ADB:Frick, Burkhard von

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Artikel „Frick, Burkhard von“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 376–378, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frick,_Burkhard_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:07 Uhr UTC)
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Frick: Meister Burkhard v. F., erster Schreiber (Protonotarius) König Albrechts I. (1298–1308) und dann in gleicher Stellung bei dessen Wittwe und Söhnen, namentlich aber bei der Königin Agnes von Ungarn († 1364), ist der bekannte Verfasser des rechtsgeschichtlich und sprachlich wichtigen habsburgisch-österreichischen Urbarbuches, das er in herrschaftlichem Auftrage während der J. 1303–1311 verfaßte, nachdem die Anregung dazu bereits von König Rudolf gegeben worden war und die Vorarbeiten schon seit 1300 durch die herzoglichen Vögte und Meier ihren Anfang genommen[WS 1] hatten (Kopp, Eidg. Bünde, III. 2, 305). Die betreffenden Materialien, welche er von diesen Beamten lateinisch geschrieben und in kurzer Fassung geliefert erhielt, führte er selber in deutscher Sprache weiter aus. Er that es, wie seine Arbeit beweist, mit größter Sorgfalt und Genauigkeit, sowie mit löblichem Freimuth, indem er auch drückende Steuerlast [377] und übles Gebaren der Vögte nicht verschwieg. Jeder der 70 Abschnitte, aus denen das Urbar besteht, wurde (wol zunächst für die mit dem Steuerbezug Beauftragten) auf kürzeren oder längeren Pergamentstreifen, sog. Rodeln, ausgefertigt und dann erst in eine einzige Handschrift zusammengetragen. Die Aufnahme der herzoglichen Güter und ihres Ertrages besorgte F. an Ort und Stelle (neben Pfeiffer, Habsb.-österr. Urbarb. S. IX vgl. man Geschichtsfreund XXVII. 244) und machte den Anfang damit im Oberelsaß, wo seine Anwesenheit im J. 1303 durch das Urbar selber und durch eine Urkunde vom 4. October des gleichen Jahres bezeugt wird. Daß er bis 1311 mit der Bereinigung der Rodel in den Vorlanden beschäftigt war, ergibt sich aus einer Urkunde am Gertrudentag (17. März) 1311, in welcher er als Zeuge zu Brugg erscheint, als fünf Bürger dieser Stadt ihre bei der Kapelle zu Windisch gelegenen Güter zu Gunsten des hier im Bau begriffenen herzoglichen Stiftes Königsfelden abtraten. Da er am 13. Mai 1312 laut urkundlichem Zeugniß sich in Wien aufhielt, so ist anzunehmen, daß er die Königin Elisabeth, Wittwe Albrechts I., im vorhergehenden Jahre nach Oesterreich begleitete, wohin sich dieselbe eines Friedensgeschäftes wegen begeben hatte (Liebenau, Königin Agnes, S. 57). Gleichfalls in Wien fertigte er am 13. October desselben Jahres im Namen des Herzogs Leopold eine Urkunde aus (Argovia V. 24); in einer anderen, Ulm, 1. October 1313, wird er als „erster Schreiber Herzog Albrechts“ des Weisen oder Lahmen (Protonotarius Ducis Alberti) angeführt, woraus hervorgeht, daß seine Dienste von mehr als einem Gliede des herzoglichen Hauses beansprucht wurden. Bei dem Tode der Königin Elisabeth (28. October 1313) war er sehr wahrscheinlich in der Hofburg anwesend; wann er wieder nach dem Aargau zurückkehrte, meldet keine schriftliche Aufzeichnung; doch geschah dies wol 1316 im Gefolge der Königin Agnes, als diese die Leiche ihrer Mutter von Wien nach der von Letzterer gewünschten Ruhestätte in Königsfelden überführte (Liebenau a. a. O. S. 73). Ueber dieses von Elisabeth 1310 gestiftete Gotteshaus waltete Agnes von nun an bis zum Tode als treue Hüterin, und F. hat ihr dabei in seinem Bereiche schätzenswerthe Dienste geleistet. Denn von seiner Hand rührt das im aargauischen Staatsarchive befindliche sog. Königsfelder Copialbuch her, ein schön geschriebener Pergamentband in Folio, in welchem alle das Kloster Königsfelden betreffenden Urkunden aus damaliger Zeit abschriftlich eingetragen sind. Da die Aufzeichnungen Frick’s bis 1335 gehen, so ist damit bewiesen, daß er in diesem Jahre nicht allein noch lebte, sondern auch als königlicher Schreiber thätig war, und zugleich ein Anhalt für das zunächst Folgende gewonnen. In Urkunden von 1270 und 1283 erscheint nämlich ein „Bruder Burkhard von Frick“ (1270: bruder Burkart von Vricke; 1283: frater Burchardus de Vricka. Mone, Oberrhein. Zeitschr. 1, 465; 1283: Burckhardus dictus de Vricka. Ebenda 12, 296). J. Trouillat (a. u. a. O.) zweifelt nicht, daß der Genannte mit unserem F. identisch sei. Da aber Letzterer sonst immer „Meister“ heißt und zudem der Ausdruck „Bruder“ auf eine mönchische Verbindung hindeutet, so wird diese Annahme schon bedenklich; sie fällt aber geradezu durch die Thatsache, daß Meister F. noch 1335 mit fester Hand am Königsfelder Copialbuch schrieb. Bei mehr als achtzig Jahren – so viel hätte er damals zählen müssen – führte auch in jener Zeit Niemand eine so sichere Feder mehr. Viel näher liegt es, den „Herrn Burkard, Schreiber der Königin Agnes von Ungarn“, der uns in zwei Vergabungsurkunden vom 26. August und 5. September 1353 in Baden begegnet (Archiv f. schweizer. Geschichte II. 36. 37), für unseren F. zu halten. Und wiederum erscheint „Herr Burkart, vormals Schreiber der Königin Agnes“ (der etwenn was Schriber der Hocherbornen frowen Agnesen, wilent künigin ze Ungern), am 6. Mai 1356 in einer Urkunde des Klosters Feldbach (Thurgau) [378] als Kirchherr von St. Oswald zu Weitenegg in Oesterreich, wie er, seines nahen Todes gedenkend, eine Jahrzeit in dem genannten Gotteshause stiftet. Weitenegg aber war gerade eine Besitzung der Königin, wohin sich also der verdiente Staatsmann gern zurückziehen mochte. Wenn er etwa in dem Alter seiner Herrin (geb. um 1280) stand, so wird gegen diese Annahme kaum viel einzuwenden sein. – Ueber Heimat und Stand Frick’s herrscht bei denen, welche mehr oder weniger ausführlich von ihm handeln, ein vorsichtiges Schweigen. Sein vieljähriger Aufenthalt in den Vorlanden und seine augenscheinlich genaue Kenntniß von Land und Leuten lassen annehmen, daß er aus dem aargauischen Markflecken und Kreisorte Frick im ehemaligen österreichischen Frickthale stammte. Daß er kein Adelicher war, wie Liebenau (a. a. O. 428, Regeste 32a) vorauszusetzen scheint, sondern ein Cleriker, ergibt schon der analoge Ausdruck „Bruder B. v. F.“, ferner der Umstand, daß er in Urkunden erst nach ritterbürtigen Zeugen auftritt, sowie endlich der Titel „Meister“ (Magister) und seine gelehrte, für jene Zeit bedeutende Bildung. Daß er auch Dichter gewesen, behauptet Liebenau (Argovia V. 25) mit Rücksicht auf zwei lateinische Verse, die Trouillat aus dem Urbarrodel im Colmarer Archive mitgetheilt hat. Aber wie sich sonst keine derartige Andeutung findet, so scheinen die fraglichen Worte (De Vrick Burchardus … dat non carmine tardus) auch nur auf die von F. gewagte metrische Uebung zu gehen und scherzhaft ausdrücken zu sollen: „Seht, ich kann auch Verse schmieden!“ – Lange nach seinem Tode, seit der Eroberung von Stadt und Schloß Baden durch die Eidgenossen (17. Mai 1415), hatte sein fleißiges Werk, das Urbarbuch, noch seine merkwürdigen, theilweise traurigen Schicksale. Pfeiffer’s Angaben darüber (a. a. O. S. IX-XIV, XVII) lassen sich zumeist aus den eidgenössischen Abschieden mannichfach ergänzen, und ich füge daher diese Nachweise, welche ich der Güte des Herrn Prof. E. L. Rochholz verdanke, am Schlusse der Quellen bei.

Der Geschichtsfreund, 6. Bd., Einsiedeln 1849, S. 30. – Das habsburg.-österreich. Urbarbuch, herausg. von Franz Pfeiffer, Stuttg. 1850, Vorwort, besonders S. VIII–X. – J. E. Kopp, Gesch. d. eidg. Bünde, 4. Bd., 1. Abth., Luzern 1854, S. 271–272. – Monuments de l’hist. de l’ancien évéché de Bâle, recueillis et publiés par J. Trouillat, Tome III. Porrentruy 1858, p. 43, note 1. – J. J. Blumer, Urkundensammlung zur Gesch. d. Kts. Glarus (Beigabe z. Jahrbuch d. histor. Vereins d. Kts. Glarus, 2. Heft, Zürich u. Glarus 1866), S. 127. – Herm. u. Theod. v. Liebenau, Urkundl. Nachweise zu der Lebensgesch. d. verwittw. Königin Agnes v. Ungarn – in: Argovia, Jahresschrift d. Histor. Gesellsch. d. Kts. Aargau, 5. Bd., Aarau 1867, S. 14–15, 23–25, 33–34, 190–192. – Herm. v. Liebenau, Lebensgesch. d. Königin Agnes v. Ungarn, Regensb. 1868, S. 17–18, 216, 243, 428 (Regest 32a), 480 (Regest 139), 534 (Regesten 289, 290), 542 (Regest 321). – E. F. v. Mülinen, Prodromus e. schweizer. Historiographie, Bern 1874, S. 24. – Der Geschichtsfreund, 30. Bd., Einsiedeln 1875, S. 296. – C. Brunner, Königsfeldens Schicksale aus seinem Urkundenschatze, Aarau 1875, S. 12. – Ueber die Geschichte des Urbars s. Amtliche Sammlung d. älteren Eidgen. Abschiede II. S. 1, 23, 94; Kopp, Eidgen. Bünde II. 1, S. 710, Note; Eidgen. Absch. II. 94, 93 (ähnlich bei Pfeiffer S. XII); Lichnowsky, Gesch. d. Hauses Habsburg V, Urkunden Nr. 3375; Eidgen. Absch. II. 122 (Lichnowsky, V, Urkunden Nr. 3815), 266, 436, 475, 477, 914, 486, 514; Mone, Oberrhein. Zeitschr., 8, 480; Pfeiffer S. XIII; Eidgen. Absch. III. 1, S. 12, 61; Pfeiffer S. XIII; Schlager, Wiener Skizzen, neue Folge III. 238; Eidgen. Absch. III. 1, S. 457; Pfeiffer S. XVII.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: genommmen