ADB:Hartenkeil, Johann Jacob

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Artikel „Hartenkeil, Johann Jacob“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 649–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartenkeil,_Johann_Jacob&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:49 Uhr UTC)
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Hartenkeil: Johann Jacob H., Arzt, ist den 28. Januar 1761 in Mainz geboren. Seine Eltern hatten ihn zum Studium der Theologie in dem dortigen Jesuitencollegium bestimmt, später aber, nachdem das Collegium aufgelöst war, gaben sie seinem Wunsche, sich dem Studium der Medicin zu widmen, nach, und so bezog er, nachdem er zuvor in seiner Vaterstadt einen anatomischen Cursus bei Ittner durchgemacht hatte, im J. 1779 die Universität zu Würzburg, wo er zwei Jahre studirte und sich namentlich an Siebold anschloß, der ihm mit väterlicher Liebe zugethan war. Auf dessen Rath und mit Empfehlungen an Lobstein, Spielmann u. a. versehen, ging er 1781 nach Straßburg und kehrte nach einjährigem Aufenthalte daselbst nach Würzburg zurück, wo er noch zwei Jahre seine Studien fortsetzte und im J. 1785 nach Vertheidigung seiner geschätzten Dissertation „De vesicae urinariae calculo“ die Doctorwürde erlangte. – Von dem Erzbischofe Hieronymus von Salzburg, der ihn auf Siebold’s Empfehlung zu seinem Leibarzte bestimmt hatte, mit Geldmitteln unterstützt, machte H. im Frühling desselben Jahres eine wissenschaftliche Reise nach Paris, wo er bei Default eine sehr freundliche Aufnahme und während seines fast zweijährigen Aufenthaltes daselbst in dem Hause desselben Wohnung fand, am Ende des folgenden Jahres nach London, wo John Hunter, Pitcairn, Pott u. a. sich seiner in aufmerksamer Weise annahmen. – Im August 1787 trat H. seine Stellung als Leibarzt bei dem Erzbischofe von Salzburg an und hielt hier auch gleichzeitig, auf Wunsch seines Gönners, Vorlesungen für Chirurgen und Hebammen; mit seinen Bestrebungen, eine Reform des Medicinalwesens in dem Erzbisthume herbeizuführen, scheiterte er vorläufig an den Vorurtheilen, welche ihm entgegentraten, dagegen erwarb er sich durch seinen Charakter, seine umfassende Bildung und seine praktischen Leistungen die allgemeine Achtung seiner Mitbürger. – Um einem wissenschaftlichen Bedürfnisse zu genügen, faßte H. die Idee, ein größeres kritisches Organ für Naturwissenschaften und Medicin zu begründen, und nachdem er sich die Theilnahme tüchtiger Mitarbeiter an einem solchen Journale gesichert hatte, begann er im J. 1790 die Herausgabe der „Medicinisch-chirurgischen Zeitung“, die er anfangs in Gemeinschaft mit Mezler, von dem J. 1794 an bis zu seinem Tode allein redigirt hat und welche dann im Sinne ihres Begründers, von Ehrhart weiter fortgeführt worden ist. Das Journal erfreute sich alsbald des allgemeinsten Beifalles in der Gelehrtenwelt, die hervorragendsten Aerzte und Naturforscher jener Zeit betheiligten sich durch Beiträge an demselben und der Kaiser Franz [650] verlieh dem Herausgeber, in Anerkennung seiner Verdienste, im J. 1793 die goldene Medaille und den Rathstitel. – Später zum Mitgliede des medicinischen Collegiums ernannt, war es H. vergönnt, die von ihm lange geplante Verbesserung des Medicinalwesens im Bisthume herbeizuführen und auf seine Veranlassung wurde im J. 1804 ein Medicinalrath und eine medicinisch-chirurgische Schule begründet, zu deren Director er selbst ernannt wurde und an welcher er die Lehrfächer der Medicinalpolizei, der gerichtlichen Arzneikunde und der Geschichte der Medicin vertrat. – Nachdem Salzburg dem österreichischen Staate einverleibt und an Stelle dieser Schule eine Chirurgenschule etablirt worden war, wurde H. zum Director derselben, zum Protomedicus des Herzogthums Salzburg und zum wirklichen Regierungsrathe ernannt und in dieser ehrenvollen Stellung ist er bis zu seinem am 7. Juni 1808 erfolgten Tode verblieben. – Mit der Herausgabe und der vortrefflichen Redaction des von ihm begründeten kritischen Journals hat sich H. ein dauerndes Denkmal in der medicinischen Gelehrtenwelt gesetzt; von seinen anderweitigen litterarischen Arbeiten ist noch die Herausgabe der Muskeltafeln aus Albin’s anatomischem Atlas (1784) und die in Gemeinschaft mit Sömmering besorgte neue Auflage von „Schaarschmidt’s anatomischen Tabellen. Mit Zusätzen vermehrt und mit Registern versehen“, 2 Bde., 1803, zu nennen.

Ueber sein Leben vgl. den von Ehrhart verfaßten biographischen Artikel in der Salzb. med.-chir. Zeitung, 1805, Nr. 53–55, IV. S. 7–40, und Weißenbach, Biographische Skizze von J. J. H., Salzburg 1808.