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ADB:Gebwiler, Hieronymus

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Artikel „Gebwiler, Hieronymus“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 486–487, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebwiler,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:42 Uhr UTC)
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Gebwiler: Hieronymus G., ein Humanist der Reformationszeit, der Reformation aber, wie die meisten Humanisten am Oberrhein, entschieden abgewandt, geboren im Städtchen Horburg bei Colmar c. 1480, † in Hagenau den 21. Juni 1545. – Er machte seine Studien an der Universität Basel und wurde als noch junger Mann zur Leitung der Schule in Schlettstadt berufen, die durch Dringenberg zu großem Ansehen gekommen war. Ohne durch Gediegenheit des Wissens oder durch Schärfe des Urtheils besonders hervorzuragen, scheint er doch nicht geringe Geltung gewonnen und namentlich auch durch wohlwollende Gesinnung seine Schüler sich verpflichtet zu haben. Unter diesen nennt man Beatus Rhenanus, Johannes Sapidus und Leo Jud. Schon im J. 1509 erhielt er, wahrscheinlich auf Veranlassung Geiler’s und Wimpheling’s, einen Ruf an die mit dem Münster in Straßburg sich verbindende lateinische Schule, an welcher dann der Poet Ottomar Nachtigall (Luscinius), ein in Paris, Löwen und Wien gebildeter Mann, ihm beigegeben wurde (Ch. Schmidt, Vie de Jean Sturm, 21 f.). Hier schloß er nun an Geiler, Wimpheling, Brant, auch als Mitglied der litterarischen Gesellschaft, enger sich an, und wie er die Schule emporzubringen sich bemühte, so war er auch als Schriftsteller sehr thätig. Ueber seine Stellung in dem Kampfe, in welchen sein alternder Freund Wimpheling durch mönchische Gegner verwickelt wurde, sind wir nicht genauer unterrichtet. Als aber die auf dem kirchlichen Gebiete eindringenden Neuerungen auch in Straßburg immer mächtiger wurden, trat er entschieden für die wankende Partei der alten Kirche auf. Grollend verließ er 1524 die ketzerische Stadt und übernahm das Rectorat der Schule in Hagenau, seitdem fast leidenschaftlich bemüht, den neuen Wohnsitz gegen die lutherischen Lehren zu verwahren, während doch die dortigen Buchdrucker in jener Zeit manches zur Förderung der neuen Bestrebungen in die Oeffentlichkeit brachten. Auch als Humanist fühlte er gegen die Neuerungen sich erregt, mit denen grobe Vernachlässigung der Grammatik und willkürliche Erklärung der hl. Schrift gewöhnlich zu werden schienen. In Hagenau blieb er bis an seinen Tod. Eine seiner ersten schriftstellerischen Leistungen war die Ausgabe der BB. des Polydorus Vergilius und Sabellicus de inventoribus rerum (Straßburg 1509). Im J. 1512 veranstaltete er eine Ausgabe der von Cochlaeus für die Nürnberger Schule bearbeiteten lateinischen Grammatik, die er seinem Freund Wimpheling dedicirte. Andere philologische, historische, theologische Arbeiten dienten meist dem Bedürfnisse des Tages. Was er als lateinischer Dichter zu leisten vermochte, zeigt vielleicht am besten seine „Panegyris [487] Carolina“, mit welcher er 1521 Karls V. Eintritt in Deutschland feierte; aus ihr spricht noch ein freierer Geist.

S. Röhrich, Die Schule zu Schlettstadt, in Illgen’s Zeitschrift für die hist. Theol. IV, 2 (wieder abgedruckt in seinen Mittheilungen aus d. Gesch. des Elsasses I, 78 ff.), Strobel, Vaterländ. Gesch. des Elsasses IV, 130 f. Horawitz, Beatus Rhenanus 11 f.