ADB:Heinrich II. (Bischof von Verden)
Konrad von Soltau, für sein Stift noch in Schatten gestellt wurden. Er war ein Sohn des Grafen Gerhard von der Niedergrafschaft Hoya, Bruder des nachher regierenden, ihn öfter bekämpfenden Grafen Otto; schon 1384 Domcantor und 1387 Domdechant zu Verden. Der Familieneinfluß, besonders seiner Schwäger, der Herzöge Bernhard und Heinrich von Lüneburg, setzte seine Wahl durch; die Zögerung des Domcapitels hatte aber König Ruprecht benutzt, seinen geistlichen Diplomaten, den mit den Interessen des kurpfälzischen Hauses eng verbundenen Herrn Ulrich von Albach (Albek in niederd. Form) zum Verdener Bischofe vom schismatischen Papste Gregor XII. ernennen zu lassen. Eine Intrige des Domcapitels um beide Gegner durch die mächtige Ritterfamilie von Behr zu verdrängen, scheiterte, und nun hatte zunächst Ulrich das Lüneburgische, da ihm die Herzoge und die Stadt Lüneburg zufielen, Heinrich das fürstbischöfliche Gebiet selbst in Besitz. Beide Gegenbischöfe besuchten 1409 das Concil zu Pisa, Ulrich als Agent Ruprechts, weshalb denn der neue Papst Alexander V. H. bestätigte. Trotzdem hielten die Stadt Lüneburg und Herzog Heinrich an Ulrich fest, und Kaiser Sigismund hielt dies Verhältniß am 26. Juli 1414 aufrecht, bis ein Concil auch über das bischöfliche Schisma entschieden habe; so spiegelte sich das päpstliche auch im Norden ab; der Befehl des Gegenpapstes Johann XXIII. an die Stadt, schon von Constanz datirt, 7. Februar 1415, blieb daher fruchtlos. Die Kämpfe im Stift gehören der Specialgeschichte an; Heinrich zeigte sich völlig kraft- und charakterlos, so gerieth er bald mit seinem Schwager, bald mit seinem Bruder, seiner Stadt Verden, mit seinen Vettern, den Grafen von Oberhoya in Feindschaft und wieder in Freundschaft. Seit 1415 warf ihn dieser Hader dem Erzbischof Johann II. (von Slamstorf), später dessen Nachfolger, dem fehdelustigen Landschädiger Nicolaus (von Oldenburg-Delmenhorst seit 1422), in die Arme, was zu den verwüstendsten Raubzügen im Wesergebiete zwischen Verden und Bremen führte. Seine eigene Residenz Rotenburg war ihm 1416 von den Herzogen entrissen. Sein böser Geist scheint sein vertrauter Rathgeber, der Geistliche Johannes Veleber (plattdeutsch für Viel-Bier) gewesen zu sein, den das Domcapitel, die Stadt und die Lüneburger Herzoge gleich haßten, und den die letzteren 7 Jahre zu Rotenburg gefangen in Fesseln hielten. 1417 hatte das Concil Ulrich von Verden entfernt, der Erzbischof Eberhard von Salzburg verlieh ihm das Bisthum Seckau (zu Gratz). Gleichzeitig erkannte es Heinrich an, befahl am 19. Sept. 1417 der Stadt Lüneburg, ihm zu gehorchen, und ein kaiserlicher Befehl vom 9. Oct. 1418 forderte noch für Ulrich die bisher einbehaltenen Gefälle. Fernere drei kaiserliche Edicte vom 23. Sept. und 23. Dec. 1418, durch den Canonicus Hermann Dwergh erzielt, suchten das Domcapitel, Lüneburg und Herzog Wilhelm zu Gunsten Heinrichs zu zwingen; der Verwirrung war aber nicht zu steuern. Müde resignirte H. daher am 14. Aug. 1426 zu Gunsten des päpstlichen Secretarius Johann von Atzel oder Assel gegen eine Rente von 400 Goldgulden, die ihm aber auch noch wegen Wiedereinbringung von Verschleuderungen gekürzt wurde. Er starb in Verden am 15. Febr. 1441 und wurde im Dome beigesetzt. Seinem [627] Nachfolger hatte er ein völlig bankerottes Stift übergeben, aber kaum ein Verdener Bischof hat Kaiser, Päpste und Concile mehr in Bewegung gesetzt als dieser untüchtige Mann, unter dem es einen Landfrieden kaum noch gab.
Heinrich II., Bischof von Verden, gewählt am 21. Februar 1407, resigniert am 14. August 1426, gest. 1441, erreichte es, daß die trüben Zeiten seines Vorgängers,- Vgl. Pfannkuche, Aeltere Geschichte des vorm. Bisthums Verden S. 216 ff. mit den Nachträgen in Th. II. Ueber die Fehden auch von Ompteda in Zeitschr. des hist. Vereins f. Niedersachsen 1865 S. 288 f.