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ADB:Gutbier, Ägidius

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Artikel „Gutbier, Aegidius“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 215–216, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gutbier,_%C3%84gidius&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 04:07 Uhr UTC)
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Gutbier: Aegidius G., wurde in der Stadt Weissensee in Thüringen am 1. Sepbr. 1617 geboren, sein Vater war dort Bürgermeister und stammte aus einer schlesischen Familie. Er verlor frühe seine Eltern, besuchte zuerst die Schule seiner Geburtsstadt, unter Rudolf Musäus, kam 1632 auf die benachbarte Klosterschule Roßleben, von da im J. 1638 mit dem Rector, Magister Heimburger, dem er auch die Liebe zu den orientalischen Sprachen verdankte, auf die Schule nach Quedlinburg. Nach vollendeten Studien ging er nach Riga, wo er als Hauslehrer drei Jahre die Kinder des dortigen Gouverneurs und später die des Professors und Predigers Johann Dolmann unterrichtete. Im J. 1645 bezog er die Universität Rostock und vertheidigte unter Vorsitz von August Varenius eine von ihm in hebräischer Sprache verfaßte Dissertation über Psalm 110. Von Rostock kam er nach Königsberg, von da nach Leyden, um drei Jahre lang sich den orientalischen Sprachen, unter Anleitung der berühmten Gelehrten Hiob Ludolf, des Begründers der äthiopischen Studien im Abendlande, Jacob Golius, Salmasius, Heinsius und Boxhorn, ganz widmen zu können. Am 20. Januar 1648 wurde von ihm eine Rede in syrischer Sprache gehalten. Nachdem er sich noch zu Oxford und Paris längere Zeit aufgehalten, zog er nach Hamburg, wo er erst eine Hauslehrerstelle bei dem Rechtslicentiaten und Senator G. von Holten annahm. 1652 wurde er als Professor der orientalischen Sprachen an dem dortigen Gymnasium angestellt. Einen später erhaltenen Ruf nach Helmstädt und Upsala in gleicher Eigenschaft hatte er abgelehnt und erhielt dafür 1660 noch die Professur für Logik, nach Joachim Jungius und wurde in demselben Jahre am 29. November von der Universität Gießen zum Doctor der Theologie ernannt. Am 17. Juni 1653 hatte er Marie Straubing, Wittwe des Hamburgischen Bürgers Johann Petersen, Halbschwester des Polyhistors Lukas Holstenius geheirathet und mit ihr einen einzigen Sohn, Aegidius Theodor, erzeugt, der aber in der Blüthe seines Alters schon 1677, 10 Jahre nach dem Vater starb. Dieser reiste im J. 1667 nach seinem Heimathlande Thüringen, um, an der Schwindsucht leidend, dortselbst Erholung zu finden, wurde aber in Ufhofen in der Nähe von Erfurt am [216] 27. September vom Tode überrascht. Er ist auch an diesem Orte beerdigt. Er war einer der bedeutendsten und gelehrtesten Orientalisten seiner Zeit. Er errichtete eine Druckerei im eigenen Hause, welche von 1664–67 bestand und ließ die Typen zu der Uebersetzung des Neuen Testamentes in syrischer Sprache mit großen Kosten anfertigen und in seiner eigenen Druckerei im Hause drucken (Novum Jesu Christi Testamentum Syriace cum punctis, vocalibus et versione latine Matthaei“, 1663–1664), was ihm viele Unbequemlichkeiten verursachte. Zu der Ausgabe des Neuen Testamentes gehört sein „Lexicon Syriacum, continens omnes N. T. Syriaci dictiones et particulas“, 1667; und „Notae criticae in N. T. Syriacum“, 1667. Außer diesen Arbeiten hat er zahlreiche Schriften theologisch-philosophischen Inhaltes herausgegeben und Anderes handschriftlich hinterlassen.

Vgl. Lappenberg, Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg, S. 61. Geßner, Buchdruckerkunst III, S. 75. Schröder, Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller III, S. 33–35. Moller, Cimbria literata II, 263 und 264. Jöcher, Gelehrten-Lexikon II, 1283 und 1284. Thieß, Hamburgisches Gelehrten-Lexikon I, 264–269 etc.