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ADB:Carl, Johann Samuel

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Artikel „Carl, Johann Samuel“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 782–783, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Carl,_Johann_Samuel&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 16:19 Uhr UTC)
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Carl: Johann Samuel C., Arzt, 1676 in Oehringen, Franken, geb., wandte sich, nachdem er im elterlichen Hause eine tüchtige Vorbildung genossen hatte, behufs des Studiums der Medicin nach Halle, wo er, wiewol in das Haus Hoffmann’s freundschaftlich aufgenommen, sich doch vorzugsweise an Stahl anschloß; später studirte er in Leipzig unter Bohn und Rivinus, kehrte dann nach Halle zurück und erwarb sich hier 1699 die Doctorwürde. Nachdem er zuerst als Hofmedicus des Grafen Isenburg-Stolberg, später als Leibarzt des Grafen von Wittgenstein zu Berleburg thätig gewesen war, erhielt er 1736 einen Ruf als Leibarzt an den Hof Christians VI. von Dänemark und verblieb hier bis zu seinem am 13. Juni 1757 zu Meldorf (Ditmarschen) erfolgten Tode. – C. ist die Blüthe der Schule Stahl’s, der sich selbst in mehreren seiner akademischen Schriften mit der höchsten Anerkennung über seinen Schüler ausspricht, dabei war er Pietist, wie sein Lehrer, noch mehr aber ein prononcirter Mystiker, so daß „uns die meisten seiner Schriften“, wie schon einer seiner Zeitgenossen (Boerner, Nachrichten von den Lebensumständen jetzt lebender Aerzte II. 338) sagt, als „geheimnißvolle [783] Räthsel vorkommen.“ Seine zahlreichen Schriften, (vgl. das Verzeichniß derselben bei Boerner l. c. und in Goetz, De scriptis Stahlii aliorumque ad mentem ejus disserentium, 1729), deren erste als „Diss. qua pathologiae fundamenta practicae proponit“ 1699 erschienen ist, sind kaum mehr als Paraphrasen Stahl’scher Grundsätze, mit denen er in der Hauptsache übereinstimmt und die er mit mystisch-theosophischen Träumereien ausgestattet hat; der Animismus tritt bei C. noch krasser personificirt als bei Stahl hervor. Eine wesentliche Differenz von der Lehre Stahl’s bildet die Ansicht, welche C. über die Anwendung von Blutentziehungen und Abführmitteln ausspricht; er tadelt, auch in seinen populären Schriften („Anmerkungen von der Diätordnung etc.“, 1713 u. a.), die jedenfalls zu seinen besseren Arbeiten gehören, den Mißbrauch, den Stahl und viele seiner Anhänger mit ausleerenden Mitteln getrieben haben, um so mehr, als sich, wie er erklärt, die Seele in ihrer auf Erhaltung des Organismus hingerichteten Thätigkeit nicht nur des Blutes, sondern auch der Nerven bediene. Am bemerkenswerthesten ist seine Schrift „Vorstellung von dreifacher Einleitung in die Medicin“, 1719 (auch als Anhang zu seiner „Vorstellung vom decoro medico etc.“ 1723 abgedruckt), in welcher er über den Mangel an Krankenhäusern in Deutschland klagt und verlangt, daß die Krankenhäuser mit einem anatomischen Theater, einem botanischen Garten und einem chemischen Laboratorium versehen und zur Ausbildung von Aerzten verwerthet werden sollen.