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ADB:Heinrich III. (Bischof von Basel)

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Artikel „Heinrich III., Bischof von Basel“ von Wilhelm Vischer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 478–480, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_III._(Bischof_von_Basel)&oldid=- (Version vom 7. November 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Heinrich III., Bischof von Basel, gest. am 13. Septbr. 1273, war ein Sohn des Grafen Ulrich von Neuenburg am See. Ulrich hatte mit seinem Neffen Berthold eine Theilung der Rechte und Besitzungen des Hauses Neuenburg vorgenommen, durch welche Berthold die Herrschaft Neuenburg erhielt, während die deutschen Gebiete sowie die gräfliche Würde an Ulrich fielen. Von den fünf Söhnen Ulrichs wurden drei die Stifter der Linien Nidau, Straßberg und Aarberg, zwei, Otto und Heinrich, traten in den geistlichen Stand. – Im J. 1236 begegnet uns H. als Domherr zu Basel, wo er in der Folge zum Archidiacon und zum Dompropst vorrückte. Um 1246 wurde er auch als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Otto Propst zu Solothurn, 1249 Propst von Münster in Granfelden in Folge der Beförderung des Berthold von Pfirt auf den bischöflichen Stuhl von Basel. Nachdem Bischof Berthold am 10. Decbr. 1262 gestorben, nahm H., der in der letzten Zeit dessen Coadjutor gewesen war, den bischöflichen Stuhl ein, ohne daß das Capitel zu widersprechen wagte. Die päpstliche Bestätigung hat er im Laufe des Jahres 1264 erhalten. Er zeichnete sich nicht durch Gelehrsamkeit aus – quasi illiteratus nennt ihn der Chronist Mathias von Neuenburg –, und ob er es mit der geistlichen Seite seines Amtes sehr ernst genommen, muß dahingestellt bleiben – wir erfahren in dieser Beziehung nicht viel anderes, als daß er das Haupt des heil. Pantalus, der als Bischof von Basel mit der heil. Ursula und ihren elftausend Jungfrauen das Martyrium erlitten haben soll, aus Köln nach Basel kommen ließ –, dagegen war er ein kräftiger Regent, bemüht das Hochstift aus schwieriger Lage zu einer festbegründeten Macht zu heben. Schon als Dompropst war es ihm gelungen, die streitigen Ansprüche des Reiches und der Kirche Basel auf die Stadt Breisach und das elsässische Münsterthal durch eine Urkunde, welche ihm König Richard am 5. Novbr. 1262 in Schlettstadt ausstellte, zu Gunsten der letzteren entschieden zu sehen. Eben die Ansprüche auf das Münsterthal waren mit ein Grund gewesen, warum H. sich im J. 1261 nebst dem Grafen Rudolf von Habsburg und einigen anderen Herren mit den Bürgern von Straßburg gegen deren Bischof Walther von Geroldseck und seine Verwandten verbündet hatte, da auch die Geroldseck Ansprüche auf dasselbe Münsterthal geltend machten, die denen der Kirche Basel zuwiderliefen. Nachdem H. die Anerkennung der Rechte seiner Kirche auf Breisach durch Richard erhalten hatte, löste er die Ansprüche des Grafen Rudolf von Habsburg, welchem die Stadt durch König Konrad IV. verpfändet worden war, durch eine Geldzahlung ab und nahm im J. 1264 die Huldigung der Bürger entgegen. In demselben Jahre huldigten ihm auch die Bürger von Rheinfelden, das nicht wie Breisach ein althergebrachter Besitz der Basler Kirche, sondern erst in den letzten Jahrzehnten durch Bischof Berthold unter deren Schirm genommen worden war, nachdem Friedrich II. es aus dem zäringischen Nachlasse ans Reich gezogen hatte. Das auf einer Insel des Rheins belegene Schloß, den sog. Stein zu Rheinfelden, der den Mittelpunkt einer eigenen kleinen Herrschaft bildete, brachte H. durch Waffengewalt in seine Hand. – Nicht minder als die Wahrung der Rechte der Kirche nach außen ließ sich H. die Befestigung der Zustände im Innern angelegen sein, und hier ging sein Hauptaugenmerk auf die Herstellung eines guten Einvernehmens mit der Bürgerschaft. Er ertheilte ihr eine Handveste, die bis zum Schlusse des Mittelalters bei jedem Regierungswechsel vom Bischof und von der Bürgerschaft beschworen worden ist und beide zur gegenseitigen Anerkennung ihrer Rechte und Handhabung in denselben verpflichtet. Die Wahlart des Rathes, welche bis dahin einen Gegenstand des Streites gebildet hatte, wurde durch sie in einer Weise geregelt, die dem Rathe die gewünschte Selbständigkeit gab und zugleich die Autorität des Hochstiftes wahrte; jedes [479] Jahr bezeichnete der abtretende Rath sechs seiner Mitglieder, welche zwei Domherren zu sich nahmen und mit diesen zusammen den neuen Bürgermeister und den neuen (aus zwölf Mitgliedern bestehenden) Rath wählten. In diesem hatten, wie damals allenthalben in den deutschen Städten, die Handwerker noch keine Vertretung. H. pflegte aber, wenn es sich um wichtige Angelegenheiten des Hochstiftes handelte, neben den Gotteshausdienstleuten und dem Rathe noch die Meister der Zünfte, deren selbständige Entwickelung er gefördert und deren Zahl er durch Stiftung zweier neuer vermehrt hat, zuzuziehn. Durch dieses Anlehnen an die Bürgerschaft wurde er in den Stand gesetzt, dem Domcapitel und dem Adel gegenüber fest aufzutreten und auswärtige Feinde mit Nachdruck zu bekämpfen. Sein trotziges Selbstbewußtsein soll er selbst dem Papste gegenüber gezeigt haben: als er einst, so wird uns berichtet, eine Vorladung nach Rom erhielt, zwang er den Boten, nachdem er ihn ehrenvoll empfangen hatte, den Papst selbst auf eben diesen Termin vor ihn auf sein Schloß Birseck zu citiren. Ein gefährlicher Gegner erwuchs ihm in der Person seines früheren Verbündeten, des Grafen Rudolf von Habsburg. Nachdem H. noch im J. 1267 zwischen seinen Schwestersöhnen, den Freiherrn von Regensberg und dem Grafen, allerdings vergeblich, den Vermittler gemacht hatte, finden wir ihn seit dem J. 1268 selbst mit Rudolf im Kriege. Im J. 1270 gewann dieser einen Verbündeten an dem Abte von St. Gallen, mit dem er nach Seckingen rückte, um Basel zu belagern. Allein H., der ihnen mit den Bürgern entgegengezogen war, bewog den Abt in einer Zusammenkunft zu Beuggen, sich mit ihm auszusöhnen. Der Krieg zwischen dem Grafen und dem Bischof wurde unter gegenseitigen Verwüstungen fortgeführt. Um das durch die Rheinbrücke mit der Stadt Basel verbundene jenseitige (mindere) Basel, das damals noch ein offener Ort war, vor solchen sicher zu stellen und dadurch auch die Brücke zu schützen, umgab es H. mit einer Mauer. Durch Ankauf verschiedener Schlösser und Herrschaften stärkte er seine Macht. Die wichtigste Erwerbung dieser Art war die der Oberlehnsherrlichkeit über die Grafschaft Pfirt, deren Inhaber bis dahin nicht immer in den besten Beziehungen zum Hochstift gestanden. Den 15. Jan. 1271 trat Graf Ulrich mit Zustimmung[WS 1] seines Sohnes Diebold gegen die Summe von 850 Mark Silbers seine sämmtlichen Besitzungen mit Ausnahme eines Schlosses und eines Hofes an den Bischof ab, um sie wieder von ihm zu Lehen zu empfangen. Im folgenden Jahre bemächtigte sich dieser der Stadt Neuenburg am Rhein. Graf Heinrich, der jüngere Sohn des Grafen Conrad von Freiburg, dem jene Stadt nach dem Tode seines Vaters zugefallen war, hatte am Vorabend des Huldigungstages die Frau eines Bürgers geschwächt, die Bürger, darüber erzürnt, verweigerten ihm die Huldigung und während der Graf von Habsburg zu seiner Hülfe heranzog, riefen sie den Schutz des Bischofs an. Dieser besetzte die Stadt, und am 22. März 1272 huldigten die Bürger ihm und dem Gotteshause zu Basel auf so lange, bis ein Kaiser oder König von den Fürsten recht und redlich erwählt sein werde. – Die baslerische Ritterschaft hatte sich in die zwei feindlichen Parteien der Sittiche und der Sternträger gespalten, von denen die letzteren mit den Feinden des Bischofs, namentlich mit dem Grafen von Habsburg, im Einvernehmen standen. Im J. 1271 trieb sie H. aus der Stadt, doch scheint es ihm damit nicht gelungen zu sein, die unzuverlässigen Elemente vollständig aus seiner Umgebung zu entfernen, und er sah sich durch die Haltung der Seinen mehrfach an freier Bewegung gegen den Feind gehindert. – Im folgenden Jahre 1273 legte sich Rudolf zu wiederholten Malen vor die Stadt Basel. Hier traf ihn der Burggraf von Nürnberg, der ihm seine Erwählung zum römischen Könige überbrachte. Ebenderselbe vermittelte hierauf einen Waffenstillstand zwischen ihm und dem Bischof, und beide Theile [480] entließen ihre Heere. „Sitz fest, Herr Gott“, soll H. bei der Nachricht von der Königswahl ausgerufen haben, „oder Rudolf wird Deinen Platz einnehmen!“ Die Folgen derselben waren schlimm genug für ihn, indem Rudolf die Städte Rheinfelden, Neuenburg und Breisach ans Reich zog. Am 13. Jan. 1274 traf der König, nachdem er in Aachen gekrönt worden war, in Basel ein und wurde vom Bischof und der gesammten Geistlichkeit feierlich empfangen. Nicht lange überlebte H. den Triumph seines Gegners, er starb den 13. Septbr. desselben Jahres, wie man annahm, vom Kummer sich mit einem Schlage um die Frucht langjähriger Anstrengung und Ausdauer gebracht zu sehen, dahingerafft.

Vgl. die zum vorhergehenden Artikel genannten Werke.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Zustimmug