Zum Inhalt springen

ADB:Goltzius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Goltzius, Hubrecht“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 362–363, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goltzius&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Goltzius, Hendrik
Nächster>>>
Gomarus, Franciscus
Band 9 (1879), S. 362–363 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hubrecht Goltzius in der Wikipedia
Hubert Goltzius in Wikidata
GND-Nummer 138900817
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|362|363|Goltzius, Hubrecht|Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker)|ADB:Goltzius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138900817}}    

Goltzius: Hubrecht G. (eigentlich Goltz), Maler, aus einer von dem Dorfe Heinsbeek stammenden Familie. Hubrecht lebte zu Venloo, K. van Mander nennt ihn einen kunstreichen Maler und gibt ihm einen Bruder Sybrecht, der ein tüchtiger Bildhauer gewesen sein soll. Hubrecht hatte einen Sohn Jan, (s. o. S. 361 Z. 3), und zwei Töchter, welche Maler heiratheten, und zwar die eine den aus Würzburg stammenden Maler Rüdiger oder Rutger, der deshalb van Weertzburgh hieß. Aus dieser Ehe stammt Hubrecht der Jüngere ab, welcher den Namen Goltz (durch ihn latinisirt in Goltzius) von der Mutter annahm. Andere geben an, der Würzburger Rüdiger habe mit seinem Geschlechtsnamen Goltz geheißen, doch ist van Mander, der mit Hendrik G. bekannt war, und obigen Bericht geliefert hat, sicherlich besser unterrichtet. Sonst wäre es auch nicht zu erklären, warum die nicht von Rüdiger abstammenden Familienglieder doch den Namen G. geführt hätten.

Hubrecht G. der Jüngere, Maler, Kupferstecher und Alterthumsforscher, war geboren zu Venloo den 30. October 1526. Er kam nach Lüttich in das Atelier des damals berühmten Malers Lambert Lombard, wo er verschiedene Antiken sehen und nachbilden konnte. Dadurch gewann er Geschmack an Alterthümern, was für seinen Lebensgang bestimmend wurde, so daß die Malerei in [363] den Hintergrund trat. Dann hielt er sich 12 Jahre in Antwerpen auf, setzte seine Studien fort und ließ im J. 1557 sein Hauptwerk, die Bildnisse der römischen Kaiser von Julius Cäsar bis auf Karl V. und Ferdinand I., daselbst erscheinen (deutsch, lateinisch, französisch, italienisch und spanisch). G. verband dabei den Kupferstich mit dem Holzschnitt, indem die Umrisse radirt und dann mit bräunlichen Helldunkeltafeln bedruckt sind. Hierbei, wie auch bei späteren Werken, war ihm der Maler Joos Gietleughen aus Kortryk behülflich. Im J. 1558 ging G. auf Einladung der Brüder Guido und Marcus Laurin, Herren von Watervliet, nach Brügge, hielt sich hier vier Monate auf und bereiste dann zwei Jahre lang Deutschland, Italien und Frankreich. Im J. 1560 war er zurück in Brügge. Hier ließ er auf Kosten der genannten Gönner und in seiner eigenen Druckerei, die übrigens kein öffentliches Geschäft betrieb, noch mehrere Werke erscheinen. „Fasti Romani“, „C. Julius Caesar“, „Fasti Magistratuum“ und andere. In Gesammtausgabe erschienen seine Werke unter dem Titel: „Romanae et Graecae antiquitatis monumenta ex priscis numismatibus eruta“ (5 Bde., Antwerpen 1644–45; andere Ausgabe 5 Bde., Antwerpen 1708); dieselben haben übrigens heutzutage einen geringen Werth. In die Kunstgeschichte schlägt sein Buch ein: „Lamberti Lombardi apud Eburones pictoris celeberrimi vita“ (Brügge 1565). Ein Werk von 1566 hatte er dem Senat von Rom gewidmet, der ihm dafür das römische Bürgerrecht zuerkannte; Philipp II. von Spanien, dem G. ein anderes Buch dedicirt hatte, verlieh ihm seinerseits den Titel als seines Malers und Historiographen. Ueber die Malerei unseres Hubrecht wußte van Mander wenig zu erzählen. Es ist ja begreiflich, daß die gelehrten Studien ihn wenig dazu kommen ließen, Pinsel und Palette zu handhaben. Van Mander erwähnt das Oelporträt eines Mönches Cornelis (Broer Cornelis genannt) zu Brügge, dessen Predigten G. beizuwohnen und zu bewundern pflegte. Ferner war G. zu Antwerpen für ein abgehaltenes Capitel des goldenen Vliesordens mit seinem Pinsel thätig. Zu dem berühmten Bildnißmaler Antonis Moor (Moro) stand G. in freundschaftlichen Beziehungen; er schenkt demselben ein prächtig gebundenes Exemplar eines seiner Werke, wofür ihm Moro sein Bildniß malte. Dasselbe ist im Stiche erschienen. G. war zwei Mal verheirathet; seine erste Frau war die Schwester der zweiten Gemahlin des bekannten Künstlers Pieter Coecke von Aalst, sie hieß Elisabeth Verhulst. Von ihr hatte er mehrere Kinder, denen er als Römer auch römische Namen gab, wie Julius, Marcellus etc. Nach ihrem Tode verehelichte er sich zum Verdrusse seiner Kinder und Freunde und seinem eigenen Schaden mit Maria Vyncx, einer Person von üblem Rufe. Er starb am 24. März 1583 zu Brügge.

Vgl. die Lebensbeschreibung von H. G. durch Félix van Hulst (Lüttich 1846, Separatabdruck aus der Revue de Liège).