ADB:Heinrich von Coesfeld

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Coesfeldt, Heinrich von“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 393–394, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_von_Coesfeld&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 4 (1876), S. 393–394 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand April 2013, suchen)
Heinrich von Coesfeld in Wikidata
GND-Nummer 102492476
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|393|394|Coesfeldt, Heinrich von|Jacob Cornelis van Slee|ADB:Heinrich von Coesfeld}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=102492476}}    

Coesfeldt: Heinrich v. C., so genannt nach seiner Geburtsstadt Coesfeldt bei Münster, starb auf einer Visitationsreise im Karthäuser-Kloster Gracienthal (Val de Grâce) bei Brügge am 9. Juli 1410. Er war damals der zweite Prior des der Maria gewidmeten Convents bei Geertruidenberg in Brabant, 1331 durch Wilhelm von Duivenvoorde gestiftet. Wie lange C. schon dort verweilt hatte, ist so wenig als sein Geburtsjahr bekannt. Doch läßt sich daraus, daß er der zweite Prior seit der Stiftung des Klosters war, vermuthen, sein dortiger Aufenthalt sei ein ziemlich langer gewesen. Wiewol weniger bekannt, [394] als die Hauptvertreter der deutschen Mystik, Eckart, Tauler, Suso und Ruysbroeck, dessen jüngerer Zeitgenosse er war, verdient er doch allerdings der Beachtung, wie er auch zu seiner Zeit um seiner Gottesfurcht und Beredsamkeit wie um seiner Schriften willen die höchste Achtung genoß. Seine Mystik war gleich, der des Johann Ruysbroeck, weder als Erfüllung der Kirchenlehre vorzugsweise ethischer Natur, wie dies bei Bernhard von Clairvaux, noch speculativer und scholastischer Art, wie es bei Hugo und Richard von St. Victor der Fall war; vielmehr eine in Liebe hinschmelzende, dennoch aber kräftige Aeußerung des übervollen Gefühlslebens. Sie trug, bei großer Hinneigung zur Allegorie, bisweilen gradezu ein anti-kirchliches Gepräge. Seine zahlreichen exegetischen, homiletischen und ascetischen Schriften athmen durchaus die herzinnigste Sehnsucht nach Gottesfurcht und Reinheit des Lebens. Die meisten befinden sich handschriftlich in der burgundischen Bibliothek zu Brüssel. Gedruckt ward bisher keiner seiner Tractate. Die vornehmsten sind: „Commentarius in Exodum“, „Commentarius in Epist. Pauli ad Romanos“, „Contra vitium proprietatis“, „De tribus custodiis monasticis“, „De institutione juvenum“, „De sacramento altaris“, „Circumcisorium mysticum“, „Sermones de tempore et sanctis“, „Sermones Capitulares“, „De annunciatione dominica“, „Eulogium Pauli Eremitae“, „Epistolae ad diversos“. Weiteres über ihn findet sich bei Moll, Kerckgesch. v. Nederl. II. 2. St. S. 378, 400 und Paquot, Mémoires.