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ADB:Heinrich von Plauen

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Artikel „Heinrich von Plauen“ von Ferdinand Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 573–577, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_von_Plauen&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:18 Uhr UTC)
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Heinrich, Hochmeister des deutschen Ritter-Ordens, Voigt von Plauen, war der jüngere Bruder des ersten Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen. Der Letztere ist unter dem Namen Heinrich der Hofrichter in der Reußischen Vorgeschichte bekannt. Die Geburtsjahre beider Brüder fallen in die Zeit von 1360 bis 1370. Der ältere wurde, nachdem er mündig geworden, von König Wenzel von Böhmen in seine Herrschaft Plauen eingesetzt. Während der Minderjährigkeit hatten der König und vorher dessen Vater, Kaiser Karl IV., die Herrschaft als Lehensherren verwaltet. Der jüngere Bruder trat nach erlangter Volljährigkeit in den deutschen Ritterorden. Mit Unrecht wird derselbe von einigen Geschichtsschreibern „Heinrich Reuß“ genannt und möge zur Klarstellung dieses Punktes hier eine kurze Erörterung Platz finden. Heinrich der Reiche (s. denselben) theilte die Voigtlande unter seine drei Söhne, die sich seit 1206 nach ihren Besitzungen: Heinrich Voigt von Weida, Heinrich Voigt von Plauen, Heinrich Voigt von Gera nannten. Die Linie Weida starb 1532, die Linie Gera 1550 aus. Nur die Linie Plauen blüht noch fort in dem Fürstengeschlecht der Reußen. Im 13. Jahrhundert kommen im Hause Plauen zwei Brüder, als Söhne Heinrichs des Aelteren, Voigt von Plauen, vor, von denen der ältere den Beinamen „der Böhme" (nach dem Heimathlande der Mutter), der jüngere den Beinamen „der Russe" oder „der Reusse“ führte (nach seinem langjährigen Aufenthalt in Rußland und seinen vielfachen Erlebnissen dort). Sie regierten die Lande des Vaters gemeinsam. Erst ihre Söhne theilten sich um das Jahr 1307 in eine ältere und eine jüngere Linie ab. Die Nachfolger der älteren Linie nannten sich nach ihrer Residenz und dem gemeinsamen Stammlande: Voigt von Plauen; die der jüngeren: die Reußen von Plauen, welche ihre Residenz als Voigte in Greiz genommen. Die ältere Linie von Plauen, also die Nachkommenschaft von Heinrich dem Böhmen, erlangte im J. 1426 die Burggrafenwürde von Meißen (s. Heinrich V.). Sie starb im J. 1572 aus und von da ab verzweigten sich die Nachkommen der jüngeren Linie, die Reußen von Plauen, über die ganzen Voigtlande und bestehen, wie erwähnt, im Reußischen Fürstenhause noch heute fort (s. Heinrich Posthumus). – Die beiden Brüder, Heinrich der Hofrichter und der spätere Hochmeister H. von Plauen, führten, als zur älteren Linie Plauen gehörend, mithin den Namen „Reuß“ noch nicht. Im Uebrigen waren Beide Männer von ganz hervorragender Bedeutung. Der Hofrichter befand sich im J. 1417 mit auf der Kirchenversammlung zu Kostnitz. Als dort das bekannte Urtheil wider Johann [574] Huß gefällt wurde, sprachen nur drei der Anwesenden dagegen: Heinrich der Hofrichter Voigt von Plauen, ein Herr von Riesenberg und der Kanzler Kaspar Schlick. Sie erhoben sich von ihren Sitzen, erklärten das Urtheil für rechtswidrig und verließen das Concil. – Der Charakteristik des jüngeren Bruders gelten die nachfolgenden Zeilen. – Im J. 1410 finden wir H. von Plauen zum ersten Male genannt in der Geschichte des deutschen Ritterordens, und zwar als Comthur von Schwetz; ein Beweis, daß er sich vorher schon vielfach verdient gemacht haben mußte. An der für den Orden so unglücklichen Schlacht bei Tannenberg nahm H. von Plauen persönlich nicht Theil. Auf Befehl des Ordensmeisters hielt er mit 4000 Mann der tüchtigsten Ordensstreiter die Comthurei Schwetz besetzt, um dort das Ordensgebiet gegen das feindlich gesinnte Pommerellen zu decken. Am 15. Juli kam es bei Tannenberg zwischen dem Orden und dem Könige von Polen, Wladislaw Jagiello, zur Schlacht. Nach mannigfachem Schwanken neigte sich mit dem scheidenden Tage der Sieg auf die Seite der Polen. Der Hochmeister des Ordens, Ullrich von Jungingen, fiel an der Spitze einer dem Feinde noch einmal entgegen geführten Reiterschaar und damit war das Schicksal des Ordens entschieden. Von dem am Morgen noch unüberwindlich erscheinenden Heere deckten 50,000 Mann den Boden, unter denen sich außer dem Hochmeister alle Gebietiger und Comthure, überhaupt die Blüthe des Ordens befand. Was übrig geblieben, floh in wilder Flucht und verfolgt von dem siegenden Feinde. Als die Botschaft von dem Schicksal des Ordens nach Schwetz kam, faßte H. rasch den Entschluß, mit seinen 4000 Mann nach Marienburg zu eilen, dem damals mächtigsten Bollwerk des Ordens. Auf Marienburg, so hatte der Polenkönig geschworen, wollte er den Sturz des Ordens verkündigen und seine Herrschaft über das Land für alle Zeiten befestigen. Das kleine Heer aus Schwetz eilte, so schnell es vermochte seinem Ziele entgegen und traf glücklich noch vor dem Polenheere dort ein. Auf dem Marsche dahin hatte eine Menge von versprengten Ordensrittern und Mannen sich dem Comthur angeschlossen, so daß er um mehr als das Doppelte verstärkt an das Ziel gelangte. Hier galt es einer großen energischen That, die mit Windesschnelle vollführt werden mußte. H. verkündete seinen Entschluß, nach welchem, um die Burg zu retten, die Stadt dem Untergange geweiht werden mußte. Schnell wurden alle Bewohner derselben mit ihrer besten Habe und allem Proviant in die weiten Räume der Veste aufgenommen; sodann wurde die Stadt an allen Orten in Brand gesteckt, die Nogatbrücke zerstört und aller Zugang zur Burg abgeschlossen. – Im hohen Ordenssaale des Remters versammelten sich die wenigen übriggebliebenen Standesritter, um über die Vertheidigung der Marienburg zu berathen. Am Schlusse der Verhandlung wählten sie einstimmig den Comthur H. zum Statthalter des Meisters. – Von Außen her kamen durch immer neu eintreffende Ordensritter die betrübendsten Nachrichten. Alle Städte und festen Plätze ergaben sich widerstandslos dem heranstürmenden Feinde, der Alles schonungslos niedermachte und verwüstete. Die entsetzlichsten Greuel bezeichneten seinen Weg. Alle Ordnung war aufgelöst, aller Gehorsam im Orden geschwunden; viele Ritter hatten Geld und Gut in den Ordenshäusern zusammengerafft und waren damit feig nach Deutschland entflohen; sogar die vier Bischöfe des Landes hatten sich dem Polenkönige ergeben und Preußen schien mit einem Schlage wieder eine polnische Provinz werden zu sollen, wie vor zweihundert Jahren. In wüstem Jubel und toller Siegesgewißheit hausten die Feindesschaaren überall bis für die Verheerung nichts mehr übrig war. Dadurch verzögerte sich der Heereszug zum Heile für Marienburg. Hier waren inzwischen alle Vertheidigungsmaßregeln getroffen und die Besatzung erwartete mit fester Entschlossenheit die Ankunft des überlegenen [575] Feindes. – Am 26. Juli 1410 langte das Polenheer vor Marienburg an, ohne zu ahnen, daß die wilde entfesselte Flut noch ein Hinderniß finden könne. In den Häusern und Palästen der Stadt hatte Wladislaw mit seinem Heere sich einzuquartieren gedacht, um von da aus die Burg, wenn sie Widerstand leisten sollte, bequem zu stürzen. Jetzt stellten sich diesem Plane rauchende Trümmerhaufen entgegen und das getäuschte Heer mußte weit davon ein freies Lager beziehen. Inzwischen begann, voll Erbitterung darüber, zugleich der Sturm auf Marienburg. In zahllosen Massen umschwärmten die vereinigten Schaaren die Veste und boten alles auf, was die damalige Belagerungskunst vermochte, um sie zu raschem Fall zu bringen. Von allen Seiten versuchte der Feind die Mauern zu ersteigen oder zu zertrümmern. Aber die heldenmüthige Vertheidigung warf die Stürmenden zurück. Hunderte sanken erschlagen in die Gräben; andere Hunderte stürmten heran und fanden dasselbe Schicksal. Groß war die Gefahr, der ungeheueren Uebermacht gegenüber, für die kleine Schaar der Belagerten; das Beispiel des von Begeisterung erglühten Statthalters belebte aber jeden Einzelnen zum Heldenthume. – Wochenlang wiederholten sich diese Sturmangriffe alltäglich und immer mit demselben Erfolge. Die Besatzung machte dazwischen verschiedene, vom Glück begünstigte Ausfälle. Sie erfolgten stets unter der persönlichen Leitung des Statthalters. Wenn er in freien Stunden aber von den Zinnen der Burg hinausschaute und in weiter Umgebung die Verwüstung sah, welche der Feind dort anrichtete; wenn er von den unsäglichen Gräueln und Verbrechen, von der Verrätherei, der Schändung der Heiligthümer und hundert anderen Dingen hörte, wie sie dort verübt wurden; wenn er zu dem Allen bedachte, wie sein Häuflein, da ihm jede Hülfe von außen fehlte, immer kleiner werden und zuletzt endlich den Muth verlieren werde: dann ergriff Verzagen seine Seele und es wankte die Kraft und Hoffnung, die ihn bisher aufrecht erhalten. So faßte er, nach schon wochenlanger Dauer der Belagerung, in einem solchen Momente der Muthlosigkeit den Entschluß, dem Feinde die Hand zum Vergleiche zu bieten. Nachdem er vom Polenkönig die Zusicherung freien Geleites erhalten, schritt er, von der Schaar sämmtlicher Ordensritter gefolgt, in das feindliche Lager hinunter. Er demüthigte sich dort vor Wladislaw, erbot sich zu Erfüllung der härtesten Friedensbedingungen und beugte, des armen Landes und Volkes willen, sogar das Knie, – aber vergebens. Mit Stolz und Härte wies ihn der König zurück und höhnte: Preußen müsse ohnehin sein werden; erst nach Marienburgs Falle möge der Statthalter wieder kommen und um Gnade flehen. H. erhob sich und rief mit neu belebtem Muthe: „Gott und die heilige Jungfrau werden uns retten! Der Plauen aber wird nimmermehr aus Marienburg weichen!“ Er kehrte nach der Burg zurück und es vermochte fortan nichts mehr seinen Muth zu beugen. – Sofort nach der Rückkehr waren sämmtliche Ritter entschlossen, die übermüthige Rede des Feindes zu züchtigen. In kürzester Frist organisirte sich die ganze Besatzung zu einem Ausfalle, der wohlgerüstet und furchtbar sich in das Polenlager hinunterstürzte und dort in wenigen Minuten Tausende der überraschten, vom Schrecken gelähmten Feinde niederschlug, ohne daß der Statthalter einen Mann verlor. Mit Sturmeseile, wie sie gekommen, eilte die Besatzung nach vollführtem Schlage wieder zur Burg hinauf. Jener Ausfall hat in der ganzen Kriegsgeschichte kaum seines Gleichen. Die Belagerungsheere unternahmen am folgenden Tage einen Sturm auf die Burg, wie er furchtbarer noch nicht da gewesen. Daß er erfolglos blieb wie alle früheren, gab dem Feinde die Ueberzeugung, daß mit Gewalt hier nichts auszurichten sei. Man beschloß, fortan List und Verrätherei als Kampfesmittel aufzusuchen und dabei die Marienburg auszuhungern. – Es begann nun eine lange Reihe [576] solcher Versuche, deren einzelne Anführung hier weit den gegebenen Raum übersteigen würde. Während alle diese Versuche erfolglos blieben, in einzelnen Fällen sogar verderblich auf das Belagerungsheer zurückwirkten, trat in diesem selbst schon der Hunger immer verhängnißvoller auf. Die Feindesschaaren hatten gleich anfangs im weiten Umkreise alles verheert und verwüstet und mußten nun das Nothwendige schon längst aus immer größeren Fernen herbeischaffen. Aber auch diese Quellen versiechten. Pestartige Seuchen, von glühender Sonnenhitze, feucht kühlen Nächten und Hunger erzeugt, wütheten im Belagerungsheere und rafften Tausende der Mannschaften oft in einer Woche dahin. Andere stürzten sich, von Fieberhitze getrieben, in die kühlenden Wogen der Nogat. Der Zustand wurde von Tag zu Tag entsetzlicher. Der Polenkönig, in äußerster Bedrängniß, ließ dem Statthalter wissen, daß er jetzt bereit sei, auf die von ihm gemachten Friedensbedingungen einzugehen. „Sagt Eurem Könige", rief H. den Gesandten zu, „nur damals durfte ich jene Bedingungen bieten; nun aber kann der Plauen das Haus lebend nicht mehr verlassen." – Zu aller Noth im Feindeslager gesellte sich noch die Zwietracht, bis die verschiedenen Völker endlich in Hast sich trennten. Großfürst Witold von Lithauen zog mit seinem Heere zuerst von dannen. Ihm folgte der Herzog von Masovien etc. Endlich kam noch die Nachricht, daß der König von Ungarn feindlich in Polen eingefallen sei und das Reich zu verwüsten beginne, worauf dann auch König Wladislaw mit dem Reste seines Heeres die Belagerung aufhob und nach seinem bedrohten Lande eilte. – So war der Orden und Preußen gerettet. Die wenigen treu gebliebenen Komthure anderer Städte und Burgen zogen herbei; viele Ordensritter, die sich nach der Schlacht bei Tannenberg ins Ausland geflüchtet, kehrten schleunigst zurück. Das Ordensheer wuchs mit jedem Tage und konnte bald den Kampf um die verlorenen Gebiete beginnen. Nach kaum Monatsfrist waren sämmtliche Städte, Burgen, überhaupt alle Besitzungen des Ordens, zurückerobert und der Orden dankte am 9. November desselben Jahres, in der großen Versammlung im Ordenssaale zu Marienburg seinem heldenmüthigen Retter durch die einstimmige Wahl zum Hochmeister. – Mit diesem Dankesakte begannen für H. neue und größere Kämpfe als die bisher bestandenen. Eine große Menge von Städten, Dörfern und Burgen lag in Trümmern; sie mußten neu aufgebaut, die entleerten Zeughäuser und Speicher neu gefüllt werden. Die Wiederherstellung der Stadt Marienburg allein erforderte unermeßliche Anstrengungen; Tausende von Rittern und Mannen mußten aus der Gefangenschaft losgekauft werden, wobei allein für die Herzöge Casimir von Pommern und Konrad von Oels ein Lösegeld von je 100,000 Schock Groschen gezahlt werden mußte. Zudem forderten die verarmten Unterthanen Lebensunterhalt, die Söldnerhaufen ihre Löhnung. Selbst Könige und Fürsten stellten drohend harte Forderungen an den entleerten Ordensschatz, während die Meister und Komthure des Ordens nur Vertröstungen und entmuthigende Ausflüchte, aber keine Unterstützung für die Ordenskasse hatten. Dieß und hundert andere Wirrnisse und Zerrüttungen umgaben den neuen Hochmeister von allen Seiten. Und doch berichten die Jahrbücher des Ordens aus jener Zeit, wie er neue Städte, Dörfer und feste Schlösser aus den Aschenhaufen emporführte, die leeren Zeughäuser und Speicher füllte, dringende Wünsche seines Volkes zu befriedigen suchte, verletzte Gerechtsame neu befestigte, die niedergedrückten Gewerbe hob, dem Handel neue Wege des Verkehrs öffnete, verrottete Gewohnheiten und Mißbräuche abschaffte und strenge Gesittung dafür im Orden hervorrief etc. – Dieß Alles erforderte durchgreifende Maßregeln und außerordentliche Mittel. Neue Steuern mußten erhoben, Städten und Dörfern erhöhte Leistungen auferlegt, Jedermann, vom höchsten Beamten bis zum letzten Unterthan, mit Abgaben belastet, kostspielige [577] Aemter eingezogen und sogar die Münze verschlechtert werden. Mißwachs, Theurung, Krankheiten und Landplagen aller Art steigerten das Elend. Oft lag der Hochmeister vor dem Altar seiner Kapelle im Gebet um Ausdauer und Rettung. – Und was war der Lohn des großen Mannes – Neid und Verleumdung, Haß und Rache von Solchen, denen seine strengen Gesetze, sein Streben nach Ordnung, Strafe diktirt, Aemter entzogen oder sonstige Pläne vereitelt hatten. Es entspann sich eine schonungslose Verschwörung, der kein Mittel zu ruchlos war, den Gefürchteten zu stürzen. Meister und Komthure vereinigten sich wie Banditen, um, wenn es nicht durch Ränke gelänge, dem Wirken des Hochmeisters durch Gift und Dolch ein schnelles Ziel zu setzen. An der Spitze dieser Verschwörung stand der Ordensmarschall Michael Küchmeister von Sternberg. Es gelang ihm, den ganzen Orden gegen seinen Retter aufzubringen, bis am 14. Oktober 1413 der würdige Mann seines Amtes entsetzt und in die Verbannung gestoßen wurde. Michael Küchmeister schwang sich auf den Hochmeisterstuhl, nachdem er seinen großen Vorgänger auf die dürftige Komthurei der Engelsburg verwiesen. Aber auch hier erschien er ihm noch zu gefährlich, darum ließ er ihn, wenige Monate später, nach der Veste Brandenburg am frischen Haff bringen und dort einschließen in enge Kerkerzelle. Ganz Deutschland nahm Theil an dem Schicksal des edlen Mannes. Seine Verwandten, die Grafen von Schwarzburg und die Herren von Plauen und Gera, sandten Bittschriften an den neuen Hochmeister, sowie später an den Kaiser, von schweren Anklagen gegen Michael Küchmeister von Sternberg begleitet, ohne irgendwo Etwas zu erreichen. Erst der Nachfolger desselben, Paul von Rußdorf, welcher im J. 1422 als Hochmeister eintrat, brachte dem gefangenen Helden die Freiheit. Er machte es zu seiner ersten schönen Handlung, den längst auch von ihm beklagten gefangenen Hochmeister aus dem Kerker zu führen und durch Gewährung eines guten Amtes und Jahrgehalts den Abend seines Lebens ruhiger zu gestalten. Im J. 1429 starb er in der Burg Lochstädt am frischen Haff, die ihm zum Wohnsitz angewiesen war. – In der St. Annenkapelle zu Marienburg, der Gruft der Hochmeister, steht noch ein einfacher Grabstein mit der Inschrift: „In der Jahrzahl Christi 1429 da starb der ehrwürdige Heinrich von Plauen.“ – Der Orden hat sich seitdem nie wieder erholt. Durch die gewaltsame Entsetzung gerade dieses Hochmeisters hatte er selbst seine Lebensader durchschnitten. Wenige Jahrzehnte später verließ der vierte Nachfolger Heinrichs weinend die Marienburg und sie sah nie einen Hochmeister wieder. Von dem Kriegsvolke wurde sie an Polen verkauft, dem sie drei Jahrhunderte hindurch sammt dem ganzen weiten Ordensgebiete in Preußen gehörte, bis es mit seinem gegenwärtigen Regentenhause vereinigt wurde.

Urkunden im Archiv zu Königsberg und dem des Fürstenhauses Reuß j. Lin. Voigt’s Gesch. v. Preußen. Biogr. im Triest. Lloyd 1855 von F. H.