ADB:Damhouder, Joost de
Kaiser Karl V. ernannte ihn 6. Jan. 1551 zum Rath und Commissar der belgischen Finanzverwaltung, mit der Function eines Schatzmeisters der Armee, und erhob ihn in den Adelstand. In dieser Stellung war er noch im J. 1580; es ist also unbegründet, daß er sich 1567 ins Privatleben zurückgezogen habe. Ein ausgezeichneter Criminalist, übte er auf die Praxis und Gesetzgebung in Belgien und Deutschland einen Einfluß, der nur durch Carpzov in den Schatten gestellt wurde. Er verdankt seinen Ruhm der „Practica rerum criminalium“, einem Werke von unschätzbarem Werthe für die Geschichte der Strafrechtspflege und der socialen Zustände in den Niederlanden während des 16. Jahrhunderts. Die erste bekannte Ausgabe erschien zu Antwerpen 1554, unverbürgt ist die Existenz einer früheren von 1551 (oder 1552); 2. Ausg. das. 1562, 3. Ausgabe 1570. Eine neue Bearbeitung, die der Verfasser vorbereitete, kam [718] erst 20 Jahre nach seinem Tode heraus, ebd. 1601 und abermals 1616. Bloße Wiederabdrucke sind die Ausgaben: Lyon 1555 und 1557, Antwerpen 1556, Venedig 1572. D. selbst übersetzte sein Werk in das Französische (Löwen 1555) und Flämische (Antwerpen 1564). Eine deutsche Uebersetzung verfaßte Michael Beuther, Frankfurt a/M. 1565 und öfter. Von geringerer Bedeutung ist Damhouder’s „Praxis rerum civilium“, Antwerpen 1567 und mit Anmerkungen von Nicolaus Thuldaenus, das. 1617; französisch vom Verfasser, ebd. 1572, Fol.; flämisch, Haag 1626 und mehrmals; deutsch von Joh. Vetter, zusammen mit der Beuther’schen Uebersetzung, in 2 Theilen, Frankfurt a/M. 1581 und 1591 Fol. Von Damhouder’s sonstigen Schriften ist noch zu erwähnen seine Monographie über das Recht der Vormundschaft: „Pupillorum patrocinium“, Brügge 1544, Fol., Antwerpen 1564, Amsterdam 1671, Brügge 1730, französisch, Antwerpen 1567; deutsch von Joh. Burckhardt, Frankfurt a/M. 1580 und 1595 Fol. Im späteren Alter beschäftigte er sich mit der Theologie. Eine Sammlung seiner „Opera omnia“, welche jedoch nur die beiden Hauptwerke begreift, wurde zu Antwerpen 1646 (nach Brunet auch 1685), Fol. gedruckt. – Valer. Andreas, Bibl. Belgica, Edit. renov. p. 592. Freher, Theatrum viror. erud. claror. p. 885. Nic. Comn. Papadopoli, Hist. gymnasii Patavini II, 80 s. Foppens, Bibl. Belg. II, 766 s. Goethals, Lectures relatives à l’histoire des sciences etc. en Belgique IV. 57 ss. 1838. J. Britz, Mémoire sur l’ancien droit Belgique, in den Mémoires couronnés der belgischen Akademie XX, 86 ss., 119, 402. 1847. van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlanden IV. 39 ss., 1858 mit der dort angeführten Litteratur. O. A. Walther, Litt. des Civil-Proc. §. 117. de Wal, Beiträge zur Litt.-Gesch. des Civil-Proc. S. 55 f. und die daselbst citirte Monographie von de Bavay (1852). Alberic Allard, Hist. de la justice criminelle au 16. siècle. 1868, p. 464 ss. Felix Hecht, Ein Beitrag zur Gesch. der Inhaberpapiere in den Niederlanden, Erlangen 1869, S. 127, 134 ff. J. J. Haus, La Pratique criminelle de Damhouder et les ordonnances de Philippe II., in den Bulletins der belg. Akad. 1871, 2me Série XXXI, 415 ss., XXXII, 81 ss., 297 ss. Brunet, Manuel 5. éd., II, 479 s. Gräße, Trésor II, 322.
Damhouder: Joost de D. (Jodocus Damhouderius, Josse de Damhoudere, Damhauder, Damhuder), flandrischer Jurist, geb. am 25. Novbr. 1507 zu Brügge, † 22. (nicht 21., auch nicht 20.) Jan. 1581 in Antwerpen. Er begann seine juristischen Studien 1527 zu Löwen, setzte sie in Padua fort, wo er 1530 die Licentiaten-Würde erwarb, und vollendete sie in Orleans, wo er 1533 zum Doctor beider Rechte promovirt wurde. 1536 bekleidete er das Amt eines Syndicus (consiliarius pensionarius) in seiner Vaterstadt.