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ADB:Harleß, Hermann

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Artikel „Harleß, Hermann“ von Ludwig Hölscher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 604–605, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harle%C3%9F,_Hermann&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:15 Uhr UTC)
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Harleß: Hermann (G. A. W.) H., Philolog und Schulmann, aus einer hochverdienten Gelehrtenfamilie, geb. am 19. Februar 1801 zu Erlangen als einziger Sohn des Professors der Medicin Dr. Joh. Chr. F. H. (des späteren Geheimraths und Professors an der Universität zu Bonn), aus dessen erster Ehe mit Bettina Pfanz, verwittweten De Vezin, Tochter des Banquiers Pfanz zu Venedig, Enkel des berühmten Litterarhistorikers G. Chr. H., in dessen Hause, in dessen Bibliothek, unter dessen Leitung der Knabe manche Stunde verlebte und zuerst die Liebe zur Alterthumswissenschaft in sich aufnahm. Nach dem frühen Tode seiner hochgebildeten Mutter durch guten Privatunterricht vorbereitet, entwickelte der Knabe zeitig ein bedeutendes sprachliches und musikalisches Talent, und nachdem er mit dem 12. Jahre das Erlanger Gymnasium bezogen hatte, konnte er schon mit seinem 14. Jahre als reif entlassen werden; sein Großvater, der bald darauf (am 2. November 1815) starb, führte als Protoscholarch den Vorsitz bei der Abiturientenprüfung. Nach einjährigem Besuch des Lyceums zu Bamberg bezog er Herbst 1815 die Universität Erlangen, und als Ostern 1818 sein Vater an die neu zu errichtende Universität Bonn berufen wurde, begab er sich mit demselben dorthin. Bei Eröffnung der Universität im Herbst war er einer der ersten Studenten und machte seine Studien unter Heinrich, Näke, Welcker, Hüllmann, Arndt, Schlegel. Herbst 1820 begab er sich nach Leipzig, um G. Hermann, Spohn, Beck, Pölitz, Hauboldt, Krug, Wendt bis Michaelis 1821 zu hören. Indessen Ostern 1821 in Halle mit der Dissertation „De Epicharmo“ promovirt, kehrte er von Leipzig nach Bonn zurück, um nach einigen Reisen zur Stärkung der geschwächten Gesundheit die akademische Laufbahn einzuschlagen. Von diesem Plane wurde er durch die bei einer zufälligen Anwesenheit in Herford sofort erfolgte Wahl zum Prorector oder zweiten Oberlehrer am dortigen Gymnasium abgebracht. Er trat die Stelle December 1822 an, rückte in die Stelle des Vicerectors oder ersten Oberlehrers 1826, und starb in der Nacht des 21.–22. September 1842. Körperliche Leiden, Schwäche des Gesichts und Gehörs, erschwerten ihm die Wirksamkeit bei der Mehrzahl seiner Schüler; aber strebsame Jünglinge zogen aus der Gediegenheit seines philologischen Wissens [605] Gewinn. Durch seine bedeutenden musikalischen Kenntnisse und Talente wurde er Mittelpunkt aller musikalischen Vereine seiner Umgebung; als Mensch war er allgemein geachtet; unablässig trotz seiner schwachen Gesundheit und vielen Berufsgeschäfte seiner wissenschaftlichen Fortbildung lebend hat er sich litterarisch auf verschiedenen Feldern einen Namen erworben. Dahin gehören viele Recensionen und kleinere Aufsätze in Zimmermann’s Schulzeitung und der Alterthumszeitung (z. B. die schönen Aufsätze über dicio und condicio, στρατιά und στρατεία), in Seebode’s Archiv, in den Jahrbb. f. Philol., den westf. Provinzialblättern, im Museum des rhein.-westf. Schulmänner-Vereins, in der Zeitschrift Westfalen und Rheinland, deren Mitredacteur er in den J. 1824, 1825 und 1836 war, und von einzelnen Schriften: „De Epicharmo“ (Essen 1822), „Comm. de historia Graecorum et Romanorum litteraria in scholis docenda“, (Herford 1826), „Lineamenta historiae Graec. et Rom. litterariae“ (Lemgo 1827), „Die höhere Humanitätsbildung in ihren Hauptstufen“ (1826), „Die Bildung zur deutschen Sprache und Rede und zum Ausdruck des selbständigen Denkens“ (1836), „Die Bildung des Kunstsinnes als Schönheitssinnes auf den Gymnasien“ (1842), „De primis Boeotiae incolis quibusdam vere graecis“ (1833), „Quaestiunculae crit. in Plutarchum et Platonem“ (Herford 1829), „Die Ackergesetzgebung Julius Caesar’s im Zusammenhang mit den vorangegangenen Rogationen“ (Herford 1841).