Zum Inhalt springen

ADB:Hermes, Johann August

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hermes, Johann August“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 198–199, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermes,_Johann_August&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 198–199 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann August Hermes in der Wikipedia
Johann August Hermes in Wikidata
GND-Nummer 11752011X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|198|199|Hermes, Johann August|Carl Bertheau|ADB:Hermes, Johann August}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11752011X}}    

Hermes: Johann August H., evangelischer Theologe der Aufklärungszeit, wurde am 24. August 1736 zu Magdeburg als Sohn eines Predigers geboren, war Schüler zu Klosterbergen, das damals unter dem Abte Steinmetz blühte, und bezog dann die Universität Halle. Schon auf der Schule, noch mehr aber in Halle, wo er durch den älteren Knapp am Waisenhaus Beschäftigung bekam, fühlte er sich von dem damals herrschenden Pietismus abgestoßen; er wandte sich darauf immer entschiedener der aufkommenden sogen. freieren Richtung zu, die an ihm einen in weiten Kreisen geachteten Vertreter gefunden hat. Nachdem er seit dem J. 1757 einige kleinere Pfarrämter im Mecklenburgischen bekleidet hatte, ward er im J. 1765 Propst zu Wahren daselbst. Hier gab er „Wöchentliche Beiträge zur Beförderung der Gottseligkeit“ heraus. Als er in diesen die kirchliche Lehre von dem stellvertretenden Leiden Jesu angriff und nicht lange darauf die Frage, ob Christus für die zeitlichen Strafen unserer Sünde genug gethan habe, in verneinendem Sinne behandelte, leitete das Consistorium, bei dem er verklagt worden war, im J. 1773 eine Untersuchung gegen ihn ein. Während diese schon im Gange war, aber weil H. krank wurde, nicht weitergeführt werden konnte, erhielt er einen Ruf als Pastor nach Jerichow bei Magdeburg, kam dann im J. 1777 nach Ditfurth bei Quedlinburg und von hier im J. 1780 als Oberprediger und Consistorialrath nach Quedlinburg. Zu Ditfurth hatte er sein bekanntestes Werk, das „Handbuch der Religion“, ausgearbeitet, das zuerst im J. 1779 erschien und hernach noch drei Auflagen erlebt hat, auch in mehrere fremde Sprachen übersetzt ist. Eine französische Uebersetzung verfertigte die Königin Elisabeth Christine von Preußen (vgl. Bd. VI. S. 36). H. wollte in diesem Buche gebildeten Lesern eine klare Ansicht von der Religion überhaupt und ihren einzelnen Lehren geben. Die gute Aufnahme, die es fand, bezeugt, daß es damals dem Bedürfnisse vieler entsprach; er dankt diesem Buche auch wegen des Antheiles, mit welchem die Aebtissin Amalia es gelesen hatte, seine Beförderung nach Quedlinburg. Hier wurde er [199] dann, als Friedr. Eberh. Boysen († 4. Juni 1800; vgl. Bd. III. S. 226 f.) im J. 1799 pensionirt war, Oberhofprediger und Pastor der Stiftsgemeinde. Als das Consistorium im J. 1808 aufgelöst wurde, ward er Superintendent (im Königreich Westfalen). Im J. 1812 ward er als Pastor pensionirt, behielt aber, auch als Quedlinburg wieder preußisch wurde, die Consistorialgeschäfte, bis er wegen zunehmenden Alters im J. 1821 auch von diesen dispensirt wurde. Er starb, 85 Jahre alt, am 6. Januar 1822. – In seinem „Handbuche der Religion“ hat er auch vier eigene Lieder veröffentlicht, von denen eines, ein Unsterblichkeitslied, schon 1772 in seinen „Beiträgen“ erschienen war. Im J. 1787 gab er für das Stift Quedlinburg ein Gesangbuch heraus, in das er seine eigenen Lieder mehrfach überarbeitet aufnahm. Sein Unsterblichkeitslied, das in der letzten Ueberarbeitung, die er ihm zu Theil werden ließ, mit den Worten: „Ich lebe nicht für diese Erde“, beginnt und das man an seinem Grabe sang, und sein Passionslied: „Ach sieh ihn dulden, bluten, sterben“, finden sich noch in mehreren neueren Gesangbüchern.

Sein Freund A. H. Niemeyer veröffentlichte einen Nekrolog von ihm in Vater’s Jahrbuch der häuslichen Andacht u. s. f. für das Jahr 1823. – Heinrich Döring, Die deutschen Kanzelredner des 18. und 19. Jahrhunderts, S. 124 f., wo sich auch ein Verzeichniß seiner zahlreichen Schriften befindet. Rambach, Anthologie, Bd. V. S. 282 ff.; hier die beiden angeführten Lieder. Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f. 3. Aufl. Bd. VI. S. 247 f.