ADB:Hensler, Peter Wilhelm
Phil. Gabriel Henslers (s. u.) geb. zu Preetz in Holstein am 14. Febr. 1742, kurz vor dem Tode seines Vaters. Die Mutter leitete mit wenigem Vermögen, unterstützt namentlich vom Gräfl. Rantzauischen Hause, sorgfältig die Erziehung ihrer Kinder. Seit 1759 auf dem Altonaer Gymnasium vorbereitet, studirte H. danach bis 1763 die Rechte zu Göttingen und Kiel, lebte einige Zeit auf Ascheberg bei Plön im Hause des Grafen Rantzau und dann in Altona, wo er ein kleines Steueramt bekleidete. Er wohnte hier im selben Hause mit Struensee, der damals nach kaum zurückgelegtem Examen Stadtphysicus in Altona ward und dort mit dem jüngeren Ascheberger Rantzau, seinem nachmaligen Gegner, eng befreundet ein genial leichtfertiges Leben führte. Der nahe Umgang dieser geistvollen, aber tief frivolen Männer, für einen jungen Mann von Talent, wie H., ohne Zweifel ebenso [8] verlockend wie bedenklich, erklärt manchen Zug in Henslers Poesien, namentlich seine böse Zunge, wo er auf die Frauen zu sprechen kommt. Mit Männern lebend, die nur an leichtfertigen Frauen Gefallen hatten, scheint er sich die Vorstellung gebildet zu haben, als ob alle Frauen von gleichem Schlage seien. Nachdem er danach kurze Zeit dem Amtmann von Levetzow zu Reinfeld als Secretär gedient hatte, ließ er sich 1766 zu Stade als Advocat nieder, gewann bald eine einträgliche Praxis und ward Landsyndicus der Stände des Herzogthums Bremen. Seit 1772 mit einer Tochter Jul. Gust. Alberti’s (Bd. I. S. 213) verheirathet, erlag er schon am 29. Juli 1779 einem hitzigen Fieber. – Er galt seinen Zeitgenossen für einen schneidigen Epigrammatiker. Wir finden ihn unter den Dichtern des Boieschen Musenalmanaches von 1773. Doch gehört er darum nicht etwa zu den Hainbündlern oder den Barden. Ueber die Letzteren spöttelt er vielmehr, z. B. in seinem „Lied der Lieder“: „Bald heb ich mich auf Bardenstelzen und fahr im Dunkel hoch daher – laß Welten trümmern, Sonnen schmelzen, wenns auch nur fürs Costüme wär“. Sein Wesen ist vielmehr grundnüchtern; hat er in Göttingen überhaupt literarischen Einfluß erfahren, so ist es jedenfalls nur derjenige Kästners, dem er in seinen „Sinngedichten“ am nächsten steht. Diese sind in der That nicht ohne scharfen Witz und oft von guter Laune. Seine „Erzählungen und Gedichte“ aber, wenn auch nicht ohne Talent, sind doch nur stroherne Blumen, auf unfruchtbarem Boden gewachsen. Von dem Geiste, welcher mit Klopstock und Lessing zu den Höhen der Dichtung führte, ist H. völlig unberührt geblieben. – Seine Gedichte erschienen zerstreut in Musenalmanachen, in den „Unterhaltungen“, im Wandsbecker Boten u. s. w. Nach seinem Tode sammelte sein Bruder sie („Gedichte von P. W. H.“ 1782) und fügte ihnen im Vorbericht eine Biographie des Bruders hinzu. – H. verfaßte noch das (von Goedeke im Grundr. S. 882 unter der Wertherliteratur aufgeführte) Schauspiel „Lorenz Konau“ (1776). Zu Bode’s Deutschem Museum lieferte er einen Aufsatz über den deutschen Kanzleistyl (1779). Seine Wittwe heirathete später Reichardt.
Hensler: Peter Wilhelm H., ein Bruder