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ADB:Hardenrath, Johann

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Artikel „Hardenrath, Johann sen. und Johann jun.“ von Leonhard Ennen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 590–591, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hardenrath,_Johann&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 13:12 Uhr UTC)
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Hardenrath: Johann H. († 1602) sen. und Johann H. († 1630) jun. Diese Brüder gehören einer aus Hameln an der Weser nach Köln übergesiedelten, auch begüterten Kaufmannsfamilie an, welche ihren Stolz darein setzte, an der Erhaltung der Stadt Köln für den katholischen Glauben kräftig mitgewirkt zu haben. Der ältere Johann trat nach Absolvirung seiner juristischen Studien in den Dienst des Herzogs von Jülich und rückte bald zum jülich’schen Kanzler auf. Er versah das Kanzleramt in einer Zeit, in welcher wegen Geistesschwäche des Herzogs Wilhelm, sowie seines Sohnes Johann Wilhelm die Geschicke des jülich’schen Landes lediglich von den herzoglichen Räthen geleitet wurden. Mit Schenkern und Ossenbroich bildete er das herrschende Triumvirat, welches sich alle Mühe gab, der Gemahlin Johann Wilhelms, Jakobe von Baden, jede Theilnahme an der Regierung des Landes zu wehren. Mit besonderer Geschäftigkeit förderte H. die Interessen der Spanier, welche damals zum Verderben der niederrheinischen Gebiete festen Fuß in einzelnen Plätzen des clevischen, jülich’schen und kölnischen Gebietes gefaßt hatten. Die Stände, welche das Land gerne von den fremden Kriegsschaaren befreit gesehen hätten, haßten den Vicekanzler wegen seiner Freundschaft mit Spanien aufs tiefste. Auf dem Landtage von 1591 verlangten sie energisch, daß er seines Amtes enthoben werde. Wirklich wurde H. von Jakobe seiner Stelle entsetzt, aber nach wenigen Monaten sah Jakobe sich gezwungen, ihre Zustimmung zur Wiedereinsetzung Hardenrath’s zu ertheilen. H. glaubte sich nur dann gegen weitere Anfeindungen sicher, wenn es ihm gelang, den Kaiser zur Ernennung eines jülich’schen Statthalters zu bestimmen. Der Kaiser ging auf dieses Ansuchen nicht ein. Jakobe’s Macht war mittlerweile so gestiegen, daß sie es wagen durfte, H. aufs neue seines Amtes zu entheben, 1593. Von jetzt ab hielt sich H. von den jülich’schen Angelegenheiten ferne, und er hat keinen Theil an der schrecklichen Katastrophe, welche dem Leben der Herzogin Jakobe gewaltsam ein Ende machte. Er starb im J. 1602. – Sein jüngerer Bruder Johann wurde 1583 in den Rath gewählt. Hier zeichnete er sich so aus, daß man ihn im folgenden Jahre durch den Bürgermeisterstab ehrte. Sechszehn Mal wurde er in der Wiederkehr des dreijährigen Turnus wieder gewählt. Im J. 1630 starb er. Er stand an der Spitze der Stadt in einer wildbewegten Zeit, und wol bedurfte es eines ganzen Mannes, um das städtische Gemeinwesen vor vollständigem Ruin zu retten. Während der niederländisch-spanischen Wirren richtete er sein Hauptaugenmerk darauf, der Stadt Köln die Neutralität zu wahren. Auch im jülich’schen Erbfolgestreit verstand er es, seine Vaterstadt von der unmittelbaren Betheiligung an dem Kampfe entfernt zu halten. Seinem Einflusse hauptsächlich, ist es zuzuschreiben, daß Köln den Anschluß an die katholische Liga verweigerte. Confessionell gehörte er zu den strengen, unduldsamen Katholiken, welche alles aufboten, um dem Protestantismus die Thore der Stadt Köln zu sperren. Er war es hauptsächlich, der die strengen Maßnahmen des Rathes gegen die Kölner Protestanten und gegen die Besucher des reformirten Gottesdienstes in Mülheim veranlaßte und vertheidigte. Neben dem Pfarrer Caspar Ulmberg[1] galt H. als der unversöhnlichste Gegner der neuen kirchlichen Grundsätze. Bis zum Zusammenbruch [591] der reichsstädtischen Verfassung galt H. als ein wahres Ideal eines ächten Kölner Bürgermeisters.

Crombach, Annales eccl. Metrop. Col.Dr. Stieve, Geschichte der Herzogin Jakobe von Jülich. – Acten im Kölner Stadtarchiv.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 590. Z. 2 v. u. l.: Ulenberg. [Bd. 11, S. 795]