Zum Inhalt springen

ADB:Fabricius, Johann Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fabricius, Johann Christian“ von Henning Ratjen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 521–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fabricius,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fabricius, Albert
Band 6 (1877), S. 521–522 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Christian Fabricius in der Wikipedia
Johann Christian Fabricius in Wikidata
GND-Nummer 115636978
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|521|522|Fabricius, Johann Christian|Henning Ratjen|ADB:Fabricius, Johann Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115636978}}    

Fabricius: Johann Christian F., Naturforscher, geb. zu Tondern in Schleswig 1743, † 3. März 1808. Sein gleichnamiger Vater, früher Physicus in Tondern, ging später als Arzt am Friedrichshospital nach Kopenhagen. Der Sohn, auf dem Altonaer Gymnasium vorbereitet, bezog 1762 die Kopenhagener Universität und ging dann mit Zoega nach Upsala, um Linné zu hören, den er stets sehr verehrte. Nach verschiedenen Reisen, namentlich nach Leipzig, London und Edinburg ward er 1768 Professor der Oekonomie in Kopenhagen am Charlottenburger Naturaltheater mit der Erlaubniß, noch zwei Jahre zu reisen. Als er aber zurückkehrte, war inzwischen jenes Institut mit der Universität vereinigt und er ward nun an dieser außerordentlicher Professor. 1773 gab er für seine Vorlesungen „Anfangsgründe der ökonomischen Wissenschaften“ heraus; er entschuldigt sich darin, daß er das (deutsche) Buch „in einer fremden Sprache“ geschrieben habe; in seinen Vorlesungen bediene er sich stets des Dänischen. Das Buch erschien später in verbesserter Gestalt und in dänischer Uebersetzung. 1775 ward F. Professor der Naturgeschichte, Oekonomie und Cameralwissenschaften in Kiel; er las über ökonomische und Cameralwissenschaften, Botanik, Entomologie, Mineralogie u. a. Er war mit seinem Aufenthalt in Kiel wenig zufrieden, weil es ihm an den nöthigen Hülfsmitteln fehle. So verlangte er vergebens die Anlegung eines „ökonomischen“ Gartens. Die Entomologie ward sein Hauptfach. Sein „Systema entomologiae“ erschien 1775; „Genera insectorum“ 1776; „Philosophia entomologica“ 1778; „Species insectorum“ 1782; „Entomologia systematica“ 1792–94. Als Kennzeichen der Classen und Geschlechter der Insecten führte er die Freßwerkzeuge ein. Er vertheidigte sein System in Illiger’s Magazin für Insectenkunde, Bd. 2. – Vielen Staub warf Fabricius’ Schrift „Ueber die Volksvermehrung, insonderheit in Dänemark“, 1781, auf (verbessert und vermehrt in seinen „Polizeischriften“, Thl. 1, 1786), in welcher er die Förderung der Volksvermehrung vertritt. Hierbei bespricht er ausführlich die von Bernstorff gegengezeichnete Indigenatsordnung vom 15. Jan. 1776, nach welcher in den königlichen Staaten nur eingeborene Dänen, Norweger [522] und Holsteiner „und die ihnen gleich zu achten“ königliche Bedienungen sollen erlangen können. Die Schleswiger scheinen hierbei unter die Dänen einbefaßt zu sein; zu den den Eingeborenen Gleichzuachtenden werden die aus der Fremde an die Kieler Universität, die Petrikirche in Kopenhagen, die reformirten Gemeinden im Lande und die Mission in Tranquebar Berufenen gerechnet. Andere Fremde, sagt F., seien willkommen, da sie die Volksmenge und den Umlauf des Geldes mehren; aber nicht mehr, als den Schutz der Gesetze dürften sie verlangen. Viel stilles Verdienst sei schon von „teutschem und französischem Winde verweht“. Dabei bleibt selbst die Anstellung Bernstorff’s und des verdienten Botanikers Oeder nicht unangefochten. J. A. Cramer (s. d.) sei unter diesen Fremden der Einzige, welcher der Nation habe Gerechtigkeit widerfahren lassen. Man muß sich dabei erinnern, daß dies geschrieben ward, als so eben Bernstorff sich vor Guldberg’s nationalisirenden Tendenzen zurückgezogen hatte (s. o. Bd. II. S. 491). Gegen F. traten G. Bruyn, der besonders Bernstorff in Schutz nahm, ein Anonymus („Cahier aus meinem Portefeuille L. G. Lect. von 1781“) und Oeder („Antwort auf J. C. Fabricius’ Zudringlichkeit etc.“, 1781) auf. Der Anonymus sagt: „Sollte wol nicht überhaupt der Herr F. ein wenig von der modernen patriotischen Krankheit attaquirt sein, die, obgleich Gott sagt, liebe deinen Nächsten, und nicht deinen Landsmann, als dich selbst, in dem sonst christlichen Dänemark seit einiger Zeit epidemisch um sich greift?“ – Wie diese Schrift über die Volksvermehrung, so betrachtete F. auch einige andere als weitere Ausführungen einzelner Abschnitte seiner „Anfangsgründe der ökonomischen Wissenschaften“; so auch die 1796 erschienene Schrift über Akademien, wobei er besonders die Kieler Universität und speciell ihre medicinische Facultät im Auge hat. Die Feierlichkeiten des Rectoratswechsels müssen nach ihm wegfallen, die Gerichtsbarkeit auf Disciplinarsachen beschränkt werden; die Vertheilung der Professoren nach Facultäten habe keinen Nutzen, der Rang unter ihnen beruhe auf Aberglauben; das Studium der alten Sprachen könne wegfallen. Die medicinische Facultät dürfe nicht die Prüfung der Mediciner haben; seien zwar die in Kiel Promovirten noch etwas besser, als die der meisten andern deutschen Facultäten, so schaudere ihn doch davor, krank zu werden und ihrer Hülfe zu bedürfen. – Auch in seiner Schrift „Von der Gesundheit der Einwohner“ (Polizeischriften Th. 2, S. 51 ff.) tadelt F. die leichtfertigen Promotionen der Mediciner und wünscht die Verlegung der Kieler medicinischen Facultät nach Kopenhagen, da ihr ohne große Mittel nicht aufzuhelfen sei. – Seine letzte Schrift sind die „Resultate naturhistorischer Vorlesungen“, 1804, seinen Zuhörern gewidmet. Auch hier ist die Lehre von den Insecten am ausführlichsten erörtert. Im übrigen mag als Curiosum angeführt werden, daß F. die Vermuthung ausspricht, die schwarzen Menschen seien aus einer Vermischung von Mensch und Affe entstanden. Er betrachte die Schwarzen nur als seine Halbbrüder; Afrika sei das gemeinschaftliche Vaterland der Mohren und Affen.

Autobiographie in den Kieler Blättern für 1819, Bd. 1, S. 88–117; vorher dänisch in: Lahde, Porträter med Biografier af Danske, Norske og Holstenere. Ratjen, J. Chr. Fabricius, in der Zeitschr. der Gesellsch. für Schlesw.-H.-L.-Gesch. Bd. VII. S. 169 ff.