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ADB:Lampert von Hersfeld

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Artikel „Lambert von Hersfeld“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 548, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lampert_von_Hersfeld&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:45 Uhr UTC)
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Lambert von Hersfeld, früher gewöhnlich in Folge einer falschen Lesart von Aschaffenburg genannt, einer der bedeutendsten Geschichtschreiber des Mittelalters, war vermuthlich ein Thüringer, doch ist nicht einmal sein Name ganz gesichert. Er scheint seine Bildung nicht im Kloster gewonnen und als begüterter Weltgeistlicher gelebt zu haben, bis er schon in reiferen Jahren am 15. März 1058 in Hersfeld Mönch wurde. Im Herbst desselben Jahres weihte ihn der Erzbischof von Mainz in Aschaffenburg zum Priester. Da ergriff ihn die damals so mächtige Sehnsucht nach dem hl. Lande; er schloß sich einer Pilgerfahrt an und kehrte 1059 noch eben früh genug heim, um von seinem Abte Meginher vor dessen Tod Verzeihung zu erhalten. Weiter erfahren wir nur, daß er 1071 vom Abt Ruthard ausgesandt wurde, um die neue strengere Zucht kennen zu lernen, welche durch Erzbischof Anno in Siegburg und Saalfeld eingeführt war. Er fand die alte Regel Benedicts vollkommen ausreichend, wenn sie nur wirklich beobachtet werde. Um das Jahr 1074 schrieb er eine Geschichte des Klosters Hersfeld, voll Bitterkeit über die Schädigung desselben durch Heinrichs IV. Kriegsvolk und die schlechte Zucht am Hofe seit Anno’s Entfernung. Hiervon sind leider nur Fragmente erhalten. Schon vorher hat er, wie er selbst berichtet, ein Epos über die Geschichte seiner Zeit verfaßt, von dem wir sonst nichts wissen; eine Vermuthung Giesebrechts, daß es das „Carmen de bello Saxonico“ sei, von dem damals noch sehr eifrig kaiserlich gesinnten L. verfaßt, hat wenig Anklang gefunden. Sein Hauptwerk aber ist seine Chronik in annalistischer Form von Erschaffung der Welt bis 1077. Der Anfang ist ein ganz dürftiger Auszug der Hersfelder Annalen, von 1040 an finden wir selbständige Mittheilungen und vorzüglich von 1069 an wird die Darstellung ausführlich. Er schildert die Regierung Heinrichs IV. bis zur Wahl des Gegenkönigs Rudolf in so geläuterter Sprache und mit so vornehm ruhiger Weise, daß er den Eindruck vollkommen sicherer Kenntniß und voller Unparteilichkeit macht, um so mehr, da er nicht etwa gleichzeitig mit den Begebenheiten schreibt, sondern in zusammenfassendem Rückblick auf einen abgeschlossenen Zeitraum. Deshalb ist er auch lange Zeit für die Auffassung Heinrichs IV. maßgebend gewesen, bis namentlich L. Ranke gewichtige Bedenken dagegen geltend machte. Seitdem ist er vielfach bis zum Uebermaß getadelt worden; es ist ihm absichtliche Entstellung schuldgegeben, gewiß mit Unrecht. Aber allerdings theilte er die Auffassung der sächsischen und thüringischen Gegner Heinrichs und erhielt von ihnen seine Nachrichten; obgleich nicht eigentlich Anhänger der gregorianischen Richtung theilt er doch die kirchliche Auffassung und steht in dem Kampfe der beiden Gewalten auf päpstlicher Seite. In die Geheimnisse der Führer war er nicht eingeweiht und die Politik des Hofes ihm fremd und unbekannt. Auch in Bezug auf andere Thatsachen ist er keineswegs zuverlässig, und weit mehr als auf Erforschung derselben ist seine Bemühung auf eine seiner klassischen Vorbilder nicht unwürdige Form gerichtet gewesen. In dieser Beziehung hat er viel geleistet, aber auch sachlich verdanken wir viele Nachrichten ihm allein; nur ist allerdings bei Benutzung derselben größere Vorsicht nothwendig, als man früher für geboten hielt. Jetzt hat Holder-Egger auch in der Vita Lulli ein Werk Lambert’s erkannt.

Ed. princ. 1525, 1533 zuerst unter Lamberts Namen. Ausgabe von Hesse, Mon. Germ. SS. III u. V, vereinigt in der Octavausg. 1843, 1874. Uebersetzt von Buchholz 1819, von Hesse 1855, 1883. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsqu. (4. Ausg.), II. 78–87. Giesebrecht, Kaiserzeit (4. Aufl.), III. 1030–32.