ADB:Herberstein, Adam Freiherr von

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Artikel „Herberstein, Adam“ von Hans von Zwiedineck-Südenhorst in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 30–31, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herberstein,_Adam_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:04 Uhr UTC)
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Herberstein: Adam H., Sohn des Freiherrn Karl von H. (aus der älteren österreichischen Linie dieses Geschlechtes) und der Elisabet von Trautson zu Matrey, war schon 1594 mit Rudolf II. auf dem Reichstage zu Regensburg und wurde dann Kämmerer des Erzherzogs Mathias, zu dessen nächsten Vertrauten er gehörte. Als sich nach dem Friedensschlusse von Szitva-Torok die Türken weigerten, die Bedingungen desselben zur Ausführung zu bringen, erhielt Adam eine wichtige Mission an die Pforte. Mit dem Agenten Johann Rimay und „stattlichem Accompagnament“ trat er am 8. Mai 1608 die Reise nach Constantinopel an, über deren Verlauf er nach seiner Rückkehr eine ausführliche Relation an K. Mathias gerichtet hat. Ueber zwei Monate verweilte er in [31] Constantinopel und verhandelte daselbst mit den türkischen Würdenträgern über die Rückgabe der festen Plätze Neuhäusel, Weißenburg, Waizen und Filek an Mathias, sowie über die Auslieferung von Gefangenen. Die Türken producirten einen anderen Wortlaut des Friedensvertrages als die Kaiserlichen, beschuldigten den christlichen Dolmetsch der Verrätherei und absichtlicher Friedensverhinderung und trachteten in ihrer sattsam bekannten Manier den Erfolg der österreichischen Gesandtschaft zu hindern. Endlich bequemten sie sich zwar zu der Feststellung eines authentischen Textes, verzögerten jedoch die Uebergabe der Abschrift derart, daß sich H. genöthigt sah, Constantinopel zu verlassen, nachdem man ihm die Vertröstung gegeben hatte, er werde den betreffenden Act in Ofen erhalten. Aber auch dort vermochte er in den vom 3. Januar bis 22. September 1609 ausgesponnenen neuerlichen Verhandlungen nichts Definitives zu erreichen. Bei der Krönung des Kaisers Mathias in Frankfurt 1612 fungirte Adam von H. unter den ersten Hofchargen, 1618 unternahm er eine zweite Gesandtschaftsreise nach Constantinopel, über welche mir jedoch keinerlei actenmäßige Nachrichten vorgekommen sind. Als nach Ausbruch der böhmischen Rebellion Mathias Thurn in Niederösterreich eingebrochen war und Laa belagerte, sandten die katholischen Mitglieder des Landtages drei Abgesandte zu Thurn, um über die Aufhebung der Belagerung mit diesem zu conferiren. Die Gesandtschaft bestand aus dem Freiherrn Adam von H., Christof von Puchheim und Weber. Nach der Bedeutung und den staatsmännischen Erfahrungen dieser drei Herren zu urtheilen, dürfte dabei H. die Führerrolle zugefallen sein. Thurn verlangte die Räumung Laas von kaiserlichen Truppen, versprach dagegen, die Stadt nicht selbst zu besetzen, sondern abzuziehen, sobald dieselbe durch Truppen besetzt sei, welche von den niederösterreichischen Ständen in Eid und Pflicht genommen wären. Die Gesandtschaft verstand es, die Verhandlungen derart auszudehnen, daß für Ferdinand Zeit gewonnen wurde, in der wenigstens einige der versprochenen Hilfsvölker Wien erreichen konnten. Nachdem die Gesandten zweimal zwischen Wien und Laa hin- und hergereist waren, schlossen sie endlich am 29. Mai im Namen des Erzherzogs und Königs von Böhmen den Räumungsvertrag ab. – Adam von H. tritt darnach im politischen Leben nicht mehr in den Vordergrund, wir finden ihn nur noch unter den Ständegliedern, welche im Jahre 1620 persönlich die Huldigung an Ferdinand leisteten. Die häuslichen und wirthschaftlichen Verhältnisse Adams scheinen nicht ungetrübt gewesen zu sein, er sah sich genöthigt, seine Güter Gänserndorf und Treßdorf an seine Gemahlin Magdalena Katharina, eine geborne Khuen von Belasy zu verkaufen, die als ausgezeichnete Landwirthin und Güterspeculantin bekannt war. Er starb am 4. März 1626 und ruht neben mehreren seiner Vorfahren in der Stiftskirche zu St. Dorothee in Wien.

Kumar, Gesch. d. Burg u. Familie Herberstein; v. Hormayr, Taschenbuch 1826; Ersch und Gruber, Encyclopädie (Sect. II. Bd. 6); Khevenhiller, Ann. VI. und IX.; (Gindely, Dreißigjähr. Krieg, II. Bd.; Handschriftliches Material aus dem Gräflich Herbersteinschen Archive zu Graz.