Zum Inhalt springen

ADB:Hermann, Franz Jakob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hermann, Franz Jakob“ von Friedrich Fiala in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 168, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann,_Franz_Jakob&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 05:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hermann, Franz Rudolf
Band 12 (1880), S. 168 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Jakob Hermann in der Wikipedia
Franz Jakob Hermann in Wikidata
GND-Nummer 100166725
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|168|168|Hermann, Franz Jakob|Friedrich Fiala|ADB:Hermann, Franz Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100166725}}    

Hermann: Franz Jakob H., verdienter schweizerischer Geschichtsforscher und Förderer gemeinnütziger Bestrebungen. – Geboren am 23. April 1717 in Solothurn, der Sohn eines aus Buesweiler im Elsaß eingewanderten Tischlers, verlor H. früh seinen Vater und wurde von der Mutter schlicht und fromm erzogen. Seine Bildung empfing er am Jesuitencollegium der Vaterstadt. Als er 1740 Priester und Kaplan am Collegiatstifte St. Urs und Victor daselbst geworden, war es sein unablässiges Bestreben, Bahn zu brechen für die Ideen der Neuzeit zur Förderung der Bildung und alles Guten und Gemeinnützigen in seiner Vaterstadt. Er ward 1761 der Gründer und langjährige Secretär einer ökonomischen Gesellschaft, welche sich mit Verbesserung der Landwirthschaft und Industrie, mit Volkshygieine und Reorganisation des Schulwesens beschäftigte und als eigentliches Organ zur Umgestaltung des gesammten Kulturlebens in Stadt und Kanton thätig war, welche auch außer der Schweiz bis nach St. Petersburg durch Diplome und Correspondenz Anerkennung fand. In gleichem Sinne war H. 1761 einer der Begründer der helvetischen Gesellschaft in Schinznach, in der sich die Männer einer neuen Zeit aus der ganzen Schweiz vereinigten und an die Bodmer, Geßner, Hirzel, Zellweger etc. als Freunde und Ehrenmitglieder, aus Deutschland Pfeffel, Hofrath Schlosser, Lerse, Fichte und viele Andere sich anschlossen. Im J. 1763 ward H. der Schöpfer der solothurnischen Stadtbibliothek; er gab seine eigene Büchersammlung als erste Grundlage, er stöberte aus staubigen Winkeln alte werthvolle Schriften auf, er veranlaßte bedeutende Bücherschenkungen, er sammelte ein Münz- und Medaillencabinet und war bis zum Tode der unermüdlich fleißige Bibliothekar. Sogar eine Theatergesellschaft wußte der nach allen Seiten hin thätige Mann ins Leben zu rufen und für dieselbe dichtete er sein Drama „Das großmüthige und befreite Solothurn“ (Solothurn 1755), Scenen aus der vaterländischen Geschichte in meistens ächt dramatischer Gestaltung und edler, schöner Sprache. Damit verband H. ernste historische Studien. Er gedachte eine auf streng quellenmäßige Forschung fußende Geschichte der Stadt und des Kantons Solothurn, ebenso eine Reformationsgeschichte der Schweiz zu verfassen; allein wenn auch die Ausführung seines Planes nicht über eine in Manuscript vorhandene reichhaltige Materialiensammlung und seine volksthümliche Darstellung der „Vaterländischen Geschichte der Stadt und Landschaft Solothurn“ (bis zum J. 1348) im Solothurner Kalender 1778–1788 gediehen ist, so hat er doch auch hierin wieder Bahn gebrochen und dem von ihm für Geschichtsstudien angeregten jüngeren Freunde, dem verdienstvollen Forscher Joseph Lüthy, ein geistiges Erbe zum Weiterbau hinterlassen. Ueberhaupt hatte H. gegen das Ende seines Lebens die Freude, von ihm herangezogene junge Männer zu einer litterarischen Verbindung zu vereinigen, die eifrig sich mit der neuauflebenden deutschen Litteratur beschäftigte und in dem Solothurner Wochenblatt seit 1786 die ersten Ergebnisse ihrer Muße niederlegte. So war H. alt geworden, in seinem äußeren Leben einfach und anspruchslos – er hatte es nicht weiter als 1761 zum Cantor an seinem Stifte gebracht – aber ein Mann von reichem geistigen Wesen, von reicher Wirksamkeit in beschränktem Kreise. H. starb am 18. December 1786; er hinterließ an baarem Vermögen einen Neuthaler, alles Andere hatte er für seine Armen und für seine Bücher verwendet.

L. Glutz-Hartmann, Die Stadtbibliothek. Ein Stück solothurnischer Culturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Mit Hermanns Bildniß. Solothurn 1879.