ADB:Elisabeth (Herzogin von Sachsen)
Johann Friedrichs des Mittlern, geb. 30. Juni 1540 zu Birkenfeld als Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs von Simmern, des späteren Kurfürsten Friedrichs III. und seiner Gemahlin Maria, geborenen Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach; gest. 8. Febr. 1594 zu Neustadt bei Wien. Als E. auf dem Hundsrücken (meist zu Simmern) heranwuchs, kämpften die Eltern, welche nur sehr bescheidene, für eine zahlreiche Familie unzureichende Mittel hatten, mit Entbehrung und Noth, erfreuten sich aber dafür eines stillen häuslichen Glückes und wandten ihren Kindern ihre ganze Sorgfalt zu. So genoß E. unter einfachen Verhältnissen eine treffliche Erziehung und wurde nach der Sitte jener Zeit von der tüchtigen Mutter, wie in die Kunst weiblicher Handarbeiten, so in die Haushaltungsgeschäfte eingeweiht; vor allem aber eignete sie sich neben Einfachheit, Bescheidenheit und Fleiß nach dem Beispiel der gottesfürchtigen Eltern Sittsamkeit und Frömmigkeit an. Sie stand in voller Jugendblüthe, als sie am 12. Juni 1558 zu Weimar dem ältesten Sohne des glaubensstarken Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen vermählt wurde. Nach wenigen Jahren ungetrübten Glückes ließ sich Johann Friedrich der Mittlere, ohne daß sie es hindern konnte, trotz aller dringenden Warnungen von Wilhelm v. Grumbach zu jener trotzigen und herausfordernden Auflehnung gegen Kaiser und Reich verleiten, die auf Betreiben seines Todfeindes, des Kurfürsten August von Sachsen, zu der Execution von Gotha führte. Als nach der Eroberung des Grimmenstein der geächtete Herzog gefangen nach Oesterreich abgeführt wurde (1567), während sein Land an den Bruder Joh. Wilhelm fiel, blieb E. mit ihren unmündigen Kindern in beschränkter Lage anfangs in Thüringen zurück und betrieb mit Unterstützung ihres treuen Vaters unermüdet die Befreiung ihres Gemahls, indem sie sich in rührenden Briefen bald an befreundete Fürsten, bald an Kaiser und Kaiserin und an den harten Kurfürsten August wandte. Nachdem aber alle Hoffnung, des letztern Sinn zu erweichen, geschwunden und ihre Söhne der ersten mütterlichen Sorge entwachsen waren, folgte sie, 32 Jahre alt, dem unglücklichen Gemahl in die Gefangenschaft (1572), um dessen Kerker zu Neustadt zu theilen, und ohne daß sie mit immer neuen Fürbitten nachließ, ihm Trost und Pflege zu gewähren. So lebte sie an der Seite des Gefangenen 22 Jahre lang ein Leben voll Entbehrung und Liebe, bis der Tod am 4. Febr. 1594 ihrer Noth und ihrem Kummer ein Ende machte. Ihre Gebeine wurden nach Coburg gebracht, während der unglückliche Herzog erst nach Jahresfrist von seinem Elend erlöst wurde. Einst nicht stark genug, den Verblendeten vor Unheil zu bewahren, erfüllte E. um so musterhafter in den Leidensjahren den höchsten Beruf der Frau.
Elisabeth, Herzogin zu Sachsen, Gemahlin- Chr. Ferd. Schulze, Elisabeth, Gotha 1832. – Aug. Beck, Joh. Friedrich der Mittlere, Weimar 1858, 2 Bde.