ADB:Heermann, Gottlieb Ephraim
Koch’sche Schauspielgesellschaft [109] von 1768–1771 in Weimar spielte, wurde die Pflege der im Anfang der sechziger Jahre neu erstandenen deutschen Operette nach Weimar verpflanzt. Das deutsche Singspiel, das allem Gezeter Gottsched’s zum Trotz zu neuem Leben erweckt worden war und insbesondere durch Christian Felix Weiße gepflegt wurde, bediente sich der Form der französischen Operette, d. h. des gesprochenen Dialogs, in den einzelne Gesangsstücke eingelegt waren. Hiller hatte schon aus Rücksicht auf die nicht als Sänger geschulten Schauspieler zu Weiße’s Operetten eine möglichst einfache Musik setzen müssen. Den Stoff dieser meist auf französischen Originalen beruhenden Singspiele bildete fast stets eine ländliche, mitunter affectirt schäferlich gefärbte Liebes- und Intriguengeschichte. 1770 wurde Weiße’s beliebtes Singspiel „Die Jagd“ in Weimar zum ersten Male gegeben, und gar bald fanden sich Nachfolger und Nachahmer auf diesem Gebiete; als deren „ersten und rührigsten“ bezeichnet Minor unseren H., den z. B. Wieland, der sich selbst sehr für das Singspiel als Gattung interessirte, nicht genug zu rühmen wußte. Auf Wunsch des weimarischen Hofes schrieb H. 1770 die dreiactige Operette „Das Rosenfest“ (erschienen Weimar 1771), eine Bearbeitung der „Rosière de Salenci“ der Madame Favart. Diesem Stück, das sich ungemeiner Beliebtheit erfreute, folgten die zweiactige, den sächsischen Prinzenraub behandelnde Operette „Die treuen Köhler“ (Weimar 1772), die gleichfalls zweiactige Fortsetzung hierzu „Der Abend im Walde“ (Weimar 1774) und das nach Goldoni verfaßte Singspiel „Die Dorfdeputirten“ (Weimar 1773). – Auch sonst hat sich H. als Schriftsteller bethätigt. 1785 veröffentlichte er einen „Beytrag zur Lebensgeschichte Jos. Ernst’s des Jüngeren, Herzogs zu Sachsen-Weimar“, wozu 1786 eine „Nachlese“ erschien.
Heermann: Gottlieb Ephraim H., geboren 1727 in Leschwitz bei Görlitz, † am 11. Februar 1815 in Weimar, wo er als herzoglich sachsen-weimarischer Legationsrath, seit 1778 auch als erster wirklicher fürstlicher Bibliothekar und als Aufseher des herzoglichen Münzcabinets lebte, kommt als Schriftsteller namentlich durch seine Singspieldichtung für die Litteraturgeschichte in Betracht. Dadurch, daß die bekannte