ADB:Hauff, Gustav

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Artikel „Hauff, Gustav“ von Hermann Fischer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 68–69, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hauff,_Gustav&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 15:15 Uhr UTC)
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Hauff: Karl Georg Friedrich Gustav H., Litterarhistoriker, wurde am 23. April 1821 zu Auenstein in Württemberg geboren, studirte protestantische Theologie als Angehöriger des Tübinger Stifts und wurde 1858 Pfarrer in Langenbeutingen OA. Oehringen, 1870 in Ohmden OA. Kirchheim, 1880 in Beimbach OA. Gerabronn, wo er am 10. September 1890 gestorben ist. Er ist, wie manche württembergische Pfarrer gerade seiner Generation, litterarisch in ausgedehntem Maße thätig gewesen und hat sich besonders mit solchen Gegenständen der schönen Litteratur beschäftigt, welche ihm durch philosophischen Gehalt oder theologisches Interesse nahe gerückt wurden. Mit eigenen Werken ist er nur selten und erst in seiner späteren Zeit hervorgetreten. Zuerst mit einem „Liederstrauß“, Stuttg. 1861, dessen Inhalt er selbst mit den Worten „Vaterland, Religion und Wein und Lieder und Liebe“ nicht übel charakterisirt hat; mehr Humor und Satire als eigentliche Lyrik, bezeichnend namentlich der politische Gehalt mancher Gedichte mit der damals in Hauff’s Heimath noch seltenen Tendenz nach Preußen, der er auch noch später als Publicist öfters Ausdruck gegeben hat. Wissenschaftliche Werke erst späterhin: „Schillerstudien“, Stuttgart (nachher Berlin) 1880; „C. F. D. Schubart in seinem Leben und in seinen Werken“, Stuttg. 1885; erst nach seinem Tod erschien, als 117. Heft der „Sammlung gemeinverst. wissenschaftl. Vorträge“, 1891 „Shakespeare’s Hamlet“. Außerdem hat H. 1886 die zweite Auflage des verdienstlichen „Deutschen Antibarbarus“ seines schwäbischen Landsmannes K. G. Keller besorgt. Schon früher und in größerem Maße hat H. sich in Zeitschriften vernehmen lassen: von 1853 bis 1889 in Herrig’s Archiv für das Studium der neueren Sprachen, 1853 bis 1867 in Prutz’ Deutschem Museum, gelegentlich auch in dem württembergischen Korrespondenzblatt für Gelehrten- und Realschulen; in den Blättern für litterarische Unterhaltung, in Cotta’s Morgenblatt und im Schwäbischen Merkur. Die Gegenstände dieser seiner Aufsätze sind mannichfaltig. Besonders gerne handeln sie, mitunter apologetisch, von Schiller und Goethe, auch von Shakespeare mehrmals; der Verfasser zeigt eine bedeutende Belesenheit und ein sehr selbständiges Urtheil. [69] In seinen späteren und spätesten Jahren hat sich H. besonders gern mit Lexikalischem befaßt und namentlich das Grimmische Wörterbuch einer öfters zu weit gehenden, aber doch nicht ungerechtfertigten Kritik unterzogen, wobei er gerne die seither abgestellte Klage erhoben hat, wie wenig manche neueren Autoren, besonders Hölderlin, zu ihrem Rechte gekommen wären. Er hat für Sanders Beiträge geliefert, aus dessen Bibliothek Fock’s Lagerverzeichniß 163 ein Manuscript von ihm „Nachträge zum Wörterbuch der deutschen Sprache“ verzeichnet. Hauff’s Arbeiten sind stets anregend, geistreich, aber auch mitunter barock und zu voll von Polemik. Er kam zu spät dazu, seinen Geist und sein Wissen für größere Werke zusammenzunehmen, und ist daher auch in diesen sehr desultorisch. Künstlerisches Maß der Darstellung mangelt ihm. Aber an seinen Schillerstudien (besonders zu Schiller’s Gedichten) und an seinem Schubart (den er namentlich als Politiker zuerst gewürdigt, aber eben in dieser Beziehung auch gewiß überschätzt hat) darf derjenige nicht vorübergehen, der diese beiden Dichter ernsthaft studiren will.