ADB:Herberstorff, Adam Graf von

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Artikel „Herbersdorf, Adam Freiherr von“ von Felix Stieve in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 29–30, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herberstorff,_Adam_Graf_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:48 Uhr UTC)
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Herbersdorf: Adam Freiherr von H., auf Kalsdorf. Geb. am 14. April 1585 zu Kalsdorf in Steiermark, Sohn Otto’s Freiherrn v. H. und der Benigna von Lengheim. Von 1599 an studirte er zu Lauingen und zu Straßburg. Dann brachte er drei Jahre in der Umgebung der Söhne des Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg zu. Später erwarb er in dessen Gebiet das Gut Teublitz und wurde zum Pfleger von Beratzhausen bestellt. Nachdem Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm 1614 die Regierung angetreten hatte, wurde H., der wie jener zum Katholicismus übertrat, dessen Geheimrath und Statthalter im Herzogthume [30] Neuburg, wo er die Herstellung des Katholicismus trotz dem Widerstreben der Landstände eifrig und nachdrücklich förderte. 1619 warb er für Herzog Maximilian von Baiern eine Compagnie, 1620 ein Regiment deutscher Kürassiere in den Jülicher Landen und führte dieselben als Oberst bei dem Kriegszuge gegen Oberösterreich. Nach der Unterwerfung des Erzherzogthums wurde er vom Kaiser Ferdinand II. und von Herzog Maximilian, dem das Land verpfändet ward, zum Statthalter ernannt, sowie bald auch zum Obersten zu Pferd und zu Fuß sowie zum kaiserlichen und bairischen Kämmerer und Rath. 1622 und 1623 stand er als Generalwachtmeister bei dem in Westdeutschland kriegenden Heere der Liga und führte während des Winters eine Zeitlang den Oberbefehl in Vertretung Tillys. Im Herbste 1623 kehrte er nach Linz zurück. Die Confiscationen, welche in den kaiserlichen Ländern verhängt wurden, benutzte er, um die Grafschaft Ort am Traunsee sowie die Herrschaften Pernstein und Buchheim in Oesterreich ob der Enns und die Herrschaften Tauschelin und Pittoveß in Böhmen zu erwerben. Auch die Herrschaft Schuzh in Steiermark kam in seinen Besitz. Vom Kaiser wurde er in den Grafenstand erhoben. Als Statthalter trat er den Adlichen Oberösterreichs, die der Regierung noch lange zu trotzen suchten, mit einer Entschiedenheit entgegen, die ihn gefürchtet und verhaßt machte. Den Bürgern und Bauern dagegen suchte er die sie treffenden Lasten zu erleichtern. Die zwangsweise Katholisirung des Landes widerrieth er dem Kaiser und als sie dennoch angeordnet wurde, war er bemüht, die Unterthanen durch Milde zu gewinnen. Sogar offenen Widerstand verzieh er anfangs. Als aber im Mai 1625 mehrere Gemeinden sich aufrührerisch zeigten, strafte er mit furchtbarer Strenge. Das trug wesentlich dazu bei, daß im folgenden Jahre eine allgemeine Empörung der Bauern ausbrach. Bei dem Versuche, dieselbe mit dem wenigen im Lande liegenden Kriegsvolke niederzuschlagen, erlitt er durch Hinterhalt eine vollständige Niederlage und wurde darauf von den Bauern, die das ganze Land in ihre Gewalt brachten, in Linz belagert. Drei Monate lang vertheidigte er die von Lebensmitteln und Kriegsbedarf entblößte, schlecht befestigte und schwach besetzte Stadt mit großem Geschick und Muth, bis ihn der Anzug kaiserlichen Kriegsvolkes befreite. 1627 erhielt er vom Könige von Spanien den Calatravaorden. Nachdem Oberösterreich 1628 aus der bairischen Pfandschaft gelöst worden, wurde er von Ferdinand II. zum Landeshauptmann und Geheimrathe ernannt. Bald darauf begann er zu kränkeln, wie erzählt wird, in Folge des Aergers, den er darüber empfand, daß Geldforderungen, die er an den Kurfürsten von Baiern stellen zu können glaubte, durch größere Gegenforderungen abgelehnt wurden. Am 11. September 1629 starb er zu Ort, ohne von seiner Gemahlin, Maria Salome, Freiin von Preising, der Wittwe des Reichserbmarschalls Veit von Pappenheim, Kinder zu hinterlassen.

Khevenhiller, Conterfet Kupfferstich II, 362 mit Bildniß; L. Gremmel, Geschichte des Herzogthums Neuburg und Archivalien.