ADB:Coecke, Pieter

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Artikel „Coecke, Pieter“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 385–386, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Coecke,_Pieter&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:28 Uhr UTC)
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Coecke: Pieter C. (Coucke, Koek), Maler, Baumeister und Buchhändler, geb. 14. Aug. 1502 zu Aalst in Flandern, daher Pieter van Aelst genannt, lernte bei Barend van Orley. Wann er nach Italien ging, ist ungewiß, doch vielleicht bald nach der Beendigung seiner Lehrlingschaft. Er hielt sich namentlich zu Rom auf und zeichnete hier fleißig nach Figuren und Bauwerken. Im J. 1529 nahm er als Mitglied der St. Lucasgilde von Antwerpen Willem van Breda zum Schüler auf. Ein paar Jahr später bestimmten ihn, der unterdessen Wittwer geworden war, Brüsseler Gobelinfabrikanten, Vorlagen auszuführen und dieselben in Konstantinopel dem Sultan vorzuzeigen; sie hofften nämlich gute Geschäfte zu machen. Der Großtürke jedoch, den Satzungen des Koran getreu, wollte von den bildlichen Darstellungen der Menschen und Thiere nichts wissen, und so kam für die Speculanten nichts zu Wege, als große Kosten in Folge der verlorenen Reise. C. freilich hatte den Vortheil, daß sich seine künstlerischen Anschauungen erweiterten; er benutzte die Zeit seines Aufenthaltes, der ins Jahr 1533 fiel, um das türkische Leben und Treiben abzuzeichnen. Diese Zeichnungen erschienen in sieben Holzschnitten, die, aneinander gepaßt, die Form eines Frieses bilden, erst nach Pieters Tode, von seiner Wittwe herausgegeben: „Les moeurs et fachon de faire des Turcz, avecq les Regions y appartenantes, ont esté au vif contrefaictz par Pierre Couck d'Alost, lui estant en Turque, an de Jesu Christ MDXXXIII, le quel aussy de sa main propre a pourtraict ses figures duysantes à l'impression d'y celles“, und nach dem letzten Blatt: „Maria van Hulst, vefue du dict Pierre d'Alost trepasse en l'an MDL a faict imprimer les dicts figures, soubz grace et privilege de l'Imperiale Majesté en l'an MCCCCLIII.“ Auf dem letzten Stück hat sich der Künstler selbst, in orientalischer Tracht, mit Pfeil und Bogen in der Hand, dargestellt. Zurückgekehrt, verheirathete sich der Künstler zum zweiten Male [386] und zwar mit Maria Bessemers oder van Hulst. Im J. 1537 wurde er Decan der St. Lucasgilde zu Antwerpen; im J. 1539 nahm er Colyn van Nieucasteel als Schüler auf, der besser unter dem Namen Nicolaus von Neufchatel bekannt ist und ein tüchtiger Porträtmaler werden sollte, 1544 Paul Clayssone Colve. Auch unterrichtete er den alten Pieter Brueghel, der nach Coecke’s Tode dessen Tochter heirathete. C. stand in den Diensten Karls V. Er starb zu Brüssel den 6. Decbr. 1550 und wurde daselbst in der Kirche Saint-Géri begraben. Außer dem oben genannten Werke erschien noch von ihm: „Spectaculorum in susceptione Philippi Hisp. Prin. Divi Caroli V. Caes. F. An. M. D. XLIX. Antverpiae aeditorum mirificus Apparatus. Per Cornelium Scrib. Grapheum, eius Urbis Secretarium verè et ad vivum accuratè descriptus. Excus. Antverpiae, pro Petro Alosteñ, impressore iurato, typis Aegidii Disthemii An. 1550. Men. Jun.“ Fol. Erschien auch in vlämischer und französischer Ausgabe. Sodann übersetzte er das Werk des Sebastiano Serlio: „Generale Regelen der Architecture op de vyve manieren van edificien, te weten, Tuscana, Dorica, Ionica, Corinthia ende Composita, met den Exemplen der Antiquiteiten, die in't meestendeel concordeeren met de leeringehe van Vitruvie. Met privilegie anno MDXXXIX.“ Erschien in mehreren Ausgaben: 1546, 1553. 1626, ferner in deutscher Uebertragung 1542, in englischer 1611. – Coecke’s Porträt findet sich in der Sammlung der Wittwe Cock, gestochen von Wierx (danach eine Copie in der Porträtsammlung des H. Hondius, ferner bei Bullart und in der von J. de Jongh besorgten Ausgabe des van Mander).

Sein Sohn Pieter war ebenfalls Maler. Er ließ sich in Antwerpen nieder und nahm daselbst 1552 Dielken de la Heele als Schüler auf; auch gibt ihn van Mander als Lehrer des Gillis van Conincxloo an, der mit ihm verwandt war.

Ein unehelicher Sohn des alten C., Pauwels van Aelst, wandte sich gleichfalls der Malerei zu; er lebte und starb in Antwerpen. Er copirte vortrefflich die Werke des J. Mabuse und malte auch hübsche Blumen in Gläsern. Seine Wittwe heirathete den oben genannten Gillis van Conincxloo.