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ADB:Hansch, Michael Gottlieb

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Artikel „Hansch, Michael Gottlieb“ von Theodor Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 527–528, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hansch,_Michael_Gottlieb&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 00:19 Uhr UTC)
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Hansch: Michael Gottlieb H., geboren 22. September 1683, † als Doctor der Theologie und kaiserlicher Rath in Wien 1749, Mathematiker und Philosoph. Sohn des Predigers Michael H., welcher, als ihm dieser Sohn geboren wurde, Pfarrer im Dorfe Müggenhall bei Danzig, seit 1693 aber Diaconus von St. Marien in Danzig war und dort am 24. November 1706 starb, widmete H. sich auf dem akademischen Gymnasium in Danzig neben der Theologie vornehmlich mathematischen und philosophischen Studien und setzte dieselben seit 1702 in Leipzig fort, wo er 1703, bald nachdem er zum Magister promovirt war, als Collegiat in das U. L. Frauen Collegium aufgenommen wurde und hier indem er mit dem damals in Leipzig lebenden Philosophen Christian Wolff in ein näheres Verhältniß trat und seit 1707 auch mit Leibnitz persönlich bekannt wurde, die mannichfachsten wissenschaftlichen Anregungen empfing. Von ganz besonderem Einfluß auf sein Leben und seine Studien war es, daß ihm schon in Danzig 22 Bände zum größten Theil noch nicht veröffentlichter Arbeiten des Astronomen Johann Kepler, welche der Danziger Astronom Johann Hevelius († 28. Januar 1687) von dem Sohne Kepler’s, Ludwig, käuflich erworben hatte, von dem Schwiegersohn des Hevelius, dem Rathsherrn Otto Lange, für eine geringe Summe überlassen wurden, deren Veröffentlichung er sich zur Lebensaufgabe machte. Diese Rücksicht bestimmte ihn nicht nur überwiegend mathematische Studien, welche er auf die Gebiete der Astronomie und Chemie ausdehnte, zu betreiben, sondern nöthigte ihn auch, um die Unterstützung vornehmer Gönner zur Bestreitung der Kosten zu gewinnen, durch häufige Reisen seine Lehrthätigkeit zu unterbrechen. Ein Geschenk von 4000 Gulden, das er nebst dem Versprechen eines späteren reichlicheren Zuschusses vom kaiserlichen Hofe in Wien empfing, ermuthigte ihn 1717 in Leipzig den ersten Band der Kepler’schen Werke, der den Briefwechsel Kepler’s nebst einer von H. abgefaßten ausführlichen Biographie des Astronomen enthielt, herauszugeben; er hat ihn 1718 persönlich Kaiser Karl VI. überreicht und ist dafür mit einer goldenen Gnadenkette und dem Titel eines kaiserlichen Rathes beschenkt worden. Obgleich sein Unternehmen auch in der gelehrten Welt allgemeinen Beifall fand, so sah er sich doch in seinen Hoffnungen auf weiteren materiellen Beistand völlig getäuscht. Dies schreckte ihn freilich nicht ab, seine Bemühungen fortzusetzen: er hielt sich zu diesem Zweck bald in Frankfurt a. M., bald in Göttingen und Dresden auf, unterhandelte später (1733) mit der königlichen Gesellschaft in London, ja gab selbst seine akademische Stellung in Leipzig auf, als er, zum Senior im Frauen-Collegium hinaufgerückt, die Verpflichtung zu dauernder Anwesenheit in Leipzig einzugehen sich weigerte. Dennoch erreichte er durch alle diese Opfer nur soviel, daß er 1726 für Kepler’s Werk vom Gregorianischen Kalender in Regensburg einen Verleger fand. Andererseits hatte ihn schon 1721 die Noth gezwungen, 18 der Kepler’schen Manuscripte in Frankfurt a. M. für eine Schuld von 828 Gulden zu verpfänden. Da er nicht mehr in die Lage kam, das Pfand einzulösen, so blieb der Schatz an 50 Jahre verborgen, bis er, 1770 aufgefunden, dadurch, daß die Kaiserin Katharina II. 1774 ihn für die Petersburger Akademie ankaufte, zu allgemeiner Kenntniß gelangte. Trotz dieses Wanderlebens, das erst, seitdem er seit 1726 Wien zum Aufenthalt wählte, einen ruhigen Gang erhielt, fand H. Muße sowol in Vorlesungen als besonders in zahlreichen theils in Zeitschriften, namentlich den Acta Eruditorum, theils in selbständigen schriftstellerischen Werken niedergelegten Arbeiten seine philosophischen Ansichten zu verbreiten: Ansichten, welchen von competenter Seite das Verdienst zugesprochen [528] wird, theils zu den ersten Versuchen zu gehören, die Leibnitz’schen Philosopheme in Deutschland zur Anerkennung zu bringen, theils unter der Anregung Christian Wolff’s doch in selbständiger Weise die Logik weiter ausgebildet zu haben.

Vgl. Kepleri Opp. omnia ed. Chr. Frisch Vol. I im Prodromus Dissertt. Cosmographicarum. Ein Verzeichniß seiner Werke bei Adelung-Jöcher Bd. II.