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ADB:Hesse, Ludwig Friedrich

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Artikel „Hesse, Ludw. Friedr.“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 304–306, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hesse,_Ludwig_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 03:57 Uhr UTC)
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Hesse: Ludw. Friedr. H., Fürstl. Schwarzb. Rudolstädtischer Hofrath, geh. Archivar und Bibliothekar, geb. zu Rudolstadt den 2. Sept. 1783, † ebendas. den 28. März 1867. Er war der Sohn des Conrectors und Consistorialraths in Rudolstadt Joh. Ludwig Hesse, welcher sich neben seinem Amte eifrig mit dem Studium der alten thüringischen und schwarzburgischen Geschichte beschäftigte und den in dieser Richtung vorhandenen Sammlungen nicht unbedeutende Bereicherungen hinzufügte. Des Vaters Lieblingbeschäftigung blieb nicht ohne Einfluß auf seinen Sohn. Dieser, Ludw. Friedr. H., erhielt seine erste Bildung, wie seine Vorbereitung zur academischen Laufbahn auf dem Rudolstädter Gymnasium. 1801 bezog er die Universität Leipzig, studirte daselbst Theologie und Philologie, sowie Alterthumswissenschaften unter Chr. Daniel Beck und Gottfried Hermann. 1805 promovirte er mit der Absicht, sich als [305] Docent an der Universität zu habilitiren. Doch zog er vor, eine bald darauf in Rudolstadt erledigte Stelle als Collaborator am Gymnasium anzunehmen und zugleich die Fürstl. Bibliothek als Stellvertreter ihres an Altersschwäche leidenden Aufsehers zu verwalten. 1807 wurde er am Gymnasium Subconrector, 1810 Professor und 1819 Director der Anstalt. Während dieser Zeit schon war es ihm gestattet, zu seinen historischen Arbeiten über vaterländische Geschichte das Rudolstädter Archiv zu benutzen, was er auch in reichem und fruchtbarem Maße gethan hat. Im Jahre 1837 wurde seine Verbindung mit dem Gymnasium vollständig gelöst und er konnte nun bis zu seinem Tode dem ihm förmlich übertragenen Amte eines Archivars und Bibliothekars sich vollständig widmen. Für das Archiv hat er die schon früher angefangenen Sammlungen, welche deutsche, sächsische, thüringische und schwarzburgische Geschichte betreffen, durch Copiren von Urkunden und andern historischen Nachrichten aus den Schätzen verschiedener Archive Deutschlands bedeutend bereichert. Diese Sammlungen werden alle im Fürstl. geheimen Archive, nicht in der Fürstl. öffentlichen Bibliothek (wie es nach der 1870 veröffentlichten Autobiographie Hesse’s scheinen könnte) aufbewahrt. Seine hinterlassenen Werke, welche sich alle auf thüringische und schwarburgische Geschichte beziehen, zeugen von seiner außerordentlichen Thätigkeit und zeichnen sich wie durch Gründlichkeit, so durch ungeheuren Reichthum an Quellenapparat aus, so daß sie, wenigstens die auf schwarzburgische Geschichte bezüglichen, gewiß auf lange Zeit als maßgebend zu betrachten sein werden. H. war Mitglied vieler sowohl deutscher, als ausländischer geschichts- und alterthumsforschenden Vereine. Im Jahre 1855 feierte er sein 50jähriges Amtsjübiläum. Als selbständig erschienene Schriften von ihm sind zu nennen: „Geschichte des Klosters Paulinzelle“ 1. und 2. Lief., Rudolstadt 1815 und 17; „Geschichte des Schlosses Blankenburg“, ebendas. 1820; „Taschenbuch, der Geschichte und Topographie Thüringens gewidmet“, 1. Bd. Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen etc., Rudolstadt 1816; „Beiträge zu der deutschen, besonders thüringischen Geschichte des Mittelalters“ mit dem 2. Titel „August v. Wersebe über die Vertheilung Thüringens“ etc. Hamburg 1834 und 1839; „Arnstadt’s Vorzeit und Gegenwart“, 1. und 2. Heft, Arnstadt 1842 und 1843; Lamberti Hersfeld. annal. edente L. F. Hesse“ in Monument. Germ. historic. Scriptor. p. 154–203. Hannoverae 1844 fol.; „Conr. Stolle’s thüringisch-erfurtische Chronik aus der Urschrift herausgegeben“, Stuttgart 1854, Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart, XXXII; „Die Jahrbücher des Lambert von Hersfeld, nach der Ausgabe der monumenta Germaniae übersetzt“. (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, XI. Jahrh., Berlin 1855); Fortsetzung der von J. L. Hesse begonnen Landesbeschreibung des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt in dem Rudolstädter Landeskalender von 1805 und den folgenden Jahren; die Einladungsschriften zu den öffentlichen Schulprüfungen von 1811 an, enthaltend ein Verzeichniß geborner Schwarzburger, die sich als Künstler und durch Schriften bekannt machten und ein ähnliches „Verzeichniß schwarzburgischer Gelehrter aus dem Auslande“ etc. Außerdem schrieb er in verschiedene zahlreiche Zeitschriften (vgl. seine Autobiographie) kleinere und größere Artikel, unter denen besonders folgende hervorzuheben sind: „Die Rothenburg bei Frankenhausen“, „Das Kloster zu Frankenhausen“, „Schlotheims Vorzeit“, „Ziegenrück“, „Kloster Kapelle“, „Katharina die ‚Heldenmüthige‘“, „Die Doppelehe des Grafen v. Gleichen“, „Nicolaus v. Syghen“, „Das Kevernburger Gemälde“, „Calendarium Merseburgicum“, „Der Püstrich“ u. s. w. In „Thüringen und der Harz“, herausgegeben von Sydow, 1.–8. Bd., Sondershausen 1839–1844, lieferte er überhaupt 23 Aufsätze über die Geschichte thüringischer Städte, Klöster und Burgen.

[306] Nachrichten von seinen Lebensumständen bis zum Jahre 1801 liefert das Leipziger Programm Saxoniae bona carminis pars posterior oration. XXI. philos. Doctorum et L. L. A. A. magg. a Johanne Georgio E. Poëtices Professore d. XXVIII. Febr. 1805. Lipsiae 4. und in deutscher Uebersetzung das Leipziger gelehrte Tagebuch auf die Jahre 1805–8. – Seine Autobiographie erschien im Serapeum, Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft etc. von R. Naumann, 31. Jahrg. 1870 im Intelligenzblatt Nr. 1 und 2.