ADB:Gerhard (Propst von Steterburg bei Wolfenbüttel)
Heinrich den Löwen und gleiche Bedrängnisse wiederholten sich 1190 und 1191. G. gehörte wahrscheinlich zu der Gesandtschaft, welche Heinrich der Löwe 1191 an Heinrich VI. absandte, und war 1194 der Vermittler des endlichen Friedens. Ueber alle diese Vorgänge sind Aufzeichnungen vorhanden, welche von ihm theils verfaßt, theils veranlaßt sind, und sich mit Abschriften von Urkunden und Auszügen aus Annalen vermischt in einem Copialbuch des Stifts aus dem 14. Jahrhundert befinden. Ausführlich fast nur über die Gütergeschichte des Stifts, geben sie doch auch über die Schicksale Heinrichs des Löwen nach 1177 nicht unwichtige Nachrichten, deren einseitig welfische Auffassung [759] mit anderen Berichten zusammen zu halten und durch dieselben zu berichtigen ist. Vorzüglich lebhaft und anschaulich sind die Drangsale geschildert, welche die kaiserlichen Kriegsheere über das Land brachten. G. starb erst am 21. September 1209, aber die Aufzeichnungen gehen nur bis zum Tod des Herzogs am 6. August 1195. Nach früheren sehr mangelhaften Mittheilungen durch Meibom und Leibniz hat G. H. Pertz nach Auffindung der Handschrift eine Ausgabe gegeben unter dem Titel „Annales Stederburgenses auctore Gerhardo (Mon. Germ. SS. XVI, 197–231)“. Uebersetzung von E. Winkelmann, 1866.
Gerhard, von 1164 bis 1209 Probst des Jungfrauenstifts Steterburg, westlich von Wolfenbüttel, war ein Verwandter des gleichnamigen Probstes von Richenberg bei Goslar, welcher auch Steterburg nach tiefem Verfall zu neuer Blüthe gebracht hatte. Nach Gerhards I. Tod 1150 waren wieder schlechte Zeiten eingetreten; am 21. December 1163 wurde G. II. erwählt und im Januar 1164 vom Bischof von Hildesheim eingesetzt. Er war von seinem siebenten Jahr an von Gerhard I. erzogen und hatte seine Tüchtigkeit nach dessen Tod fünf Jahre lang als Kellermeister von Richenberg bewährt. In Steterburg stellte er die Gebäude her, führte die dort außer Uebung gekommene Verschleierung der Nonnen ein, erbaute eine neue Stiftskirche und wußte in musterhafter Weise die Stiftsgüter zu mehren und gegen Uebergriffe zu schützen. Schweren Schaden erlitt das Stift nach dem Frieden von Venedig durch den Krieg gegen