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ADB:Conti, Francesco

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Artikel „Conti, Francesco“ von Carl Ferdinand Pohl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 454, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Conti,_Francesco&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 17:40 Uhr UTC)
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Conti: Francesco Bartolomeo C., berühmter Teorbist und glänzend hervorragender dramatischer Componist, geb. 20. Jan. 1681 zu Florenz, wurde am 1. April 1701 als Teorbist in die kaiserl. Hofcapelle nach Wien berufen; zwar verließ er dieselbe Ende September 1705, wurde jedoch abermals im J. 1708 aufgenommen und blieb nun bis zu seinem Tode in kaiserl. Diensten. Am 1. Jan. 1713 auch zum Hofcompositor ernannt, entwickelte er als solcher ein auf tüchtige Schule basirtes eminentes Talent. Namentlich seine derb-komischen Opern erhöhten seinen ohnedies weitverbreiteten Ruf als ausgezeichneter Teorbenspieler auch im Auslande. Sein bedeutendstes Werk in dieser Richtung, die 5actige Oper „Don Chisciotte in Sierra Morena“ (Textbuch von Apostolo Zeno und P. Pariati, gedruckt bei van Ghelen), wurde das erste Mal aufgeführt zu Wien im Carneval 1719 (in deutscher Uebersetzung auf dem Hamburger Theater im J. 1722). Die Charaktere der einzelnen Personen werden hier in einer Weise musikalisch geschildert, wie sie drastischer kaum gedacht werden kann. Dagegen wußte C. in seinen Cantaten und Oratorien auch Ernst und Würde zum Ausdruck zu bringen. Seine erste Oper „Clotilde“ im Carneval 1706 in Wien gegeben, kam 1709 in London zur Aufführung und erschienen die einzelnen Gesänge gedruckt bei S. Walsh. Die in Wien in den J. 1706–32 aufgeführten Werke (16 große Opern, 13 Serenaden oder Feste teatrali und 9 Oratorien) sind sämmtlich in v. Köchel’s „Fux“ namhaft gemacht. Mit Ausnahme weniger Nummern befinden sich die Partituren sämmtlicher Compositionen Conti’s auf der kaiserl. Hofbibliothek in Wien; auch das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde besitzt eine große Anzahl derselben. – Die gehässige Verunglimpfung von Conti’s Charakter durch Fétis (Revue musicale 1827, Nr. 3) bedarf heutzutage keiner weitläufigen Widerlegung; Veranlassung dazu hatte Mattheson’s „Vollkommener Capellmeister“ (1739, S. 40) gegeben. Es bleibt nur zu bedauern, daß, obwol schon Quantz (Marpurg, Krit. Beitr. 1754, I. 219) und Gerber (Neues Lex. der Tonk. 1812) die erzählte Anekdote anzweifelten und S. Molitor (Allg. Mus. Ztg. 1838, S. 153 f.) den Sachverhalt klar darlegte, Fétis dennoch in der 2. Auflage seiner Biogr. univ. (Tome II. 1861) seine Behauptung aufrecht erhielt, da ihm auch jetzt noch das räthselhafte Schweigen über Conti’s Leben nach 1730 mindestens sehr sonderbar erschien. Dies Räthsel löst sich einfach dadurch, daß C. keineswegs in Verschollenheit gerieth, daß er vielmehr thatsächlich am 20. Juli 1732 in Wien im 51. Lebensjahre verschied. – Jener Ignazio C. aber, über den Fétis im unklaren ist, ob er als Bruder oder Sohn des vorigen anzusehen sei, war wirklich dessen Sohn (geb. 1699). Derselbe componirte allerdings für den kaiserl. Hof, brachte es aber über den Hofscholar nicht hinaus, als welcher er auch, 60 Jahre alt, nach 40 Jahren Zuwartens am 28. März 1759 zu Wien verschied. Dieser jüngere C. muß hier deshalb erwähnt werden, da eben dieser sich eines strafwürdigen Vergehens schuldig gemacht hatte und auf Grund einer Verwechselung zur ungerechten Beschuldigung seines Vaters Veranlassung bot. (Vgl. v. Köchel’s „Fux“ S. 96 u. 345 ff.)