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ADB:Ebeling, Adolf

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Artikel „Ebeling, Adolf“ von Jakob Schnorrenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 225–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ebeling,_Adolf&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 11:00 Uhr UTC)
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Ebeling: Adolf E., Schriftsteller, erblickte als Sohn eines Hamburger Arztes am 24. October 1827 dortselbst das Licht der Welt. Seine aus Brasilien stammende Mutter gehörte der katholischen Religion an, während der Vater protestantisch war. Der in dessen Glauben lebende Knabe kam nach dem Tode dieses 1833 zur Erziehung zu seinem Oheime, einem dänischen Propste, und besuchte nach fernerem Aufenthalte in Magdeburg und Halle das Johanneum in Hamburg, worauf er die Heidelberger Universität bezog, um daselbst philosophischen und schönwissenschaftlichen Studien obzuliegen. Hierselbst erwarb er 1845 summa cum laude die Doctorwürde; in dem nach einem halben Jahrhundert von der philosophischen Facultät der genannten Universität erneuerten Diplome, dem ein überaus ehrenvolles Schreiben des Decans beilag, wurde der Jubilar bezeichnet als „der vortreffliche, wohlverdiente Mann, der deutsches Wissen im Auslande, speciell in Frankreich und im Orient, zu hohem Ansehen gebracht, der von jenen Ländern langjährige, werthvolle Schilderungen geliefert, der ferner in seinen zahlreichen, selbstständigen Werken sich allgemeine Anerkennung erworben und der schließlich als Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei eine muthige Lanze gebrochen“. In demselben Jahre seiner Doctorpromotion, 1845, veröffentlichte E. auch bereits einen Band „Gedichte“ und ging dann, vom Reisetriebe und dem Streben fremde Länder kennen zu lernen erfaßt, nach Bahia in Brasilien, wo er eine Zeit lang bei Verwandten seiner Mutter sich aufhielt. Nach Deutschland zurückgekehrt wirkte er zuerst als Lehrer zu Schönberg in Mecklenburg, ging dann aber 1851 nach Paris, wo er die Bekanntschaft vieler hervorragender Männer machte. Hier fand auch sein Uebertritt zur katholischen Kirche statt, für welche er seit seiner Jugend eine besondere Vorliebe hegte, die so weit ging, daß er als Vierzehnjähriger häufig äußerte, Priester werden zu wollen. Der Jesuitenpater Gable, der Apostel der katholischen Deutschen in Paris, dem er auch später ein biographisches Denkmal gesetzt, war sein liebster Umgang daselbst; desgleichen verkehrte er viel mit Pater v. Ravignan, mit Louis Veuillot, dem Grafen Montalembert u. a. Auch war die Verbindung, die er mit dem Bischof Dupanloup, mit Pater Lacordaire, Vicomte de Melun und ähnlichen geistesbedeutenden Männern unterhielt, eine recht innige und lebhafte. Nebenbei war E. auch eine Zeit lang Erzieher der Söhne einer der ältesten Adelsfamilien Frankreichs (de Rohan) in der Bretagne. [226] 1862 wurde er in Paris zum Mitgliede der Universität und Professor für deutsche Sprache und Litteratur an der kaiserlichen Handelsakademie ernannt. Seit 1859 schrieb er für die „Kölner Blätter“ (jetzt „Kölnische Volkszeitung“) und andere Zeitschriften eine „Kleine Chronik aus Paris“, die unter dem Titel „Lebende Bilder aus dem modernen Paris“ anonym in Buchform erschien (4 Bde., Köln 1863–66; 2. Aufl. 1867; 2 weitere Bde. „Neue Bilder“ Paderborn 1869). „Die Wunder der Pariser Weltausstellung 1867“ veröffentlichte er in Köln in demselben Jahre. Seinem Aufenthalte in der Bretagne verdankten wir das Werk „Thurine, eine bretonische Dorfgeschichte“ (Berlin 1872). Das Wirken Ebeling’s in Frankreich dauerte bis zum Ausbruche des deutsch-französischen Krieges, wo auch ihn, wie alle Deutschen, der Ausweisungsbefehl traf. Er ging nach Düsseldorf und von dort nach Köln, von wo aus er mit den ersten deutschen Zeitschriften Verbindungen anknüpfte. Sein „Kaleidoskop aus den Kriegsjahren 1870–71“ erschien in Köln 1871. Als der Friede mit Frankreich geschlossen war, wurde E. durch den Civilcommissar Kühlwetter nach Metz berufen, woselbst er bei dem damaligen Präfecten, späteren sächsischen Finanzminister von Könneritz, einen Vertrauensposten bekleidete, der sich speciell auf die deutschen und französischen Preßverhältnisse in den Reichslanden bezog. Von Metz aus leitete E. das in Düsseldorf erscheinende „Deutsche Künstleralbum“ (Jahrg. 5–7) und folgte 1873 einem Rufe an die vicekönigliche Kriegsschule in Kairo, woselbst er bis 1878 blieb, um von diesem Zeitpunkte an nach kurzem Aufenthalte in Düsseldorf seinen bleibenden Wohnsitz in der rheinischen Metropole Köln zu nehmen. Die „Bilder aus Kairo“ (2 Bde., Stuttgart 1878) und das „Aegyptische Tagebuch“ (1880–1885) schildern seine Erlebnisse im Nillande. Vorübergehend bekleidete er noch die Stelle eines Vorlesers bei einer russischen Fürstin, wodurch er 1881 zur Herausgabe eines allerliebsten Gesprächs zwischen „Fürstin und Professor“ über Immermann’s Tulifäntchen veranlaßt wurde, was auch noch besonderes Interesse durch die Darlegung der Beziehungen des Verfassers zu Heinr. Heine für sich in Anspruch nimmt. In Köln war E. ein fruchtbarer Mitarbeiter an den „Kölner Nachrichten“. Hervorragendes Verdienst erwarb er sich durch die deutschen Bearbeitungen der Remusat’schen und Durand’schen „Memoiren über Napoleon I. und seinen Hof“ (4 Bde., 1880–1887; 3. Aufl. 1888), woran sich sein selbständiges Werk „Napoleon III. und sein Hof“ (3 Bde., Köln 1891–1893) anschloß, sowie die deutsche Originalausgabe der „Memoiren des Fürsten Talleyrand“ (5 Bde., Köln 1891–1893). Letztere machten besonders von sich reden; es ist an der Ebeling’schen Uebersetzung nur das zu tadeln, daß die Freiheit und Selbständigkeit derselben bei einem so streng historischen Werke an einigen Stellen sich unliebsam bemerkbar macht. Zur Antisklaverei-Bewegung schrieb E. die Schrift „Die Sklaverei von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart“ (Paderborn 1889).

E. starb am 20. Juli 1896 in Köln. Ein von einem Freunde ihm im „Kölner Tageblatt“ (Nr. 469 vom 22. Juli 1896) gewidmeter Nachruf lobt seine reine, allem Absonderlichen und Fremdartigen abholde Sprache, seinen klaren, lichtvollen und fließenden Stil und seine ansprechende Darstellungsweise, durch die er zu den besten deutschen Prosaisten gerechnet werden dürfe. „Seine Uebersetzungen aus dem Französischen und Englischen lesen sich ganz wie Originale, und auch seine wenigen poetischen Arbeiten – meist Gelegenheitsgedichte – verbinden dichterischen Schwung mit classischer Formvollendung. Als der Grundzug von Ebeling’s Charakter ist bei aufrichtiger Religiosität eine kindlich naive Vertrauensseligkeit zu bezeichnen, die den in Rechnungs– und Geldangelegenheiten sehr unerfahrenen Gelehrten u. a. auch veranlaßte, [227] in den Milliardenjahren seine ganzen Ersparnisse der Kölner Effektenbank anzuvertrauen, deren bald darauf erfolgender Krach ihn um all sein Vermögen brachte.“

Brümmer, Deutsches Dichterlexikon. Eichstädt 1876. Bd. I, S. 157; – Derselbe, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des XIX. Jahrh. 4. Ausg. Bd. I, S. 292–293. – Kölner Tageblatt Nr. 469 vom 22. Juli 1896. – Kölner Localanzeiger Nr. 199 vom 23. Juli 1896.