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ADB:Degenfeld, Loysa Freifrau von

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Artikel „Degenfeld, Maria Susanne Loysa (Louise) von“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 26–27, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Degenfeld,_Loysa_Freifrau_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 13:40 Uhr UTC)
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Degenfeld: Maria Susanne Loysa (Louise) v. D., Raugräfin, Tochter des als tapferen Kriegsobersten bekannten Christoph Martin v. Degenfeld (s. o. S. 23). Sie kam im J. 1650 nach Heidelberg an den Hof des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, des durch den westfälischen Frieden rehabilitirten Sohnes des Kurfürsten Friedrich V. und der schönen Elisabeth Stuart, zu eben der Zeit, als sich derselbe mit Charlotte, einer gebornen Landgräfin von Hessen, vermählt hatte. Die Kurfürstin besaß aber nicht die Eigenschaften, ihren schwer zu behandelnden und sinnlichen Gemahl auf die Dauer zu fesseln. Das von der Natur bevorzugte Fräulein v. D. übte bald genug eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Karl Ludwig aus und er schreckte zuletzt vor keiner Schwierigkeit zurück, sie zu besitzen. Die Kurfürstin Charlotte hatte ihm zwar drei Kinder geboren, darunter den Kurprinzen Karl und die später als Gemahlin des Herzogs von Orleans, des Bruders König Ludwigs XIV., so berühmt gewordene Elisabeth Charlotte. Indeß weder dieser Umstand, noch das Widerstreben seiner Gemahlin hielt den Kurfürsten ab, zur Ausführung seines Wunsches zu schreiten, als er sich der Zustimmung der Geliebten sicher wußte und seine Geduld erschöpft war. Im J. 1658 ließ er sich mit Maria Susanne Loysa morganatisch vermählen, ohne von seiner ersten Gemahlin in aller Form geschieden zu sein. Diese blieb [27] gleichwol nach wie vor am Hofe zu Heidelberg wohnen und kehrte erst 1662 nach Kassel zurück, nachdem alle ihre Versuche, die Nebenbuhlerin wieder zu verdrängen, mißglückt waren. Maria Susanne Loysa hatte nicht ohne Widerstreben und schwerem inneren Kampfe die Neigung des Kurfürsten erwiedert. Ihre Ehe war eine glückliche, obwol ihre Lage in Folge der Launen ihres Gemahles und mancher anderer ihr ungünstiger Verhältnisse keine leichte war. Sie hat ihrem Gemahle 14 Kinder geboren, von denen 8 die Eltern überlebten, alle talentvoll und tüchtig, aber nur wenig vom Glücke begünstigt. Die bedeutendste unter den Töchtern war die Raugräfin Louise (1661–1733), welcher in dem Briefwechsel, den ihre Stiefschwester Elisabeth Charlotte vom französischen Hofe aus mit ihr führte, ein unvergängliches Denkmal gesetzt ist. Bereits im Jahr 1667 hatte Maria Susanne Loysa im Namen ihrer Nachkommen auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet und Karl Ludwig ihr und ihren Kindern den Titel von „Raugrafen“ und „Raugräfinnen“ ertheilt und sie zugleich mit den Lehen der seit Jahrhunderten erloschenen, jetzt aber erneuerten Würde der Raugrafschaft ausgestattet. Maria Susanne Loysa ist – noch vor der Geburt ihres 14. Kindes – am 18. März 1677 gestorben. Ihre Asche wurde zuerst in der heil. Geist-Kirche zu Heidelberg, und später kraft einer Anordnung ihres Sohnes und Nachfolgers Karl Ludwigs in der Festungskirche zu Mannheim beigesetzt.

Vgl. Kazner, Louise, Raugräfin zu Pfalz, Leipzig 1798. – Lipowsky, Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz und Maria Susanne Louise, Raugräfin v. Degenfeld etc. Sulzbach 1824. – L. Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz, Bd. 2.