamilie, † am 17. October 1817 zu Kairo. Nach gründlicher Vorbereitung studirte er in Leipzig und seit 1804 in Göttingen Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte und Geographie, um sich zu großen Entdeckungsreisen vorzubilden, wozu er physisch und geistig in hohem Maße begabt war. Mit Empfehlungen von Blumenbach an Sir Joseph Banks und Hamilton ging er im Sommer 1806 nach London und trat in die Dienste der afrikanischen Gesellschaft, um Hornemann’s Entdeckungen in Afrika fortzusetzen. Während drittehalb Jahren studirte er noch in London und Cambridge mit großem Eifer Arabisch und härtete sich in jeder nur erdenklichen Weise für die Beschwerden eines Reisenden in Afrika ab. Am 14. Februar 1809 ging er endlich mit Instruction in orientalischer Kleidung unter dem Namen Sheik-Ibrahim über Malta nach Syrien, um sich namentlich noch in Aleppo und Damascus die Kenntniß der arabischen und syrischen Vulgärsprachen, der Geschichte, Geographie und Sitten des Orients anzueignen. Das erreichte er so vollkommen, daß er sich, ohne Verdacht zu erwecken, für einen gelehrten indo-arabischen Kaufmann ausgeben und als solcher ganz Syrien und den damals noch ganz unbekannten Hauran (der freilich erst in allerneuester Zeit durch Wetzstein bekannter wurde) bereisen konnte. Eine große Reihe der interessantesten Entdeckungen für die Feststellung der biblischen Geographie und Topographie war die Frucht dieser Reisen, die aber doch noch immer nur als Vorstudien galten zu den Reisen, die er in Inner-Afrika ausführen wollte. Im September 1812 ging er nach Kairo in der Hoffnung, sich endlich der großen Karawane nach dem Inneren des Continents anzuschließen. Da diese aber ausblieb, unternahm er im Februar 1813 mit Empfehlungen Ali Pascha’s eine Reise den Nil aufwärts, durchzog unter vielen und großen Fährlichkeiten Nubien in mannigfacher Richtung bis Schendi und Sennaar. Von Schendi schloß er sich einer Karawane an auf einem bisher noch von keinem Europäer besuchten Wege über Berber nach Suakim am rothen Meere, wo er Ende Juli 1814 ankam, und nach Dschidda, dem gegenüberliegenden berühmtesten Hafen Arabiens übersetzte. Nach glücklich und ruhmvoll bestandener Prüfung seiner Islamitischen Rechtgläubigkeit vor zweien Ulemas blieb er 4 Monate in Mekka, besuchte Medina, machte eine heilige Wallfahrt mit frommen Pilgern, erwarb den im Orient hochgeachteten Titel eines „Hadschi“, eines Pilgers, und kehrte im Juni 1815 über Suez nach Kairo zurück, das er aber schon nach wenigen Monaten, der hier herrschenden Pest wegen, verließ, um eine Wanderung nach und auf der Sinai-Halbinsel auszuführen. Sie war die letzte seiner an wissenschaftlichen Resultaten mannigfachster Art ungemein reichen Wanderungen. [574] Denn wenige Monate nach abermaliger Rückkehr nach Kairo, mitten im thätigsten Ordnen seiner Sammlungen und[WS 1] Bearbeiten seiner Materialien, kurz nach Ankunft der jahrelang ersehnten Fezzan-Karawane, der er sich nach dem Innern Afrika’s anschließen wollte, erkrankte er am 4. October 1817 an einem heftigen Fieber, dem er schon am 17. desselben Monats erlag. Seine irdischen Reste wurden mit allen Ehren eines Sheiks und Hadschi auf dem mohammedanischen Friedhofe beerdigt. Eine schönere Grabschrift konnte ihm nicht gesetzt werden, als das redliche Zeugniß, das er sich selbst gab: „Nie, gewiß nie habe ich von der Welt, die mich umgab, Dinge gesagt, in denen mich mein Gewissen nicht rechtfertigte; denn um einen Roman zu schreiben habe ich mich nicht so vielen Gefahren und Beschwerden preisgegeben.“ Die Universität Cambridge war testamentarisch die Erbin seiner über 350 orientalische Handschriften zählenden Bibliothek, seine Tagebücher und Reisenotizen aller Art waren der um ihn hochverdienten „Afrikanischen Gesellschaft“ vermacht, die sie durch ihren Secretär Leake auf das würdigste und vortrefflichste[WS 2] publicirte: „Travels in Syria and the holyland“, 1822 (deutsch mit philologischen, antiquarischen und geographischen Anmerkungen von Gesenius, 1823); „Travels in Nubia“, 1819, 2. Aufl. 1822 (deutsch 1823); „Travels in Arabia“, 1829 (deutsch 1830); „Notes on the Bedouins and Wahabys“, 1830 (deutsch 1831); „Arabic proverbs, or the manners and customs of the modern Egyptians“, 1831 (deutsch 1834).

Burckhardt’s Leben und Charakter nach unbenutzten Familiennachrichten. Basel 1828.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
  2. Vorlage: vortefflichste