ADB:Gundermann, Christoph

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Artikel „Gundermann, Christoph“ von Gotthard Lechler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 125–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gundermann,_Christoph&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 04:40 Uhr UTC)
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Gundermann: Christoph G., aus Kahla in Thüringen gebürtig, war anfangs Schulmann, wurde Rector der Martinsschule zu Halberstadt, ging aber zum Kirchendienst über. Er bekleidete von kirchlichen Aemtern zuerst das Diaconat an der Martinskirche daselbst, und wurde 1584 zum Oberhofprediger gleichfalls in Halberstadt befördert. Im J. 1590 wurde er als Pastor an der Thomaskirche und ordentlicher Professor der Theologie nach Leipzig berufen, und in demselben Jahre zum Licentiaten und Doctor der Theologie von der Universität Wittenberg promovirt. Das geschah unter Kurfürst Christian I., durch den Einfluß des jüngst zum kursächsischen Kanzler ernannten Nicolaus Krell. G. trat als einer der eifrigsten Philippisten auf, und machte namentlich mehrere Reisen, um den Widerstand zu brechen, der sich in Sachsen gegen die Abschaffung des Exorcismus bei der Taufe erhob; allein er erfuhr bei diesen Gelegenheiten vielfache Unbill und Verhöhnung von Seiten der erregten Bevölkerung. Als aber Kurfürst Christian am 25. September 1591 in einem Alter von nur 30 Jahren starb, übernahm der Agnat Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar als Vormund die Regierung von Kursachsen. Und nun trat ein gewaltsamer Umschlag ein zu Gunsten des Lutherthums. Die im Laufe der letzten Jahre entlassenen Theologen von anti-melanchthonischer Gesinnung, Mirus, Selnecker und Andere kehrten zurück. Als aber am 23. October 1591 Kanzler Krell in Dresden verhaftet worden war, fand es G. räthlich, sich in aller Stille von Leipzig wegzubegeben. [126] Allein er kam nur bis nach Naumburg. Man schickte ihm nach, und er ließ sich bewegen, zurückzukehren. Am 15. November wurde er wegen Krypto-Calvinismus in seiner Amtswohnung verhaftet und in der Pleißenburg eingesetzt, was seine Frau so sehr bekümmerte, daß sie aus Verzweiflung sich das Leben nahm. Er selbst wurde jedoch am 20. Mai 1592 seiner Haft entlassen, auf eine Urkunde hin, in welcher er gelobte, künftig nichts gegen die Augsburgische Confession, die Schmalkaldischen Artikel und die Concordienformel zu lehren und dem Predigtamt für immer entsagte. Dieses Versprechen hat er auch gehalten. Er begab sich nach seiner Heimat Thüringen und lebte als Privatmann in seiner Geburtsstadt Kahla, wo er auch gestorben ist. Schriften von ihm sind nicht vorhanden, nur einige Thesen über das Verhältniß der beiden Hauptausgaben der Augsburger Confession zu einander sind gedruckt worden.