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ADB:Höschel, David

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Artikel „Hoeschel, David“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 176–177, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%B6schel,_David&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Hoeschel: David H., einer der bedeutendsten Humanisten im Uebergange vom 16. zum 17. Jahrhundert, verdient vor Allem durch die Herausgabe zahlreicher griechischer Schriftwerke, geb. den 8. April 1556 in Augsburg, † den 19. October 1617 ebendaselbst. – Seine Eltern, obwol unbemittelt, leiteten den talentvollen Sohn doch auf die Bahn der wissenschaftlichen Studien. Wie er nun durch wohlwollende Patricier für sein äußeres Fortkommen ausreichende Unterstützung erhielt, so sah er sich in seinem Lernen als Schüler des Gymnasiums zu St. Anna durch den Rector Hieronymus Wolf und den neben diesem wirkenden Simon Fabricius auf das Beste gefördert. Also tüchtig vorbereitet bezog er dann das blühende Gymnasium in Lauingen, wo Nicolaus Reusner und Martin Ruland, ganz vom Geiste des großen Joh. Sturm geleitet, der griechischen Sprache und Litteratur besondere Sorgfalt zuwandten. Von Wolf und Reusner empfohlen ging er 1577 nach Leipzig, wo vor Anderen des Camerarius Nachfolger, Gregor Bersmann, seiner sich annahm. Er führte dort seine Studien bis 1581 weiter und wurde Magister. Hierauf aber in die Vaterstadt zurückgekehrt, die eben damals den trefflichen Rector Wolf durch den Tod verloren hatte, trat er als Lehrer in dieselbe Anstalt ein, welcher er die Grundlage seiner wissenschaftlichen Bildung zu danken hatte, Und rasch erwarb er sich in dem nächsten Kreise so großes Vertrauen, daß die vornehmsten Familien der Stadt ihm ihre Söhne zu besonderer Aufsicht und Unterweisung zuführten. Seine eifrige litterarische Thätigkeit aber lenkte auch in weiteren Kreisen die Aufmerksamkeit auf ihn und brachte ihn mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, auch mit Joseph Scaliger (s. dessen Epistolae, Lugd. Bat. 1627, 730–745) in engere Verbindung. So konnte es dann geschehen, daß er 1593, obwol seine Rechtgläubigkeit in Bezug auf die Abendsmahlslehre nicht als sicher erschienen war, mit der Leitung des Gymnasiums und der Verwaltung der Stadtbibliothek betraut wurde, in beiderlei Thätigkeit von dem Mathematiker Henisch unterstützt. Er hatte es darum auch aufgegeben, eine Professur an der nahen Universität Altorf zu suchen; ebenso lehnte er einen Ruf nach Basel ab. Der steigende Ruf des Gymnasiums [177] ermunterte damals die Behörden der Stadt, für dasselbe ein sehr stattliches Gebäude zu erbauen, ihm selbst aber die Amtswohnung so einrichten zu lassen, daß er die aus der Ferne ihm zugesandten Kostgänger angemessen unterbringen konnte. Seine gelehrten Arbeiten, die ihn ganz in Anspruch zu nehmen schienen, hinderten ihn doch niemals, den nächsten pädagogischen Aufgaben lebhafte Theilnahme zuzuwenden. Bekannt ist, daß er, den Wünschen der Scholarchen entsprechend und von eigenem Eifer getrieben, den neuernden Didaktiker Wolfgang Ratichius in Frankfurt aufsuchte, um dann in seinem eigenen Hause, das ein Sammelplatz strebsamer junger Männer aus Deutschland, Holland und Italien geworden war, in Verbindung mit Jungius und Helvicus die neuen Methoden zu prüfen und auszubilden. (Niemeyer. Mittheilungen über Ratichius II, 12 f. und Guhrauer, Joachim Jungius 36 ff.) Bleibende Frucht hat sich aus diesen Bestrebungen freilich auch für Augsburg nicht ergeben. In den auf die griechische Litteratur gerichteten Studien sah sich H. von dem reichen Patricier Marcus Welser, den auch Scaliger zu schätzen wußte, in der erfreulichsten Weise unterstützt. Obwol selbst entschiedener Katholik, ehrte Welser doch in H. vor Allem den ausgezeichneten Humanisten, dem zu Liebe er auch mit Anderen eine besondere griechische Druckerei einrichten ließ. Aus dieser sind dann eine ganze Reihe trefflicher Editionen, welche H. vorbereitet hatte, in die Oeffentlichkeit gelangt. Umfassende Belesenheit und gründliche Kenntniß des Alterthums vereinigten sich in H. mit dem feinsten Scharfsinn, der ihn als ausgezeichneten Kritiker erscheinen ließ. Die bedeutendste seiner Ausgaben dürfte die der Bibliotheca des Photius sein; aber auch um Philo und mehrere griechische Kirchenväter (z. B. Origenes gegen Celsus), um Procopius und Anna Comnena, um manche vorher kaum bekannte oder beachtete Schriftsteller der späteren Zeit hat er sich ausgezeichnete Verdienste erworben. S. Fabricii Bibl. Gr. XIII. 534 ss. Die seiner Verwaltung anvertraute Büchersammlung gewann durch ihn einen wahren Schatz griechischer Handschriften, die man in Venedig kaufte (vgl. Graecorum Manuscriptorum bibliothecae Augustanae index, von ihm besorgt), wie auch die besten Juntinischen, Aldinischen, Stephanischen Ausgaben damals für sie erworben wurden. Und was er verwaltete, das machte er in der freundlichsten Weise den Gelehrten, die Rath und Hilfe bei ihm suchten, zugänglich. Durch den gelehrten Briefwechsel, den er nach allen Seiten unterhielt, brachte er auch vieles Einzelne, das sein erstaunlicher Fleiß gefunden hatte, zur Kenntniß derer, die es in ihren besonderen Studien am besten verwenden konnten. Auch die Inschriften waren Gegenstand seiner so Vieles umspannenden Forschung. Wir haben in seiner Thätigkeit einen Nachschimmer jener frei und freudig forschenden Humanistenzeit, die, indem sie eine Fülle köstlicher Ueberreste des Alterthums sich dargeboten sah, noch kaum daran dachte, daß Spätere mit einer Nachlese sich würden begnügen müssen. Hoeschel’s Tod wurde in weiten Kreisen als ein fast unersetzlicher Verlust empfunden.

S. über ihn besonders Brucker, Diss. epistolica de meritis in rem literariam Dav. Hoeschelii (Aug. Vind. 1738, 4) und im Ehrentempel 97 ff.; außerdem die Encyklopädien.