ADB:Götz, Paul (Schulmann)
*): Paulus G. (auch Götze). Er latinisirte seinen Familiennamen in Jovius, deshalb vor seinen Schriften P. Jovius genannt; geb. um 1570 (1574?) zu Themar im Meiningischen, nach Ludw. Fr. Hesse’s Annahme zu Burgpreppach, Kreis Unterfranken in Baiern, † am 4. Juni 1633. Sein Vater Johann G., aus Themar stammend, wurde Prediger zu Burgpreppach und folgte 1589 einem Rufe als evangelischer Dekan nach Sondershausen; mit ihm kam G. hierher. Er studirte vom J. 1595 an in Wittenberg und ward hier 1598 Magister der Philosophie. Zu Anfang des J. 1601 erhielt er die Conrectorstelle an der Schule zu Arnstadt. Im Herbst 1618 wurde er als Rector an die gräflich schwarzburgische Stiftsschule (ein kleines Alumnat) zu Ebeleben bei Sondershausen berufen. Im Hausstande und Schule durch den 30jährigen Krieg schwer heimgesucht, starb er im Alter von ungefähr 60 Jahren in Ebeleben. Er gehört zu den vorzüglicheren späteren Chronikenschreibern. Sein Hauptwerk ist die „Schwarzburgische Chronik“, an der er den größten Theil seines Lebens unermüdlich gearbeitet hat. In derselben berichtet er, in genealogischer Anordnung, über alle ihm bekannt gewordenen Glieder des schwarzburgischen Grafenhauses bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts, den Lebensläufen manches Gleichzeitige, was nicht direct in dieselben gehört, aus der thüringischen Geschichte einschaltend. Neben zahlreichen Büchern benutzte er viel handschriftliches, insbesondere auch archivalisches Material, es sorgsam prüfend und zweckmäßig zusammenfügend, so daß das Werk noch jetzt trotz mancher Irrthümer und Lücken eine vorzügliche Quelle der Geschichte des genannten Grafenhauses und Thüringens überhaupt ist. Aus den bei seinen Nachforschungen für die schwarzburgische Chronik gesammelten anderweitigen Nachrichten stellte er gegen 40 Chroniken anderer gräflichen und adlichen Familien Thüringens und des Harzes zusammen: die bedeutendsten sind die Gleichen’sche, Kevernburgische, Honsteinische und Kirchbergische; andere, z. B. die von Lohra, Reinstein und Blankenburg, sind kurz und fragmentarisch. – Bei seinen Lebzeiten erschien keine seiner Schriften im Druck; später wurden sie handschriftlich von Andern vielfach benutzt. In durchaus ungebührlicher Weise, ohne den Namen des Jovius, den er doch kannte (m. s. Franz Schnorr v. Carolsfeld: Casp. Sagitt. u. P. J. in Naumann’s Serap. 1870 S. 248 ff.), zu nennen, verwandte Sagittarius die Gleichen’sche Chronik für seine Historia der Grafschaft Gleichen. Die Kevernburgische Chronik ließ Ayrmann in seiner Sylloge Anecdotorum I (Frankfurt a./M. 1746) S. 175 bis 230 abdrucken. Die schwarzburgische Chronik wurde nach einer Abschrift (das Autograph findet sich im Landesarchiv zu Sondershausen) in Schoettg. et Kreysig, Diplomataria et scriptores hist. Germ. medii aevi I (1753) S. 109 bis 724, unter mancherlei Abänderungen, besonders in der Sprache und Schreibung, abgedruckt; mehrere der kleinen Chroniken, meist verändert, in Grundig’s und Klotzsch’s Sammlung vermischt. Nachrichten zur sächsischen Geschichte, die Genealogie des Geschlechts derer v. Salmenitz in Kreysig’s Beiträgen zur Historie der sächsischen Lande II, S. 76–120.
Götz- [255] Ludw. Fr. Hesse, Verzeichn. schwarzb. Gelehrten u. Künstler aus dem Auslande, 4. St. Rudolst. 1834. S. 4. – Irmisch, Ueber den Thüring. Chronikenschreiber P. J. u. seine Schriften. (Vermehrter Abdr. einer Progr.-Abhandl.) Sondersh. 1870.
[254] *) Zu Bd. IX, S. 512.