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ADB:Friedrich V. (Markgraf von Baden-Durlach)

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Artikel „Friedrich V., Markgraf von Baden-Durlach“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 457–460, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_V._(Markgraf_von_Baden-Durlach)&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 06:46 Uhr UTC)
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*) Friedrich V., Markgraf von Baden-Durlach, geboren am 6. Juli 1594, † 1659, war der älteste Sohn erster Ehe des berühmten Markgrafen Georg Friedrich von der Rheingräfin Juliane Ursula. Nachdem er sich durch Reisen in Frankreich, den Niederlanden und England an Kenntniß und Lebensweisheit bereichert hatte, trat er am 23. Mai 1622 durch die Abdankung seines Vaters die Regierung der Markgrafschaft an, die er bereits mehrfach während der Abwesenheit desselben im Kriege geleitet. Mit den abenteuernden Feldzügen Georg Friedrich’s war F. durchaus nicht einverstanden und sprach sich dahin wiederholt bei dem Kaiser aus, trotzdem fielen seit 1622 bairische, spanische, polnische, ungarische und kaiserliche Heerhaufen in die Markgrafschaft ein, begingen unerhörte Greuel, plünderten und verheerten das Land des friedfertigen Fürsten. Da sein Vater sich dem Kaiser nicht fügte, verlor F. am 26. August 1622 die ganze Markgrafschaft Baden-Baden an den Markgrafen Wilhelm, November 1594 war sie von dem Hause Durlach besetzt worden. Vergebens protestirte F. gegen die Restitution, die Erzherzog Leopold ausführte, es half ihm nichts, endlich kam in seiner Gegenwart in Wien ein Vergleich am 27. Mai 1627 zu Stande; ihm zufolge mußte F. an den Markgrafen Wilhelm als Ersatz für die lange Nutznießung der baden-baden’schen Lande 380000 Gulden zahlen und ihm dafür durlach’sche Aemter verpfänden und zugleich allen Ansprüchen an Baden-Baden entsagen. Die genannte Summe konnte F. nicht auftreiben und sah sich darum am 31. Juli 1629 zum Ettlinger Vertrage mit Wilhelm gezwungen, wonach F. unter Beibehaltung der Landesrechte seines Hauses, aber unter Verzicht auf die Einkünfte und die Ausübung der Gerichtsbarkeit, Wilhelm die Aemter Stein und Remchingen verpfändete. – Ende 1622 flüchtete F. vor den Kaiserlichen mit seiner Gemahlin und fünf Kindern zu dem Schwager, Herzog Johann Friedrich, nach Stuttgart und erst am 20. Mai 1623 erwirkte er den Abzug der Plünderer aus seinen Landen; 1624 aber fielen liguistische Truppen ein und nahmen Pforzheim, der Kaiser besetzte Sponheim und Kurbaiern die breisgau’schen Besitzungen Friedrichs, der abermals flüchtete. Als das Elend kein Ende nahm, eilte F. Mai 1627 nach Wien und bat Ferdinand II. dringend um Entfernung der Truppen, um Milderung des Looses seiner Unterthanen und um Herabsetzung der 380000 Gulden, zumal sein Land verwüstet sei. Ferdinand empfing ihn äußerst gnädig und machte ihm die lockendsten Versprechungen, falls er katholisch würde – mit Entrüstung wies der streng lutherische Fürst dies Anerbieten als Judaslohn zurück, wurde zwar am 11. Juni 1627 mit den Reichslehen beliehen, aber seine Bitten blieben unerhört. Am 12. Juni verließ er Wien und sah sein Land in voller Verwüstung wieder. Am 6. März 1629 erließ Ferdinand II. das Restitutionsedict, wogegen [458] F. vergeblichen Protest einlegte; die Noth seines Landes schilderte F. hierbei in grellen Farben, – als Antwort sandte man ihm eine kaiserliche Subdelegation, Januar 1631, um die alten Klöster wieder herzustellen. Doch lebte das Sulzburger Frauenkloster, für das sich die Jesuiten unendlich bemühten, auf die Verwendung des Abtes Blasius von St. Blasien hin nicht mehr auf; hingegen nahm 1630 der Benedictinerpater Eisenschmidt von der Abtei Gottesau Besitz und 1631 mußte F. der Abtei Herrenalb das von Ernst Friedrich so theuer ertauschte Amt Langensteinbach abtreten, resp. restituiren; auch andere Abteien, Klöster etc. wollten den alten Besitz haben und katholische Priester begehrten die evangelischen Pfarreien, aber die Schweden waren schneller als sie. Februar 1631 wohnte F. dem von Kursachsen inscenirten Leipziger Convente an, der sich der Ausführung des Restitutionsedictes mit bewaffneter Hand zu widersetzen versprach, warb dann Soldaten, mußte sie aber auf kaiserlichen Befehl entlassen und dem Convente absagen. Nun schickte er Vertreter zu dem vom Kaiser berufenen Frankfurter Convente, wo die Streitigkeiten über Religion und Kirchengut geschlichtet werden sollten, – kaum waren jedoch die Kaiserlichen am 17. Septbr. bei Leipzig unterlegen, so schloß sich F. den Schweden als Vertretern des protestantischen Glaubens an und so lange sie am Rheine und im Elsaß standen, blieb er im Besitze seines Landes. 1632 fiel der kaiserliche General Ossa vom Elsaß aus im Unterlande ein, verbrannte Willstätt, brandschatzte, vereint mit Wilhelm von Baden-Baden, Durlach, nahm Stollhofen und Lichtenau den Schweden weg und F. mußte nach Pforzheim fliehen. Auch Graf Montecuccoli fiel ein, nahm Durlach weg und eroberte unter Sengen und Brennen Bretten. F. und der Herzog von Württemberg baten die schwedischen Feldherren Gustav Horn und den Rheingrafen um Hülfe und diese schlugen in der That im August den Feind über den Rhein zurück; F. riß bald darauf Gottesau wieder an sich und die Benedictiner mußten weichen. Gustav Adolph war geneigt, Friedrichs Wunsch zu erfüllen und ihm an Stelle des auf kaiserlicher Seite fechtenden Markgrafen Wilhelm die Lande Baden-Baden einzuräumen, als er bei Lützen fiel; sein Kanzler Axel Oxenstierna wünschte die unzufriedenen Reichsstände bei guter Laune zu erhalten und gab F. am 13. April 1633 im Namen Schwedens auf dem Heilbronner Convente die obere Markgrafschaft mit allen Dependenzen für sich und seine Descendenz, ferner wies er ihm alle österreichischen Lande zwischen Rhein und Schwarzwald von Säckingen bis Philippsburg an, betraute ihn mit dem Oberbefehle über die Truppen im Breisgau und in der ganzen Markgrafschaft und forderte ihn auf, kräftigst den Unternehmungen der Kaiserlichen sich entgegen zu stemmen. In Heilbronn unterhandelte F. auch mit dem französischen Gesandten Feuquières wegen einer Anleihe von 100000 Thlr., um die Kriegskosten bestreiten zu können und wollte hierfür Land verpfänden. Im Juli 1633 ergriff er Besitz von den genannten baden-badischen und österreichischen Gebieten, ließ sich als Herrn huldigen, setzte überall neue Beamte ein und gab die katholischen Pfarreien an evangelische Pfarrer, die Klöster mußten von den Insassen geräumt werden, das in Schuttern erhielt einen Administrator und über die Ortenau wurde Anton v. Lützelburg gesetzt. Mit Ausnahme der badischen Gebiete in Hintersponheim vereinigte F. jetzt alle Länder der Linien Durlach und Baden unter seinem Scepter, doch war dies kein ruhiger Besitz. Im Mai 1633 brachen die Kaiserlichen aus Breisach aus, zogen wie die Vandalen hausend einher, steckten viele Orte in Brand und eroberten die Gebiete von Rötteln, Badenweiler, Höhingen und Sausenberg, aber im Juni schlugen F. und der Rheingraf Otto Ludwig sie bei Breisach, F. nahm Kenzingen und unter heftigem Gemetzel am 19. Juni Kirchhofen und steckte viele Orte in Brand. Staufen, Neuenburg, Badenweiler, Rötteln, Sausenberg, Rheinfelden, Säckingen, [459] Laufenburg und Waldshut fielen in seine Hand. Hierauf besuchte er den von Oxenstierna nach Heidelberg berufenen Convent der vier oberen Kreise, auf dem wegen der Truppen und der Belagerung von Hagenau und Philippsburg berathen wurde und dann den zu Frankfurt (Juni bis 31. Juli). Am 1. August begann er mit dem kecken Rheingrafen Otto Ludwig die Belagerung von Breisach, doch mußte er sie am 11. October aufheben, als der Herzog von Feria herbeieilte und den Breisgau von den Schweden säuberte. Als F. 1634 mit seinem Erbprinzen auf dem um Oxenstierna versammelten Convente der protestantischen Stände in Frankfurt weilte, erscholl die niederschmetternde Kunde von dem glänzenden Siege der Kaiserlichen bei Nördlingen, 7. September, und wie ein lange gedämmter Strom überflutheten kaiserliche Heere Württemberg und Baden, alles vor sich niederwerfend. – F., eben noch Herr zweier Markgrafschaften, sah sich aller Lande beraubt und floh mit den Seinen nach Offenburg und von da nach Straßburg. Auf dem protestantischen Ständetage in Worms, November 1634, erschien F., um den Bund mit Oxenstierna zu erneuern und sich zugleich Frankreich anzuschließen, und sah sich im Prager Frieden vom 30. Mai 1635 von der Amnestie des Kaisers ausgeschlossen – über seine Lande wurde ein kaiserlicher Administrator gesetzt. Grausenhaft wütheten die Truppen des Kaisers und der Liga in den Landen Friedrichs und die glaubenseifrigen Protestanten sahen förmliche Dragonaden über sich ergehen: in die Wälder geflüchtet, wurden sie mit Jagdhunden im Schnee aufgespürt und unter Androhungen ihrer Habe beraubt. Hungersnoth und Theuerung traten ein und in ihrem Gefolge große Sterblichkeit. Die evangelischen Geistlichen wurden ihrer Pfarreien beraubt und vertrieben, 1637 war von zwölf Pfarreien im Unterlande nur noch eine besetzt, in Durlach hielt sich zum Segen der Bevölkerung unter schweren Entbehrungen Konrad Weininger, Gymnasiallehrer, als protestantischer Prediger. Die Hälfte der Markgrafschaft Baden-Durlach, das Unterland, gab Ferdinand II. am 5. Mai 1635 Wilhelm von Baden-Baden, der nun Klöster und Mönchswesen restituirte, indessen Kurbaiern die Aemter Pforzheim und Graben wegnahm, das Oberland aber mußte der Erzherzogin Claudia August 1635 huldigen und wurde katholisch gemacht. Die evangelische Kirche lag in tiefen Nöthen. Während F. treu am Bunde mit Schweden und Frankreich hielt, nahmen die Kaiserlichen am 11. März 1636 auch das Schloß Hochberg und König Ferdinand setzte sich in Durlach fest. F. erhielt 1638 vom Rathe zu Basel die Erlaubniß daselbst zu wohnen und kaufte sich hier an, dann wohnte er der Belagerung von Breisach bei und Bernhard von Weimar übermachte ihm noch 1638 die badischen Gebiete im Breisgau wieder. Der neue Kaiser Ferdinand III. schloß auf dem Reichstage von 1640 F. abermals von der Amnestie aus, deshalb weigerte sich dieser, dem Rathe der Kurfürsten gemäß, den Kaiser um Gnade zu bitten und ihrer Gewährung ungewiß sich seine Verbündeten zu Feinden zu machen, und beschickte den Regensburger Reichstag von 1641 nicht. So nahmen denn die Kaiserlichen 1642 auch das Schloß Mahlberg und verbrannten es, während im ganzen Hochberger Lande anstatt 28 nur noch zwei Pfarrer waren; ein vorübergehender Streifzug führte F. Juni 1641 nach Durlach, rasch aber mußte er nach Basel zurück, wo er nur bei verschlossenen Thüren lutherischen Hausgottesdienst abhalten durfte. Mai 1643 vertrieben die Baiern alle lutherischen Geistlichen und Schullehrer aus Pforzheim und Graben, vergebens aber bemühten sie sich das Volk wieder katholisch zu machen, die Kirchen verödeten und das Volk pilgerte um geistlichen Trost trotz aller Gefahren in die benachbarten württembergischen Orte, so daß man im August 1643 die verwiesenen Lehrer und Pfarrer zurückkommen ließ, zumal die Schweden in Benfelden mit Repressalien drohten. – Nur auf Verwenden Schwedens und Frankreichs wurde [460] Friedrichs Gesandter zu den Friedenspräliminarien zugelassen; F. ließ seine Ergebenheit gegen Kaiser und Reich bezeugen, protestirte aber gegen den Eintritt Baden-Badens, das ihm zustehe, in den Fürstenrath und beschwerte sich über den kaiserlichen Schiedsspruch vom 26. August 1622 wie über die Vergleiche von Wien und Ettlingen, auch forderte er die volle restitutio in integrum von 1618; ferner beanspruchte er als rechtmäßiger Erbe der 1457 erloschenen Freiburger Grafen die Herrschaft Staufen, die Besitzungen im Breisgau und ihre anderen Gebiete, dazu die Restitution der an die Cronberger vergabten Herrschaft Hohengeroldseck an seine Gemahlin und die Belehnung mit derselben für sich und seine ganze Descendenz. Schweden befürwortete Friedrichs Begehren, während der baden-badische Abgesandte darüber klagte, das Haus Durlach habe in 28 Jahren 73 Tonnen Goldes aus Baden-Baden gezogen. 1647 entschied sich der Kaiser dahin, Baden-Baden sollte Wilhelm verbleiben, hingegen sollten die Wiener und Ettlinger Verträge erlöschen, F. die Aemter Stein und Remchingen zurück erhalten und dem Hause Durlach die jährliche Wein- und Getreidelieferung an das Haus Baden-Baden erlassen werden. Anfangs widersetzte sich F. noch, dann aber beauftragte er seinen Rath Johann Georg v. Marckelbach den Frieden in Osnabrück zu unterzeichnen, in welchem er am 24. October 1648 neben voller Amnestie die Restitution in geistlichen und weltlichen Sachen auf den Status vor 1618 erlangte, während er die österreichischen Gebietsstücke, die ihm Schweden verliehen, zurückgab. So hatte F. endlich seine Markgrafschaft, die so lange unter den Kaiserlichen, den Baiern und Baden-Baden geblutet, wieder, aber ausgehungert und verheert waren ihre Gefilde, verödet und verarmt Städte und Dörfer. Die Dominikaner und Franziskaner verließen Pforzheim 1649, die Jesuiten Graben und die Benedictiner Gottesau, welches F. säcularisirte – die protestantischen Geistlichen kehrten zurück und wegen ihrer stark gelichteten Zahl kamen viele schweizer Pfarrer ins Land, die dann Lutheraner wurden. F. bemühte sich nach besten Kräften die Kirchenzucht zu heben, ließ 1649 die Kirchenordnung in dritter verschärfter Auflage erscheinen, begann seit 1654 wieder die Kirchenvisitationen, betrieb den Wiederaufbau der Kirchen und Schulen und suchte trotz aller Einsprache seiner knauserigen Rentkammer dem Durlacher Gymnasium aufzuhelfen; auch legte er 1650 die Landschule in Rötteln an, aus der später das Lörracher Pädagogium entstand. 1654 publicirte der Markgraf das badische Landrecht, eifrigst bestrebt, Ordnung und Wohlstand im Lande einzuführen. Auf F. lasteten in Folge des Krieges bedeutende Schulden und 1654 ertheilte ihm der Kaiser für dieselben ein rescriptum moratorium. Vergebens verfocht F. hingegen seine Ansprüche auf Hohengeroldseck, zu dessen Erben ihn seine vierte Gemahlin am 3. Jan. 1649 gemacht – mit Nassau kam er hierbei wegen einer an Hohengeroldseck haftenden Summe in Streit und wurde 1659 vom Kammergerichte bis zur Zahlung der Summe durch Nassau in Besitz der Herrschaft Lahr gesetzt, wo er die lutherische Lehre einführte. Im Testamente verordnete F. am 31. December 1649 u. a.: seine Söhne sollten ihn beerben, doch nur der älteste Regent werden, ewig sollten die Lande ungetheilt bleiben und letztere Regel sollte auch in Baden-Baden gelten, wenn dies seinem Hause je wieder zufiele – zugleich verbot er, wie Georg Friedrich, einen Glaubenswechsel Seitens der Regenten von Durlach; der Kaiser bestätigte, mit Ausnahme dieser Clausel, das Testament. F. war eine höchst friedsame Natur, durch ein unheilvolles Geschick in den Krieg geschleudert; äußerst fromm und gütig, haßte er unnütze Verschwendung und Pracht und lebte einfach, in den Mußestunden der Mechanik und Mathematik zugewandt – sein Geist ging nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus. Er starb zu Durlach am 8. September 1659 und ruht in Pforzheim. Er war fünf Mal vermählt.


[457] *) Friedrich von Baden: s. im Nachtrag zu diesem Bande.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 457. Note: Der Artikel Friedrich v. Baden findet sich im Nachtrage zu dem Buchstaben F. [Bd. 7, S. 796]