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ADB:Garcaeus, Johann der Jüngere

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Artikel „Garcaeus, Johannes, der jüngere“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 370–371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Garcaeus,_Johann_der_J%C3%BCngere&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 03:49 Uhr UTC)
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Garcaeus: Johannes G., der jüngere (Gartze, Garz, Gahrceus u. a. m.), Sohn des Vorigen, wurde am 13. Decbr. 1530 und zwar zu Wittenberg (nicht zu Hamburg) geboren. Vor dem J. 1534 bekam sein Vater eine Anstellung in Hamburg und hier hat der Sohn dann wahrscheinlich, wenigstens von 1546 an, in welchem Jahre sein Vater zum zweiten Male nach Hamburg kam, das Johanneum besucht. Er studirte darauf in Wittenberg, wo er in der Theologie sich besonders an den seinem Vater befreundeten Melanchthon anschloß; außerdem trieb er eifrig mathematische Studien bei Kaspar Peucer. Im J. 1555 kam er als Magister nach Greifswald, wo er im November 1556 Professor in der philosophischen Facultät wurde. Ende 1558 oder im Anfange des J. 1559 wurde er ebenda auch Pastor zu St. Jacobi und Professor der Theologie; im J. 1559 war er Theilnehmer an der Synode, welche zu Greifswald gehalten wurde und auf welcher die neue Kirchenordnung angenommen ward; im folgenden Jahre war er Decan der philosophischen Facultät. Darauf erhielt er 1561 einen Ruf nach Brandenburg (in der Mark) als Pastor und Superintendent daselbst in der Neustadt, den er annahm; hier hielt er auch noch theologische Vorlesungen, welche er am 21. Oct. 1561 mit einer Rede über den Evangelisten Lucas und dessen Schriften begann. Am 29. Mai 1570 wurde er mit fünf anderen unter Georg Major’s Decanat in Wittenberg zum Doctor der Theologie ernannt. Nicht lange war ihm dann noch gestattet zu wirken; er starb schon am 22. Jan. 1574, wenig über 43 Jahre alt. Die Angabe bei Moller und anderen, daß er im J. 1575 gestorben sei, scheint dadurch widerlegt zu werden, daß nach Gottschling’s Mittheilung auf seinem Leichenstein Jahr und Tag seines Todes und das Lebensalter, das er erreichte, wie angegeben, genannt werden; nur bleibt undeutlich, daß nach derselben Quelle auf dem Leichenstein stehen soll, er habe ein Alter von 43 Jahren und 5 Monaten erreicht, da es, wie man meinen sollte, statt dessen 43 Jahre 1 Monat und 9 Tage heißen müßte. Dieser jüngere G. hat eine große Anzahl Schriften herausgegeben, von denen mehrere auch noch nach seinem Tode wiederholte Auflagen erlebten; einige Werke wurden auch noch aus seinem Nachlasse veröffentlicht. Sehr viele von ihnen haben nur einen geringen Umfang; die meisten behandeln theologische [371] Gegenstände. Ein Werk von ihm über die Prädestination wurde noch zu seinen Lebzeiten in französischer Uebersetzung herausgegeben. Was ihn aber zumeist bekannt, ja in gewissen Kreisen berühmt gemacht hat, sind seine astronomischen Schriften und besonders sein großes astrologisches Werk, „Methodus astrologiae“, zuerst Basel 1570 in Folio erschienen mit einem Anhang von Schreckenfuß über die Kalender der bekanntesten Völker. Die Astrologie war ganz besonders seine Liebhaberei, wie ja auch Melanchthon und viele andere bedeutende Männer damals viel auf sie hielten; mit großem Fleiße verwandte er seine ungewöhnlichen mathematischen und astronomischen Kenntnisse, um für etwa 400 bekannte Zeitgenossen aus der Stellung der Gestirne bei ihrer Geburt nach den angenommenen astrologischen Regeln zu bestimmen, was über ihr Ergehen aus den Sternen zu entdecken sei. Es wird erzählt, daß der Landgraf Wilhelm IV. von Hessen, der selbst ein tüchtiger Mathematiker war, als er im J. 1572 in diesem Werke des G. las, daß er im April 1579 sterben werde, an den Rand des Buches schrieb: „Deus numeravit omnes dies vitae meae, Psalm 31, 16“, – und dann den ihm von G. bestimmten Todestag lange überlebte. Auch ein Werk des G. über Meteorologie fand in wiederholten Auflagen große Verbreitung.

Moller, Cimbria litterata im II. Bde. (Kaspar Gottschling) Histor. Nachricht von den Superintendenten in der Neustadt Alt-Brandenburg a. d. Havel, 1726; ferner: Das hamburgische Schriftstellerlexikon im II. Bande. Hier und bei Moller sind seine meisten Werke angeführt. – Die Erzählung vom Landgrafen siehe u. a. in: Rud. Wolf, Geschichte der Astronomie, München 1877, S. 267.